Nach der "Machtergreifung" 1933 entledigten sich die Nazis ihrer
Gegner, verhafteten und folterten sie. Ein rostiger Bremerhavener Kahn
wurde "Gespensterschiff" genannt - wegen der Schreie der Opfer.
An diesem Julinachmittag 1933 werden Willy Vogels Schreie vom Neuen Hafen über kaum hundert Meter zu den ersten Wohnhäusern getragen. Schon die Stufen ins Innere des Schiffes hatten sie ihn hinunter getreten, dort warteten vier Männer in SA-Uniformen und fragten, ob er Kommunist sei. Vogel sagte Ja. Sie nannten ihn Lump, Verbrecher und Schwein. Danach beantwortete Vogel keine Frage mehr - zwei Stunden später war sein Gesicht zerschlagen, er konnte kaum noch laufen.
Vogel, damals 26 Jahre alt, KPD-Mitglied, wurde am 6. Juli 1933 von einem Rollkommando festgenommen und auf einem Schiff der Marine-SA in Bremerhaven misshandelt. "Drei Mann schlugen fortwährend mit Gummiknüppeln auf mich ein", sagte er 1946 nach dem Krieg in einer Zeugenvernehmung. Auf die Brust, ins Gesicht, auf Rücken, Kopf, Gesäß und Beine. Sie zogen ihn an den Haaren durch den Raum. Wenn er bewusstlos wurde, übergossen sie ihn mit Hafenwasser, und die Tortur ging weiter.
Zweimal war Vogel auf dem rostigen Kahn, den der Volksmund wegen der unheimlichen Schreie "Gespensterschiff" taufte. Hier wurden politische Gegner der Nazis mit Kupferkabeln, Knüppeln, Stahlruten und Latten verprügelt. Danach litten sie unter Nierenblutungen oder geplatzten Trommelfellen, Frauen erkannten ihre Männer nicht wieder. Mindestens drei der Opfer versuchten, sich das Leben zu nehmen. Allein 54 Fälle aus dem Jahr 1933 wurden ab Ende September 1948 vor dem Schwurgericht Bremen im "Gespensterschiff-Prozess" verhandelt....