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#snmuc - Social Media in der Politik

Wieder einmal lud das Social Network Munich (#snmuc) zu einem Diskussionsabend ein, diesmal zum Thema Social Media in der Politik.

Natürlich waren wir bei diesem interessanten und schwierigen Teilbereich der Social Media anwesend. Diesmal wurde als Örtlichkeit die Bar Niederlassung in der Buttermelcherstr. 6 gewählt, ihres Zeichens "die gemütliche Sofabar im Gärtnerplatzviertel in München mit über 60 Sorten Gin".

Die meisten Abgeordneten haben inzwischen auch gemerkt, dass man über die sozialen Medien viele neue Wähler gewinnen und bestehende besser erreichen kann. Gemäß der UdL DIGITAL nutzten bereits im Juli 2013 95,1% aller Bundestagsabgeordneten diese Kanäle - leider meist privat oder eher schlecht als recht. Daher waren wir sehr gespannt, was Dorothee Bär, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, sowie Vorsitzende des CSU-Netzrates und des CSUnet, zu diesem Thema erzählen kann und wie sie mit den Medien umgeht. Sie selbst ist aktiv auf Twitter und Facebook unterwegs, lässt sich aber beruflich ( Fanseite und Homepage) von einem Social Media Team unterstützen.

Die Rolle von Social Media in der Politik

Gemäß Frau Bär kann man zwar heute "keinen Blumentopf mehr damit gewinnen", aber man sollte auf jeden Fall mit dabei sein. Sie selbst plädiert für eine persönliche Note auf den Kanälen, man sollte es also selbst machen, denn nur dadurch findet eine Interaktion mit den Wählern statt, die sie für wichtig empfindet. Ob eine Homepage oder die klassischen Plakate heute noch die gewünschte Wählerschaft erreichen, nachdem vieles in die Social Media Kanäle abgewandert ist, kann sie jedoch auch nicht sagen. Aus ihrer Sicht bringen die Plattformen keinen ökonomischen Nutzen für Abgeordnete, denn die wenigsten ihrer Follower oder Fans kommen auch aus ihrem Wahlkreis und Zahlen wie beim Obama-Wahlkampf seiner Zeit werden in Deutschland bei weitem nie erreicht werden, aber es hat dadurch ein Umdenken statt gefunden. Ihrer Meinung nach, sind die Social Media Kanäle vor allem dann sinnvoll, wenn die Inhalte durch die Printmedien wieder aufgegriffen und dadurch weiter gestreut werden. Die Printmedien profitieren wiederum von diesen Kanäle, da hier jeder Abgeordnete seinen eigenen Input zur Verfügung stellt, die diese wiederverwenden können, wenn sie es für interessant halten. Man muss aber nicht mit jedem Inhalt auf die Printmedien aktiv zu gehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Icebucket Challenge für ALS Association, welche von den Printmedien aufgenommen wurde.

. @inFranken @hahnflo @jochenschweizer @DWoehrl Erstmal Photobeweis. #alsicebucketchallenge pic.twitter.com/7nzvTNWNAM

- Dorothee Bär (@DoroBaer) 23. August 2014

Trotz des wohl geringen ökonomischen Nutzens in der Poltik zwingt Dorothee Bär gern anderen Kollegen diese Kanäle auf und gibt Schulungen dafür, denn nur durch sie wird die Politik erlebbar für alle und ermöglicht Transparenz. Schwierig hierbei sei einzig die Grenze der Transparenz hin zur Privatsphäre, wo beginnt diese? Häufig wird Politikern auch gern eine Privatsphäre einfach abgesprochen. Die Auswahl der Inhalte, ob auf der privaten oder beruflichen Seite sowie die Menge der Posts/Tweets sind bei Frau Bär eine Bauchentscheidung, da kann es schon mal vorkommen, dass die Inhalte nicht immer optimal sind. Dabei verwies sie auf ihren Kommentar zum Kleid von Bettina Wulff auf der Fürstenhochzeit in Monaco und die folgenden Auswirkungen bis hin zu den Printmedien. In Sachen berufliche Posts/Tweets vertraut sie auf das Können ihrer Mitarbeiter. Einzige Bedingung in Sachen Inhalt ist das Heraushalten ihrer Kinder aus diesen Medien - zumindest als Bilddatei, hin und wieder berichtet sie selbst auch mal über diese.

Publikumsfragen

Im Bezug auf die Nutzung von Twitter in der Politik konnte Frau Bär einen stetigen Anstieg feststellen. Interessant sei auch die Art und Weise wie Kollegen in Sitzungen auf die sozialen wie auch die Printmedien reagieren. Sobald nur eine Kamera - und sei es nur für ein Foto - im Raum ist, ändert sich deren Verhalten und die Atmospähre in positivere Bahnen. Auch der Aussage, dass die Regierung eine Legislaturperiode bei Entscheidungen bezüglich Urheberrecht sowie der Digitalen Agenda hinterherhinkt, musste sie zustimmen. Sie verwies dabei aber auch darauf, dass solche Themen immer mit allen Resorts abgestimmt werden müssen, was Zeit benötigt. Dass sich der politische Nachwuchs nicht mit diesem Thema befasst, führte sie darauf zurück, dass für diesen der Umgang mit den neuen Medien so normal ist, dass ihnen nicht bewusst ist, dass man hier sicher noch einiges ändern müsste. Im Bezug auf die Digitale Agenda befürwortet sie den Ansatz, dass jeder Bauernhof ein Breitbandglasfaserkabel erhalten soll, was nicht zuletzt an ihrem Wahlkreis liegt.

Eine weitere Frage zielte darauf, ob Frau Bär weitere Social Media Kanäle nutzen würde. Sie verwies darauf, dass sie bereits Accounts bei Xing, Facebook (seit 2008) und Twitter (seit 2010) hat, die offiziellen Kanäle von Mitarbeitern befüllt werden und sie Instagram für sich entdeckt hat, weitere aber wenig Sinn für ihre Arbeit machen würden. Twitter ist für sie der perfekte Nachrichtenticker. Sehr interessant war auch ihre Antwort auf das Thema Umgang mit Kritikern und Zensur, worauf sie ehrlich auf den SPAM-Blocker verwies und meinte, dass sie ihn zwar nicht häufig verwendet, es manchmal aber einfach nötig sei. Das Themen in Twitter aufgeblasen werden, konnte sie nicht bestätigen, meinte aber das einige Themen da einfach emotionaler als in der Realität besprochen werden.

Die letzte Frage bezog sich nochmal auf den Schutz der Privatsphäre ihrer Kinder und wie sie damit in Zukunft umgehen wird. Grundsätzlich sieht sie dieses Thema als schwierig an, da man den eigenen Kindern schwerlich die Social Media verbieten kann, wenn man selbst darin aktiv ist, sie versucht deren Nutzung aber weitmöglichst herauszuzögern. Außerdem ist es kaum möglich die Verbreitung von Bilddatei ihrer Kindern in den Medien zu verbieten, da es schon allein durch Auftritte bei öffentlichen Veranstaltungen immer wieder dazu kommt, dass ihre Kinder in den Printmedien mit abgelichtet werden.

Fazit

Im eher schummrigen Ambiete der Niederlassung liesen sich einige interessante Fragen zur Nutzung der Social Media Kanäle in der Politik beantworten und Dorothee Bär machte darüber hinaus einen sehr sympathischen und offenen Eindruck. Sicherlich gibt es noch immer die ein oder andere offene Frage, die man ihr gewiss auch via Facebook oder Twitter stellen kann und beantwortet bekommen wird.

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