1 subscription and 0 subscribers
Article

Equal Pay Day in München

Am 21.03.2014 fand der Equal Pay Day (EPD) in München statt. Dieses Mal ging es um das Thema „Erfolgreiche Frauenförderung und Entgeltgleicheit in Unternehmen". Hierzu wurde bereits am späten Nachmittag zur „Kollektiven Strickaktion mit KOMMANDO AGNES RICHTER" vor dem Rathaus aufgerufen, bei welcher eine überdimensionale Geldbörse aus Absperrband mit Luftmaschen gestrickt wurde. Musikalische Unterstützung erhielt diese Aktion von Stockwerk: Orange. Eine Video dazu gibt es bereits auf Youtube. Zur gleichen Zeit stellte der Großteil der EPD-Bündnispartnerinnen ihre Netzwerke nebst Informationen über Lohngerechtigkeit im Münchner Rathaus vor. Inzwischen hat der EPD 52 Bündnispartnerinnen ( Übersicht PDF-Datei). Besonders gefreut haben sich die Veranstalter über das rege Interesse der Münchner Parteienvertreter, welche ALLE anwesend waren, um sich zu informieren.

Um 18 Uhr startete außerdem noch eine Podiumsdiskussion mit Holger Blannarsch, Leiter Corporate HR der K+S AG, Margit Berndl, Vorstand der Paritätische in Bayern, Yvonne Molek, Managing Director Wilde & Partner, Medienagentur und Eva Welskop-Deffaa, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Moderiert wurde die Diskussion von Sissi Pitzer des BR München.

Leider konnte die Schirmpatin Christine Strobl, 2. Bürgermeisterin München sind anwesend sein, sodass Lydia Dietrich, Vorsitzende der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen München, die Einführung übernehmen musste. Frau Dietrich bedankte sich recht herzlich für die rege Teilnahme an der Strickaktion sowie der vielen Anwesenden im Raum. Sie bedauerte, dass vor allem die junge Generation noch immer fehlt. An dieser Stelle muss ich als Schreiber auch hinzufügen, dass Frauen unter 40 fast gar nicht vertreten waren und dies ist sehr bedauerlich, da es doch auch diese sind, welche von den Änderungen profitieren sollen bzw. welche sich derzeit wahrscheinlich sogar in der missliche Lage befinden, dass sie weniger Gehalt beziehen als ihre männlichen Kollegen. Wie viel weniger gab Frau Dietrich auch konkret mit 22% im deutschen Durchschnitt an. Erstaunlich dabei ist der Unterschied zu Frankreich mit nur 13% und zu Norwegen mit nur 9%. Auch die Zahl für Bayern ist erschreckend, hier liegen wir bei 25%. Bedingt wird dies auch weiterhin durch konservative Familienbilder, typische Frauenberufe und Teilzeittätigkeiten von Frauen, was wiederrum zu einer Rentenlücke von 49% im Alter führt. Frau Dietrich verwies des weiteren daraufhin, dass die psychischen Schäden, welche in Sozialberufen entstehen können weniger wert sind als physische und auch dies dem Ansehen solcher Berufe schadet. Besonders positiv ist jedoch wiederrum, dass 47% der Führungspositionen im Stadtwesen München von Frauen besetzt sind und hier weitere Überprüfungen der Verträge auf Diskriminierungspunkte durchgeführt werden.

Die Diskussion selbst wurde mit dem Thema Best Practice und einer Kurzvorstellung der Teilnehmer wie deren Unternehmen / Organisation eröffnet.

Der Paritätische Wohlfahrtsverbandes in Bayern wurde durch Luise Kiesselbach mitbegründet, welche eine große Frauenrechtlerin ihrer Zeit war. Margit Berndl als einer der derzeitigen Vorstände verwies darauf, dass bereits 1993 ein Gleichstellungskonzept erstellt wurde, was auf 4 Prinzipien beruht: Verankerung, Leitbild/Satzung, Umsetzung und Personen, die es tragen. Für sie ist es wichtig, dass Strukturen wie auch Gleichstellungsbeauftragte für Frauen und Männer geschaffen werden und dass sich Unternehmen der Lohngleichheit im Betrieb-Analyse, welche die Paritätische bereits ablegt hat, unterziehen, um Ungerechtigkeiten in der Lohnstruktur aufzuklären.

