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Review

Humor als Widerstand?

Einige Jahre nach dem Mauerfall fahren eine Deutsche, eine Russin und eine Israelin gemeinsam in die ehemalige Garnisonsstadt Terezín in Tschechien. Am Ende der 1990er-Jahre bringt die Faszination für einen Mann die drei Frauen zusammen: Ihr Interesse gilt dem tschechischen Kabarettisten Karel Švenk. Von 1941 bis 1944 war Švenk im von den Nationalsozialisten „Theresienstadt“ genannten Konzentrationslager interniert. Dorthin fahren die Frauen mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Befreiung des Konzentrationslagers. In einer Postwende-Gegenwart wollen sie dem Leben und Wirken des Häftlings Švenk nachgehen. Ihre Reise ist eine Spurensuche, die der Film „Diese Tage in Terezín“ (1997) dokumentiert. Während einer langen Kamerafahrt durch die tschechische Kleinstadt berichtet die Deutsche, Sibylle Schönemann, aus dem Off über das Vorhaben: „Wir kamen zu dritt nach Terezín. In die tschechische Kleinstadt auf deren Ortseingangsschildern einmal stand »Jüdisches Siedlungsgebiet – stehen bleiben verboten«. Als ich das erste Mal nach Terezín kam, war ich noch ein kleines Mädchen und wir kamen aus dem Urlaub. Eine normale ostdeutsche Familie auf dem Weg von Prag nach Berlin. Ein Ghetto sei hier einmal gewesen, sagten meine Eltern. Wir passierten Terezín damals in wenigen Minuten, wir hielten nicht an.“ Nun will die deutsche Regisseurin zusammen mit Victoria Hanna Gabbay und Lena Makarova am Ort des Verbrechens innehalten.

 

Sibylle Schönemann – Eine deutsche Regisseurin und ihre Lebensgeschichte

Sibylle Schönemann ist nicht nur die Erzählerin dieser Filmreise, sondern auch die Regisseurin der Dokumentation über das ehemalige Konzentrationslager. Nur wenige Monate vor ihrer Geburt 1953 kommt es in der Deutschen Demokratischen Republik zum Volksaufstand. Schönemann wächst in der Nachkriegszeit in Ost-Berlin auf und beginnt nach dem Abitur in den 1970ern-Jahren ein Regie-Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen. In den 1980er-Jahren arbeitet sie als Dramaturgin und Regisseurin im Studio für Spielfilme der Deutschen Film AG (DEFA). Zunehmend werden ihre Projekte abgelehnt. Deshalb beantragt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem DEFA-Regisseur Hannes Schönemann, die Ausreise in den Westen. Wegen dieses Antrags wird das Ehepaar 1984 von Mitarbeitern des Ministeriums der Staatssicherheit (Stasi) verhaftet. Sie werfen Schönemann »Zersetzung« und »Beeinträchtigung staatlicher Tätigkeit« vor. Deshalb wird sie zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. 1985 wird Schönemann freigekauft und in die Bundesrepublik abgeschoben.


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