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Ehrenamt: So stark engagieren sich junge Menschen

Faul und verwöhnt - es gibt viele Vorurteile über die Generation Z. Jetzt widerlegt eine Studie einige davon. Vor allem beim Ehrenamt.


Berlin. Es gibt viele Vorurteile über die Generation Z. Faulheit und Verwöhntheit sind nur zwei davon. Die Annahme, dass das nicht nur für den Job, sondern auch für ehrenamtliches Engagement gilt, liegt nahe. Doch die Vermutung ist offenbar falsch - jede zweite Person in der Generation Z engagiert sich ehrenamtlich. Das zeigt jetzt eine neue Studie des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung im Auftrag der Beratungsfirma Baulig Consulting.

Unter den 3000 Befragten gaben 49 Prozent der 15- bis 30-Jährigen an, sich in ihrer Freizeit für soziale und politische Ziele einzusetzen. Eine überraschende Zahl - vor allem, weil Verbände und Vereine seit Jahren über zurückgehende Mitgliederzahlen klagen.


Viele Vereine haben während der Pandemie Mitglieder verloren

Die Sorge von Vereinen und Initiativen bestätigt Katarina Peranic, Vorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. „Viele von ihnen haben während der Pandemie Mitglieder verloren", erklärt Peranic und fügt hinzu: „Groß sind die Nachwuchssorgen insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen."

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

Hinter den Kulissen der Politik - meinungsstark, exklusiv, relevant.

In Deutschland gibt es laut Bundesinnenministerium rund 29 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Ein durchaus beachtlicher Anteil dürfte demnach auch aus der jungen Generation kommen.


Die online durchgeführte Studie von Baulig Consulting legt nahe, dass dieses Engagement typischerweise in Vereinen für Sport, Kultur und Musik stattfindet. In diese Kategorie fällt auch die Arbeit von Daniel Zeh, der sich in seinem heimatlichen Volleyballverein VC 06 Hirschaid als Trainer und im Vorstand einsetzt.


„Mich erfüllt die Arbeit total und ich weiß, dass ich was bei den jungen Menschen bewirken kann", so der 25-Jährige. „Ich bin nicht nur Trainer, sondern habe auch eine Vorbildfunktion und bin Ratgeber in gewissen Situationen", sagt Zeh.


Ehrenamtliche Arbeit ist abhängig von der finanziellen Situation

Der Student findet es wichtig, dass es solche Sportangebote für Kinder und Jugendliche gibt. Obwohl er mit Vorbereitung und Trainingseinheiten ungefähr zwölf Stunden die Woche in den Verein investiert, bekommt er kein Geld für seine Arbeit.


„Ich weiß, dass der Verein es sich nicht leisten könnte, mich zu bezahlen, aber es wäre natürlich schön, dafür Geld zu bekommen", so Zeh. Nur dank eines weiteren Jobs neben dem Studium kann er sich das Engagement im Volleyball weiterhin leisten.

Damit spricht der Pädagogikstudent auch eines der Kernergebnisse aus der Studie an - ehrenamtliche Arbeit muss man sich leisten können. Folglich steigt unentgeltliches Engagement mit einem höheren Einkommen. So setzen sich Menschen, die weniger als 100 Euro zur Verfügung haben, mit 37 Prozent weniger aktiv im Ehrenamt ein als diejenigen, die 2000 bis 4000 Euro bekommen. Hier liegt der Anteil an den Gemeinwohlorientierten bei 64 Prozent.


Zusätzlich scheint das eigene Gehalt einen Einfluss auf die Art des Ehrenamts zu haben. Der größte Anteil derjenigen, die bei einer freiwilligen Feuerwehr oder einem Rettungsdienst aktiv sind, verdienen 4000 Euro oder mehr.


 Junge Menschen sind immer flexibler und spontaner in ihrem Engagement

Neben dem klassischen Engagement in Vereinen gewinnt die freiwillige Arbeit außerhalb dieser Strukturen immer mehr an Bedeutung. Demnach sind sieben Prozent der Befragten in einer Bürgerinitiative und sechs Prozent bei Hilfsorganisationen wie Greenpeace oder Fridays for Future aktiv. „In unserer Generation sind nicht mehr unbedingt alle im Verein aktiv, sondern vielmehr in Kollektiven, Verbindungen oder in Protestorganisationen", bestätigt Lina Urbat, die sich seit ihrem 13. Lebensjahr ehrenamtlich engagiert.


Die Studentin gehört mit ihrem Engagement bei Blindspots e.V. zwar zu den 14 Prozent, die in einem Verein arbeiten, aber sie beobachtet auch in ihrer Umgebung vermehrt spontane und flexible freiwillige Arbeit. „Es ist eher so, dass man mal im Sommer mit hilft, ein Festival zu organisieren oder mal dort bei einer Demo mit unterstützt", sagt Urbat.


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