Kalifornien gehört zu den größten Agrarproduzenten der Welt. Doch nun erlebt der US-Bundesstaat die schlimmste Dürre seiner Geschichte. Die Folgen könnte auch Deutschland zu spüren bekommen.
Unter der prallen Sonne Kaliforniens im Central Valley bohren sie mit ihren schweren Maschinen immer tiefer in die Erde. Teilweise bis zu 600 Meter. Hier im Kern County liegen die größten Ölfelder Kaliforniens. Aber sie suchen nicht nach Öl. Sie suchen nach etwas viel Wertvollerem: Wasser.
Seit vier Jahren kämpft Kalifornien mit der schlimmsten Dürre seiner Geschichte. Das merkt man vor allem im Central Valley. Mehr als 700 Kilometer ist das Tal lang und bis zu 100 Kilometer breit. Es ist heiß, und extrem trocken. Mit künstlicher Bewässerung haben die Farmer das Land in den vergangenen 170 Jahren in den Obst- und Gemüsekorb der Welt verwandelt. Heute ist das Central Valley der drittgrößte Agrarproduzent der Welt. Vieles, was hier angebaut wird, landet auch in deutschen Supermärkten.
Der US-Staat Kalifornien beschränkt erstmals in seiner Geschichte den Wasserverbrauch für alle Einwohner und Unternehmen drastisch. Hintergrund sei die historische Trockenheit, die noch nie dagewesene Maßnahmen erfordere, sagte Gouverneur Jerry Brown. Städte und Gemeinden bekamen die Auflage, den Wasserverbrauch um 25 Prozent zu senken.
Der Erlass verlangt auch von Universitäten sowie von Betreibern von Golfplätzen, Friedhöfen und anderen großen Landflächen, bedeutend weniger Wasser zu konsumieren. Auch dürfen keine Grünstreifen auf öffentlichen Straßen bewässert werden.Kalifornien leidet seit mehreren Jahren unter Trockenheit, die beiden vergangenen Winter waren besonders regenarm. Nach Ausbleiben der Winterregenfälle sind die Wasservorräte in Flüssen und Reservoiren auf einen Tiefstand gesunken.
Doch die Stauseen, die das Tal mit Wasser versorgen sollen, sind so gut wie leer. Weil es seit Jahren immer weniger schneit und regnet, sind die letzten Reserven bald aufgebraucht. Das hat Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown vor Kurzem zu einem drastischen Schritt bewegt: Am 1. April wies er die Einwohner des Bundesstaates an, ihren Wasserverbrauch binnen eines Jahres um ein Viertel zu senken. Knapp zwei Millionen Liter Wasser sollen so eingespart werden - mindestens 20 Mal so viel wäre nötig, um den Bedarf des Bundesstaats zu decken. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
Amir AghaKouchak, Professor am Zentrum für Hydrologie der Universität in Irvine, hält die Anordnung des Gouverneurs trotzdem für wichtig. "In vielen Teilen des Bundesstaates sieht man von der Dürre noch nichts. Also verbrauchen die Menschen genauso viel Wasser wie bisher. Jetzt werden sie hoffentlich erkennen, dass wir alle etwas unternehmen müssen."
Harte Zeiten für die Farmer
Dass es im Valley überhaupt noch Wasserreserven gibt, sei den Leuten zu verdanken, die das Land Mitte des 19. Jahrhunderts besiedelt haben, sagt Jim Beck, Leiter der Wasserbehörde von Kern County. "Die Menschen haben damals in Oberwasserspeicherung in den Sierra Mountains investiert. Dadurch kann man Wasser zu uns ins Valley und sogar noch weiter in den Süden bis nach San Diego leiten."
Aber auch diese Vorräte neigen sich dem Ende zu. "Es ist wie ein riesiges Bankkonto - und in den letzten Jahren ist es geschrumpft", sagt Michael Johnson. Er baut in der Nähe von Shafter Tomaten, Mandeln, Pistazien und vieles mehr an. Seit 30 Jahren ist er im Geschäft. So harte Zeiten hat er noch nie erlebt.
Weil die künstliche Bewässerung immer teurer wird, steigen die Produktionskosten. Aber wer kein Wasser nachweisen kann, bekommt wenn überhaupt nur schwer Kredite von den Banken. "Ich schaffe das vielleicht noch ein oder zwei Jahre, dann sind meine Brunnen trocken. Wenn es länger dauert, werden viele Familien hier ihre Farm dichtmachen müssen", sagt Johnson.
Die Konsequenzen wird aber wohl auch Deutschland zu spüren bekommen. Ohne Wasser keine Plantagen und ohne Plantagen keine Arbeit - und kein billiges Obst und Gemüse mehr. Obst und Gemüse, das bislang jedenfalls noch jeden Tag auch in deutschen Supermärkten landet.