Wilde & Partner erhielt 2013 den Bayern-SIEgER-Preis sowie den Best Practice Preis für Oberbayern für die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit. Yvonne Molek legte dabei besonderen Wert auf die Möglichkeit von Homeoffice und Teilzeit auch in Führungspositionen in ihrem Unternehmen. Wilde & Partner ist vor allem international tätig, was eine hohe Flexibilität voraussetzt. Daher haben sie die Teamaufstellung komplett umgebaut, um sich einem 24h Service anzupassen. Die Auszeichnungen und der Erfolg des Unternehmens zeigen deutlich, dass dies nicht von einer Vollzeitanstellung oder männlicher Dominanz abhängig ist.

Holger Blannarsch als einziger männlicher Teilnehmer stellte die K+S AG, ein Bergbauunternehmen vor. Erst seit 2009 ist es Frauen erlaubt unter Tage zu arbeiten, damit einher gingen einige Probleme wie der Umbau der Sanitäranlagen. Des weiteren gab es bis 2009 40 alte Tarifverträge, deren Überarbeitung im Dezember 2013 abgeschlossen wurde und nun eine Bezahlung nach Tätigkeit und Qualifikation gewährleistet wird. In der Verwaltung sowie der Führungsebene sind noch immer zu wenige Frauen vertreten, was jedoch daran liegt, dass die K+S ihre Führungskräfte aus den eigenen Reihen zieht. Da viele Tätigkeiten eine Ingenieursausbildung voraussetzen, gibt es hier besonders einen Mangel an weiblichem Nachwuchs.

Eva Welskop-Deffaa als Vorstand bei ver.di verwies bereits zu Beginn auf die Falle Minijobs in Handel und Sozialberufen. Diese haben keine Brückenfunktion wie einst angedacht (Erwerbsunterbrechung - Minijob - neue Erwerbstätigkeit) war. Es herrsche derzeit ein Bild, dass die Berufstätigkeit in einem Minijob als nebensächlich anzusehen sei und diese Minijober, nie wirklich „richtig" arbeiten wollten. Dies nutzen Arbeitgeber auch gern aus. Derzeit liegt die durchschnittliche Verbleibzeit in einem Minijob bei 7 Jahren - umso länger man darin tätig ist, umso unwahrscheinlicher wird es wieder aus dem Minijob rauszukommen. Sie fordert daher wie im DGB-Modell beschrieben eine Änderung des Steuer- und Sozialabgabenrechts. Es dürfe keine Pauschalen und keine Ausnahme in der Einrechnung im Splittingverfahren bei Ehegatten mehr geben. Erst nach dieser Änderung bestehe für sie eine Chance das Gender Pay Gap zu schließen.

Frau Pitzer regte als nächstes das Thema Vereinbarkeit Familie und Beruf an.

Margit Berndl verwies darauf, dass eine geringfügige Tätigkeit nie auch als eine geringwertige angesehen werden darf. Die Paritätische gruppiere regulär ihre Mitarbeiter ein. Sie erinnerte auch daran, dass sich das Unterhalts- & Versorgungsrecht stark geändert hat und eine Informationspflicht an Frauen darüber von der Regierung bestehe, der nur ungenügend nachgekommen wird. In ihrer Organisation gibt es derzeit 64 verschiedene Teilzeitmodelle und damit eine hohe Flexibilität der Organisation für die Belange der Mitarbeiter.

Für Yvonne Molek stehen die Elternzeit und die Rückkehr an Arbeitsplatz im Vordergrund, daher darf der Kontakt während Abwesenheit nie verloren gehen. Ihr Unternehmen ist darauf eingestellt, dass Frauen Kinder bekommen und wieder arbeiten wollen, sie erhalten nach der Rückkehr keinen Job auf dem Abstellgleis, sondern werden wieder in den Ablauf integriert. Auch Holger Blannarsch und damit die K+S sehen und handhaben es wie Frau Molek. Zusätzlich ist auch eine Weiterqualifizierung während der Elternzeit im Unternehmen möglich. Bei Teilzeittätigkeit wegen pflegebedürftigen Angehörigen werden unterstützende Maßnahmen für die Mitarbeiter erarbeitet.

