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Enterprise 2.0 - Theorie und Praxis zur erfolgreichen Transformation (SMCMUC)

Enterprise 2.0 - das Social Business der Gegenwart für eine bessere Zukunft des eigenen Unternehmens war Thema des Social Media Club München (SMCMUC) am 07.07.2014 in den Räumen von Metaio, die sich im Bereich Augmented Reality einen Namen gemacht haben und den SMCMUC tatkräftig unterstützen.

Unter dem Motto "Enterprise 2.0 - Theorie und Praxis zur erfolgreichen Transformation" veranstaltete der SMCMUC wieder einen von in regelmäßigen Abständen statt findenden Vortragsabend, an dem auch wir von Greye Consulting anwesend waren. Josh Billings (Schriftsteller) meinte: "Erfahrung vermehrt unsere Weisheit, verringert aber nicht unsere Torheiten" - daraus schließen wir, dass es hilft die gemachten Erfahrungen auszutauschen, um eben diese Torheiten einzugrenzen. Genau das hat sich der SMCMUC, welcher bereits seit 2009 existiert, auf die Fahne geschrieben - die "Förderung des Erfahrungsaustauschs rund um Social Media" und an diesem Abend speziell zu Enterprise 2.0.

Gemäß Wikipedia bezeichnet Enterprise 2.0 (oder auch Social Business) im engeren Sinn den Einsatz von sozialer Software zur Projektkoordination, zum Wissensmanagement und zur Innen- und Außenkommunikation in Unternehmen. Diese Werkzeuge fördern den freien Wissensaustausch unter den Mitarbeitern; sie erfordern ihn aber auch, um sinnvoll zu funktionieren. Im weiteren Sinn umfasst der Begriff nicht nur die Werkzeuge selbst, sondern auch die Tendenz der Unternehmenskultur weg von der hierarchischen, zentralen Steuerung und hin zur autonomen Selbststeuerung von Teams, die von Managern eher moderiert als geführt werden. Man kann hier also von einem Umdenken innerhalb eines Unternehmens reden, eine Veränderungen im Bereich Philosophie wie auch Technologie, um das Unternehmen an derzeitige Marktwandlungen zukunftsträchtig anzupassen.

Hierfür lud der SMCMUC zwei Sprecher ein, die das Thema dem Publikum nicht nur näher bringen, sondern auch Grundlage für eine Diskussion darstellen sollten.

Zu Beginn gab Christoph Bauer, Consultant / CIO Advisory Services bei Capgemini Consulting, einen Einblick darüber, ob man nun Social Media 2014 als Big Deal oder eher herbe Enttäuschung sehen sollte. Er selbst beschäftigt sich seit sechs Jahren mit Themenfeldern rund um das "Social Business" und kam zu der Antwort, dass man weder die eine noch die andere Seite entscheidet klären kann, da es zu beiden viele Studien gibt, jedoch alle eher unklare Aussagen machen.

Er führt diese Entwicklung darauf zurück, dass Marketing schon immer das Zugpferd für "Social" war, aber dieses auch einige Schwäche inne hat, die sich nun nach und nach aufzeigen. Social Media wie auch Enterprise 2.0 ist nie nur eine kurfristige Entscheidung, sondern braucht Zeit, um sich zu entfalten. Bisher wurde auch viel zu stark der Fokus auf die Aussenwirkung anstatt auf die innere "Exzellenz" gelegt. Besonders gut wurde dies von ihm anhand der bereits veröffentlichten Anzahl von Büchern zu den Themen Marketing und Internal Communication bzw. Company Culture aufgezeigt. Während die Veröffentlichungen für Marketing im letzten Jahrzehnt steil nach oben gingen, blieben die anderen Themen bei Null. Dabei sind es genau diese, die Marketing wie auch der Support, die IT, das HR - insbesondere das interne Personalmarketing - sowie R&D entscheidend im Erfolg unterstützen.

Durch die Änderung hin zum Social Business, also einer Enterprsie 2.0, soll die Menschlichkeit zurück ins Unternehmen gebracht werden, es soll altes und starres hierachisches Führungsverhalten in ein Miteinander umwandeln, um die Vernetzung der einzelnen Bereiche sichern zu können. Social Software wird dabei nur als Trägermedium genutzt, wichtiger ist der kulturelle Wandel innerhalb des Unternehmens.

Um dies umzusetzen, kommt man nicht umhin drei Bereiche des Unternehmens zu untersuchen: People, Plattforms und Processes. Christoph Bauer unterscheidet dabei in verschiedene Phasen. People In Phase 1 befinden sich viele Großunternehmen - man arbeitet noch immer eher gegeneinander und erhält wenig bis keine Unterstützung durch die Führungskräfte. Unternehmen, die bereits in Phase 2 sind, haben die Idee der Enterprise 2.0 bereits erkannt, sehen es jedoch noch immer entkoppelt vom eigentlichen Unternehmen, da die Einführung der Prozesse fehlt. Es gibt hier eine passive Führung, wobei das mittlere Management an Macht verliert und diesen Gedanken als sehr unangenehm empfindet. Phase 3 ist eher die Zukunft und bisher kaum umgesetzt. Hier ist die Teamorientierung sowie ein kollektives Denken der Mittelpunkt, auch die Hierachie ansich ist gemildert. Plattforms Für Unternehmen der Phase 1 sind diese Plattformen ein unbekanntes Medium, in Phase 2 ist das Unternehmen schon in der Findungs- und Experimentalphase. Sobald die Plattformen zur Unterstützung von Prozessen dienen, befindet sich das Unternehmen in Phase 3. Den Summit, den Christoph Bauer als Phase X bezeichnet, da nicht absehbar, wann dies genau geschieht, hat ein Unternehmen erreicht, wenn sie die Plattformen nach Relevanz sortieren können und beispielsweise smarte Dashboards einsetzen.

