Spielen Sie gerne Computerspiele? Gehen Sie oft ins Kino? Dann haben Sie in nächster Zeit viel Gelegenheit, beides miteinander zu verbinden. 2016 sind unter anderem Verfilmungen der Spiele "Warcraft", "Metal Gear Solid" und "Assassin's Creed" angekündigt. Sogar "Angry Birds" kommt bald ins Kino. Genau: Das Spiel, bei dem man Vögel durch die Gegend schleudert. Aber bevor Sie sich jetzt zu sehr freuen, denken Sie daran: Hollywood und Computerspiele - das ist eine lange, unrühmliche Geschichte.
Sie begann 1993. Damals erschien "Super Mario Bros.", der erste Versuch, ein Computerspiel fürs Kino zu adaptieren - und er endete desaströs. Im Nintendo-Spiel hüpften Mario und Luigi durch quietschbunte Landschaften. Im Film kämpften sie sich durch eine düstere Unterwelt, die aussah wie eine Low-Bugdet-Version von "Blade Runner". Auf Acid.
"Super Mario Bros." spielte nicht einmal die Hälfte seiner Produktionskosten ein. Kritiker hassten den Film, das Publikum auch. Die Kids von damals betreiben heute Youtube-Kanäle, in denen sie die Enttäuschung von damals immer noch aufarbeiten. Bei ihnen hat der Film mittlerweile einen gewissen "So bad, it's good"-Kultstatus erlangt. Nintendo fand das 1993 weniger zum Lachen. Der Spielehersteller zog sich danach jahrelang aus dem Filmgeschäft zurück. Klassiker wie "The Legend Of Zelda" oder "Donkey Kong" bleiben bis heute unverfilmt.
Andere Spiele hatten nicht so viel Glück: "Double Dragon", "Street Fighter" und "Mortal Kombat" wurden zu Action-C-Movies verwurstet, der deutsche Trash-Berserker Uwe Boll kümmerte sich um die Vernichtung von "Far Cry", "Blood Rayne" und "Alone In The Dark", um nur ein paar zu nennen. Auch Big-Budget-Produktionen liefen nicht viel besser: Egal ob sich die Regisseure minutiös an die Ästhetik der Vorlage hielten ("Silent Hill"), ob sie große Stars wie Angelina Jolie (als Lara Croft in zwei "Tomb Raider"-Filmen) oder Jake Gyllenhaal (als "Prince Of Persia: Der Sand der Zeit") besetzten - die Filme wurden bestenfalls moderate Erfolge. Künstlerisch blieben sie trotzdem immer enttäuschend.
Und so erleidet Hollywood Tantalusqualen. Die Stoffe von millionenschweren Spiele-Franchises baumeln vor den Produzenten, und niemand weiß, wie man sie richtig in Filme verwandelt. Das Problem, sagt Hollywood-Produzent Adrian Askarieh, sei, dass die meisten Filmemacher keine Ahnung von Computerspielen hätten. Leider hat Askarieh selbst "Hitman: Agent 47" mitproduziert - eine der stumpfsten, langweiligsten und deprimierendsten Videospiel-Adaptionen überhaupt, die vor ein paar Wochen in den Kinos anlief. Das schmälert seine Glaubwürdigkeit etwas.
Trotzdem: Der Mann hat recht. Bislang waren Filmstudios vor allem daran interessiert, schnelles Geld mit bekannten Titeln zu verdienen. Die Spieleentwickler hatten dabei kein Mitspracherecht. So entstanden lieblose Filme, die die Essenz der Spiele nicht einfingen und die Fans nicht zufriedenstellten. Wie man es besser macht, zeigt ein Blick in die Welt der Comics, die hat die Produktionsfirma Marvel Studios revolutioniert. Vor 15 Jahren galten die Abenteuer von "Iron Man", "Captain America" oder "Thor" als unverfilmbar. Heute entstehen daraus regelmäßig die erfolgreichsten Blockbuster des Jahres. Sie überzeugen Kritiker und Fans gleichermaßen. Warum? Weil Marvel viel Zeit und Geld in die Produktionen steckt und Leuten die kreative Kontrolle überlässt, die das Ausgangsmaterial kennen und schätzen.
Mit dieser Strategie könnten auch Computerspiel-Filme bald ein Publikum begeistern, das weit über die Kernzielgruppe hinausreicht. Die Figuren und Storylines existieren bereits. Sie müssen nur noch richtig auf die Leinwand übertragen werden. Wenn sogar aus Lego ein unterhaltsamer Film entstehen kann, dann müsste das auch mit Vögeln, die durch die Gegend geschleudert werden, oder Klempnern, die auf Pilzen herumtrampeln, zu schaffen sein.