Schwieriger ist das Thema für Eva Welskop-Deffaa. Die Selbstverwaltung der Sozialversicherungsträger wird noch immer männlich dominiert und daher ist es nicht verwunderlich, dass die Umsetzung eher schleppend vorangeht. Es gibt keine aktive Bewerbung der Möglichkeiten im Unternehmen für Frauen - es braucht einfach mehr Trägerpersonen, die diese Änderungen aktiv vorantreiben. Ein Kulturwandel ist nur möglich, wenn auch Männer einbezogen werden wie z.B. durch die Elternzeit. Frau Welskop-Deffaas derzeitige Position gibt ihr die Möglichkeit Änderungen voran zu treiben. Ein Prüfverfahren der Verträge in der deutschen Rentenversicherung wird derzeit angestrebt.

Als drittes Thema befragt Frau Pitzer die Teilnehmer nach der Vorbildfunktion ihres Unternehmens.

Margit Berndl sieht die Paritätische im Bereich der Wohlfahrtspflege nicht anderes dastehen als andere Wirtschaftsunternehmen. Jedoch steht Frau Berndl als Frau allein auf der Vorstandsebene im Vergleich zu anderen Verbänden. Der einzige Unterschied sei der Fokus auf die Frauenpolitik. Es müssen ihrer Meinung nach erst die Werte von Frauen- und Männerarbeit und ihre Funktionalitäten untersucht werden, um hier etwas zu ändern, dies wird eben noch dauern bevor hier ein entschiedener Durchbruch gelingt.

Den derzeitigen Fachkräftemangel sieht Holger Blannarsch als eine gute Chance für Diversity- der Nachwuchs muss daher schon frühzeitig gefördert werden, was K+S bereits erkannt hat und umsetzt, z.B. als MINT-Botschafter.

Wilde & Partner genießt größten Respekt in der Szene der Agenturen und hat damit eine sehr große Vorbildfunktion, erzählt Yvonne Molek. Ihr Unternehmen sieht es als die Pflicht eine Work-Life-Balance für ihre Mitarbeiter zu erschaffen, dazu führt sie auch die Mitarbeiter an das Thema aktiv heran. Denn als Chef hat man die Verantwortung dafür und eine positive Umsetzung macht auch die Mitarbeiter stolz auf das eigene Unternehmen.

An Eva Welskop-Deffaa gerichtet: Wie gestaltet sich die Umsetzung der Gender Pay Gap-Schließung in den Tarifverhandlungen? Es findet eine bedingungsgebundene Tarifarbeit statt, d.h.es werden Mitarbeiter in den Betrieben befragt, was sie wollen. Daher wird der Beitritt in eine Gewerkschaft noch interessanter für Arbeitnehmer, da sie direkt ihre eigenen Interessen einbringen können.

An Holger Blannarsch: Wie steht Ihr Unternehmen in Sachen Equal Pay international da? Es bestehen Kooperationen mit Spanien und Chile, wobei hier ein großes Problem, die Mobilität der Fachkräfte ist.

Wieder an Holger Blannarsch: Wie hoch ist der Aufwand einer Überprüfung der Verträge und sind Sie dabei auf Widerstand im Unternehmen gestoßen? Es gab keinen Widerstand und es dauerte ca. 2-5 Arbeitstage je nach Untersuchungsverfahren.

An Eva Welskop-Deffaa: Thema Minijobs: was ist mit Frauen, die darauf angewiesen sind, weil sie aufgrund ihrer Qualifikationen nichts anderes finden? Die SGB II müssen geändert werden - Jobcenter müssen hier umdenken. Jedoch sollten Frauen immer den Willen zeigen, dass sie mehr als einen Minijob wollen - auch ohne Qualifikation kann man einen besseren Job bekommen. Frauen benötigen existenzsichernde Jobs, denn das Leben kann dazu führen, dass sie auch einmal den Haushalt ernähren müssen.