Processes Zu Beginn stehen das Sammeln von Ideen und/oder Crowdsourcing - möglichst mit Mitarbeitern aus allen Bereichen des Unternehmens.

Danach ist unbedingt ein Feedback mit entsprechendem Feinschliff nötig. Wenn dies geschehen ist, kann man ins Testing/Forecasting übergehen, um darauf hin ein Release starten zu können. Als ein gutes und kostenloses Tool für die Prozessentwicklung erwähnte Christoph Bauer Trello.

Natürlich darf man in dem Zusammenhang nie vergessen auch die Benefits zu erwähnen, die für das Unternehmen wichtig sind, um den Umwandlungsprozess überhaupt in Gang zu setzen. Hierzu zählen die Steigerung um 20-25% der Produktivität, 30% weniger Mails oder auch eine Steigerung der Profitabilität um 26%. Außerdem wünschen inzwischen 4 von 10 Unternehmen eine effiziente Collaboration und 58% der Mitarbeiter in einem Unternehmen (Zahlen aus den USA) wollen Social.

Als ultimatives Ziel des Social Business sieht Christoph Bauer die Happiness und damit verbunden eine Erhöhung der Menschlichkeit und so eine bessere Transparenz im Unternehmen.

Die anschließenden Fragen und Bedenken konnten gezielt durch ihn sowie auch einige Erfahrungsberichte aus dem Publikum geklärt werden, sodass direkt im Anschluß Stephan Grabmeier, Gründer und Geschäftsführer der Innovation Evangelist GmbH, zu seinem Vortrag durchstarten konnte. Sein Unternehmen berät und coacht Vorstände zu Social Enterprise und hilft ihnen schneller zu innovieren. Er ist anerkannter Vor- und Querdenker zur Zukunft der Arbeit und einer der wenigen Experten weltweit der Enterprise 2.0 für einen Weltkonzern wie die Deutschen Telekom AG in Linienverantwortung eingeführt und umgesetzt hat.

Auch er stellte zu Beginn deutlich heraus, dass der Markt inzwischen viel komplexer und vernetzter geworden und es daher unabdingbar ist, dass sich auch die Unternehmen dahingehend anpassen und das alte Managementsystem ablegen. Eine von vielen Zukunftsideen könnte die Wahl der Führungskräfte durch die Mitarbeiter sein, denn nur wenn es innerhalb eines Unternehmens funktioniert, kann es dies auch außen sowie vice versa.

Warum es immer wichtiger wird ein Social Business einzuführen, zeigen auch die Zahlen von Gartner Inc. diesem Thema, welche besagen, dass 80% der Unternehmen ihr Ziel in Sachen Social Networks nicht erreichen, da sie diese noch immer als isoliertes Thema sehen und nicht verhaltensorientiert agieren, der transformatorische Ansatz ist in diesen Unternehmen nicht gegeben.

Sein Unternehmen hat daher ein 5 Stufen Programm entwickelt, um die von ihm betreuten Unternehmen zu einer Enterprise 2.0 zu machen. Stufe 1 ermittelt mit einer Social Business Readisness Matrix den aktuellen Stand. Wo sind die Mitarbeiter, die IT, wie sieht die Kommunikation innerhalb des Unternehmens aus? Um die Business Strategie und das Social Business dreht es sich bei Stufe 2 - welche Ziele, welcher Nutzen wird verfolgt? Diese Bereich ist den meisten Unternehmen das größte Problem. Es müssen die Schnittstellen von Mensch zu Mensch verbessert werden und dabei ist ganz stark die Mitwirkung des Human Ressource Management gefragt. Als besonders positive Beispiele wurden dabei Bosch für seine Stratgie der Organisationsentwicklung oder auch der Axel Springer Verlag für sein connect-Progamm, welches nur deshalb vom Betriebrat genehmigt wurde, weil auch der Vorstand sein Commitment gegeben hat, genannt. Auch interessant ist dazu die Studie der Centrestage AG in Sachen Enterprise 2.0, die auf der Basis von 72 Fallstudien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz der Stand der Einführung bereits 2010 untersucht haben. Aufgrund zahlreicher interessanter Fragen und Diskussionen zur Stufe 2 konnten die Stufen 3 - Technologien, Stufe 4 - Change Community Enablement und Stufe 5 - KPI/Measurement von Stephan Grabmeier nicht mehr ausführlich erläutert werden, jedoch sollen die Folien seines Vortrag demnächst in der Xing-Gruppe des SMCMUC veröffentlicht werden.

Update 10.07.2014: Inzwischen ist die Präsentation online, einfach hier klicken.

Das Thema ist sehr umfangreich und wie schon der Abend gezeigt hat, der von 19-22 Uhr viel zu kurz angesetzt war, gibt es hier eine Menge Informations- und Diskussionspotenzial. Sicher wäre es interessant hier noch eine Anschlussveranstaltung mit noch mehr Praxisbeispielen zu generieren. Zusammenfassend kann man sagen, dass alle Teilnehmer der Veranstaltung neue Eindrücke mit heim bzw. ins eigene Unternehmen mitnehmen konnten und der Abend wieder einmal als sehr gelungen bezeichnet werden kann.

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