Felicitas Hornig ist seit 19 Jahren Polizistin - erst im Streifendienst, dann war sie für Raub zuständig. Seit November 2021 sichtet sie Missbrauchsabbildungen - und leitet ein Team aus sieben Polizistinnen und Polizisten, die Täter überführen. Besonders schockiert sie, wie viele der sexualisierten Bilder freiwillig von jungen Menschen gemacht werden, und dann überall im Netz landen.

Ich erinnere mich noch gut, wie nervös ich vor meinem ersten Arbeitstag in der neuen Abteilung war. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich richtig Schiss. Das Fachkommissariat, zu dem ich wechseln sollte, bearbeitet ausschließlich Sexualdelikte. Also sexuelle Nötigung, sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung - auch von Kinder- und Jugendlichen. Ich hatte viele Gespräche mit meiner Vorgängerin geführt, die Elternzeit genommen hat, und den zukünftigen Kollegen vorab bei ihrer Arbeit zugesehen. Trotzdem wusste ich nicht, wie ich auf diese Inhalte reagieren würde, wenn ich ihnen täglich ausgesetzt bin.

Unser Team besteht aus zwölf Leuten. Drei Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Sexualdelikte, eine betreut ein Programm für rückfallgefährdete Straftäter. Sieben Kolleginnen und Kollegen sitzen den Tag über vor ihren Computern und arbeiten sich durch Bild- und Videomaterial. Die Räume, in denen unsere Schreibtische stehen, sind diese typischen Behördenbüros. Auf den Tischen stehen Bildschirme, eine Tastatur - mehr braucht es nicht, um täglich Tausende von Bildinhalten auszuwerten.

Meine Aufgabe ist vor allem, darauf zu achten, dass die Kollegen und Kolleginnen sich nicht überlasten. Ich schaue, wer aktuell wie viele Aufgaben bearbeitet, frage, wie es ihm oder ihr geht. Das ist jeden Tag aufs Neue schwierig, auch weil die Bilder und Videos, in denen Kinder missbraucht werden, dermaßen zunehmen. Das Internet macht es einfach, solche Inhalte schnell mal hochzuladen, zu verschicken.