Christian Schicha: Medien sollen informieren über das, was ist. Aber nicht alles zeigen, was ist. Problematisch ist die Darstellung von Opfern. Opfer wünschen sich alles andere, als in ihrem Leid öffentlich im Bild präsentiert zu werden. Und die Perspektive der Angehörigen ist zentral. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein Angehöriger aus den Medien über ein Bild erfährt, dass jemand verunglückt oder gar Opfer einer kriegerischen Handlung geworden ist. Auch die Wirkung auf die Rezipienten ist wichtig. In Deutschland sind wir dankenswerterweise weit weg von kriegerischen Auseinandersetzungen, werden aber täglich mit Kriegsbildern über alle möglichen Kanäle konfrontiert.
Es muss gar nicht so viel gezeigt werden. Um sich das Grauen vorstellen zu können, reicht es, die Schauplätze zu zeigen. Man muss den Grad der Verwüstung und die zerstörte Infrastruktur sehen. Viel zu selten sehen wir eine Vorher-nachher-Perspektive. Jeder Krieg ist ein Zivilisationsbruch. Wenn Krieg stattfindet, ist alles andere gescheitert. Journalisten müssen in Wort und Bild darüber berichten. Aufgrund von kommerziellen Interessen scheint mir die Dimension des Vorführens und der Voyeurismus für einige Medien aber eine Rolle zu spielen. Deshalb ist es wichtig, dass man Grenzen festlegt, dann ist eine umfassende, aufklärerische, angemessene Berichterstattung möglich. Und das ist die originäre Aufgabe des Journalismus.
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Quelle: ntv.de