Berlin Es ist, wie üblich, Freitag. Doch an diesem Morgen zieht sich mein Arbeitsweg ausnahmsweise einmal nicht in die Länge, sondern in die Höhe. Exakt 40 Sekunden ist der Aufzug unterwegs, bis ich in 203 Metern Höhe am Schreibtisch sitze. Besucher des Fernsehturms dürften diese Kennzahlen kennen. Neu ist, dass sich die Auffahrt für mehr als nur den Panoramablick nutzen lässt: In Deutschlands höchstem Gebäude finden Berliner jetzt einen Platz zum Arbeiten.
Möglich macht dies das neue Start-up „ Independesk " von Karsten Kossatz und Erik Müller (beide 28). Die Berliner arbeiten schon in einer Werbeagentur, deren Geschäftsführer Kossatz ist, Seite an Seite. Ihr Konzept nun für „Independesk": Freelancer und Angestellte, die nicht mehr nur im Homeoffice arbeiten wollen, können über eine App flexibel freie Schreibtische an den unterschiedlichsten Orten Berlins mieten. Seit Corona ist der Trend zum Homeoffice stärker denn je. Die Geschäftsidee war aber schon vorher da, sagt Müller: „Ich hatte keine Lust mehr, täglich 45 Minuten zur Arbeit zu pendeln und zurück. Wenn ich im Homeoffice bin, sitze ich allerdings im Schlafzimmer. Das ist kein guter Ort zum Arbeiten." Kossatz ergänzt: „Ich bin viel in der Stadt zu Kundenterminen unterwegs. Dazwischen habe ich oft zwei Stunden Pause und brauche dann einen Ort, an dem ich produktiv arbeiten kann." Zwar könne er sich auch in ein Café setzen. Kossatz findet es aber wichtig, einen gesonderten Rückzugsraum zu haben, wenn man arbeitet.