Historiker Reinhard Baumann zeichnet ein differenziertes Bild der Landsknechte. Von Reinhard Stegen
Bevor das Frundsbergfest die Stadt Mindelheim wieder in eine farbenfrohe Kulisse mittelalterlischen Treibens verwandelt, gewährte Historiker Reinhard Baumann in seinem Vortrag im Silvestersaal einen differenzierten Blick zurück in die Landsknechtszeit, schonungslos frei von verklärender Nostalgie. Unter dem Motto „Diebe, Bettler, arme Schlucker - arbeitslose Landsknechte" beleuchtete er die soziale Wirklichkeit dieses nichtsesshaften Volkes, dessen „Geschäft" der Krieg war.
Denn obwohl es davon in jener Zeit mehr als genug gab, warf das Kriegshandwerk nicht selten zu wenig zum Leben ab, vorausgesetzt der Landsknecht hatte die Schlacht überhaupt überlebt. Nach Ende des Krieges blieben Landsknechte und Tross fern der Heimat oft mittel- und ratlos zurück. In vielen Fällen nahmen sie sich schließlich von den Bauern, was sie brauchten. Entsprechend war der Ruf, der den sogenannten Gart-Knechten (Landsknechte ohne Sold) vorauseilte.
Für landläufig vorgefasste „romantische" Vorstellungen lassen die von Baumann präsentierten historischen Fakten und Bilder wenig Raum. Bei den Landsknechten ging es ging wohl eher wild-romantisch und abenteuerlich zu - eine Existenz am Rand des Abgrunds. Viele der Soldaten fanden am Ende ihrer Söldnerzeit nicht mehr zurück in ein friedliches Leben.
Der Vortrag, der gut besucht war, zeigte einmal mehr die Faszination, die vom Thema Mittelalter ausgeht. Die Resonanz übertraf auch die Erwartungen von Hermann Schuster. Der Vorstand des Frundbergfestrings hatte den Vortragsabend organisiert.