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Jugendgipfel in Genf bringt Engagierte aus 19 Ländern zusammen: Drei Tage für eine bessere Welt | NZZ

Am vergangenen Freitag fand in Genf ein Treffen von 138 Jugendlichen aus 19 Ländern statt. Organisiert wurde es vom Verein "EUforIA". "Was kann die Jugend zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen?", lautete das Motto. Die Frage wurde unter anderem in Workshops zusammen mit Partnerorganisationen diskutiert.

Anca Ioan spricht nicht sehr laut. Trotzdem hat sie etwas zu sagen. Die 20-jährige Rumänin gehört zu einer neuen Generation europäischer Jugendlicher, die sich nicht mehr nur einem Land zugehörig fühlt und die sich zunehmend einmischt. Anca ist eine von 138 Teilnehmern des von der Schweizer Jugendorganisation "EUforIA" organisierten Jugendgipfels EYS09, der am vergangenen Freitag in Genf stattfand.

Nationales Engagement reicht nicht

Anca hat halblanges braunes Haar, ihre grünen Augen funkeln neugierig. Während des Gipfels wird Englisch gesprochen, die Rumänin beherrscht ausser Englisch und ihrer Muttersprache noch Russisch und Deutsch - alle fliessend. In der Diskussion mit anderen Teilnehmern erzählt sie von ihren Erfahrungen mit Gleichaltrigen in ihrem Heimatland. Sie berichtet, dass viele ihrer Freundinnen bald heiraten wollen und sich, wenn überhaupt, nur für die Politik des eigenen Landes interessieren. "Für die rumänischen Jugendliche ist es nun wichtig, zu sehen, dass sie Teil in einem europäischen Systems sind." Anca studiert BWL in Bukarest, engagiert sich für die Rechte der Frau, absolvierte ein Erasmussemester in Trier. "Nationales Engagement reicht nicht mehr", sagt sie.

Sich den globalen Herausforderungen stellen

Die Europäischen Jugendinitiative "EUforIA" wurde 2007 in Genf gegründet. "EUforIA" steht für Europa, Euphorie und informierte Aktionen. "Mit unseren Veranstaltungen wollen wir Jugendliche motivieren sich globalen Herausforderungen zu stellen", erklärt Yoko Malbos, Vizepräsidentin den Zweck des Vereines. Ziel der vor allem durch Schweizer Studenten organisierten Konferenz EYS09 sei es gewesen, die Teilnehmer zu motivieren, in ihren Länder und über deren Grenzen hinaus Aktionen umzusetzen.

So wie sie denken die meisten Teilnehmer des EYS09, die aus 19 Ländern nach Genf gekommen sind. Neben einzelnen Vertretern aus dem Irak, Kosovo, Senegal, Kasachstan und Russland stammten die Jugendlichen alle aus der EU und der Schweiz, haben von EYS09 im Internet oder an ihrer Hochschule erfahren und sich online beworben.

Workshops mit Partnerorganisationen

Im ersten Teil des EYS09 hat es in Genf drei Tage Workshops zu globalen Themen gegeben, geleitet von Partnern wie Amnesty International (Menschenrechte), Peace Child International (Jugendkampagne) oder den Europäischen Jugenddelegierten der Schweiz (Aids). Es gab Vorträge zu Social Entrepreneurship, fairem Handel oder Mikrokrediten. Außerdem waren verschiedene weltweite Aktionen präsent, etwa die Grassroots-Aktion zur Reduzierung des CO2-Ausstosses, "350.org", die vor Ort 350 farbige Handabdrücke sammelte. "Die Workshops, Diskussionsrunden und Filmvorführungen gaben die Gelegenheit herauszufinden, was man als Einzelner konkret tun kann", erklärt EUforIA-Vizepräsidentin Yoko Malbos. Am Abend gab es Konzerte und die Jugendlichen lernten die Schweizer Küche kennen.

"Die drei Tage waren gut investiert", fand Teilnehmer Robin-Tim Weis, "es hat mir gefallen von etablierten Personen lernen zu können." Noch besser aber sei es, "wenn man nicht nur zeigt, was man gut gemacht, sondern auch über die Fehler spricht, das hilft uns allen." Der 19-jährige Robin-Tim, aufgewachsen in Wien, studiert Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen in Brüssel. Er spricht, wie die Rumänin Anca fliessend mehrere Sprachen: Russisch, Englisch und Deutsch. Laut seinem Pass ist Robin Luxemburger wie sein Vater. Verbunden fühlt er sich auch mit Weissrussland, dem Heimatland seiner Mutter, engagiert sich für ein Hilfsprojekt gegen die Spätfolgen des Tschernobyl-Unglücks.

Robin und Anca waren auch unter den 20 Teilnehmern des zweiten Teils der Konferenz, einer dreitägigen "Intercultural Journey" durch die Schweiz. Sie nahmen an einer Führung durch das Uno-Gebäude und durch die Stadt Bern teil. Während Seminaren lernten die Teilnehmer, wie man später mit EUforIA-Schützenhilfe eigene Projekte auf die Beine stellt. "Den Erfolg messen wir daran, wie viele junge Menschen sich dauerhaft engagieren", ist Vizepräsidentin Malbos vorsichtiges Fazit. Viele der Teilnehmer berichten in einer abschliessenden Runde von ihren Plänen: "BERLINiort" etwa - eine Ausstellung für französische Jugendliche anlässlich des 20. Jubiläums des Mauerfalls. Anca kündigt an, kommendes Jahr in Bukarest eine Beratungsstelle für europäisches Jugendengagement eröffnen. Und so wie sie das sagt, glaubt man ihr es.

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