Nochmals an Eva Welskop-Deffaa: Thema Arbeitnehmer-Überlassung/ Leiharbeit In den Bereichen sind Frauen unterrepräsentiert und daher kann man diesen Modellen keine Hauptschuld an dem Gender Pay Gap geben.

Ein weitere Frage an Holger Blannarsch: Warum redet man immer vom Fachkräftemangel? Frauen haben auch dann noch ihr Wissen, wenn sie eine Unterbrechung der Erwerbstätigkeit hatten und trotzdem werden sie nicht engagiert. Gerade im IT-Bereich ist eine Herbeiführung nach einer Pause schwer, da der Bereich sehr schnelllebig ist und aktuelles Wissen fehlt. Eva Welskop-Deffaa meinte des weiteren dazu, dass sich dieses Problem zum Teil aus der Schuldzuweisung an Frauen ergibt, nach dem Motto "wenn ihr eine Pause einlegt, dann braucht ihr euch nicht wundern, dass ihr keinen passenden Job mehr findet„. Daher ist es grundsätzlich nicht unmöglich einen passenden Job zu finden, aber es wird schwerer für Frauen, ein Umdenken muss stattfinden!

An Eva Welskop-Deffaa: In welchen anderen Bereichen sind Frauen vom Gender Pay Gap betroffen? Da wären noch die befristeten Beschäftigungen (auch im öffentlichen Dienst).Hier gibt es vor allem Probleme was die Schutzregelungen bei Schwangerschaften angeht, diese enden mit Auslauf des Vertrages.

Abschließend bat Frau Pitzer von den Teilnehmern noch um einige Ansatzpunkte zur Änderung des Gender Pay Gap.

Yvonne Molek meinte, dass Frauen mehr Selbstbewusstsein entwickeln müssen, auch und besonders nach einer Auszeit. Holger Blannarsch verwies darauf, dass derzeit die K+S dabei ist den Unterbau für die Führungsebene mit Frauen zu erweitern, um aus diesen spätere Führungskräfte zu generieren. Das es einen nachhaltigen Kulturwandel braucht, ist der Ansatzpunkt von Margit Berndl, welcher durch die Bewertung von Berufen erzielt werden kann. Eva Welskop-Deffaa erklärte, dass es nur eine Maxime braucht: Rahmenbedingungen zu gestalten, dass Frauen 15-20 Jahre Ernährer der Familie sein können.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Thema von den wichtigsten Aspekten beleuchtet wurde und gerade die K+S sowie Wilde & Partner sehr schöne Beispiele sind wie man das Wissen und die Fähigkeiten von Frauen und Männern so miteinander kombinieren kann, dass jeder Part zur Geltung kommt. Dennoch ist dies heute noch nicht in vielen Unternehmen angekommen. Gerade im Bereich des Online Marketings wie Social Media müssen wir immer wieder feststellen, dass hier nicht umgedacht wird. Es wird an alten Strukturen festgehalten. So ist eine Teilzeittätigkeit fast nie möglich, auch Homeoffice wird seltenst in Erwägung gezogen. Der Mitarbeiter soll dem Unternehmer während seiner Arbeitszeit uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Dabei sind diese Bereiche prädestiniert für Teilzeit und Homeoffice. Internet gibt es inzwischen überall -sogar mobil. Absprachen lassen sich telefonisch, mit Videokonferenzen oder gelegentlichen Sitzungen arrangieren. Statistisch wurde es schon mehr als einmal bewiesen, dass in der Branche vor allem Frauen befähigt sind, gute Arbeit zu leisten. Leider bestehen aber diese Möglichkeiten nicht für diese, welche Beruf und Familie unter einen Hut bekommen wollen. Dabei sind es genau diese Frauen, die ein sehr hohes Talent haben, ein effektives Zeitmanagement zu betreiben, denn deren Zeit ist sehr kostbar.

Greye Consulting ist daher besonders stolz, dass auch wir einen Beitrag zur Beseitigung des Gender Pay Gap beitragen, denn wir leben die neuen Medien. Bei uns ist Teilzeit wie Homeoffice möglich. Probleme werden zeitnah per Telefon oder Chat gelöst. Absprache unbürokratisch online getroffen.

Original