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Bayerns größtes Sanierungsprojekt

100 Millionen Euro investiert der Freistaat bis 2026 in die Sanierung der Festung Marienberg - und damit in das aktuell größte Sanierungsprojekt in Bayern. Dabei soll das neue „Museum für Franken" eben mal zum Modellmuseum für ganz Süddeutschland werden.

von Ralph Bauer

Er kennt die Baugeschichte der Festung Marienberg über Würzburg aus dem Effeff. Peter Seibert, der Leiter der Bauabteilung der staatlichen Schlösser- und Seenverwaltung, war schließlich lange genug als Abteilungsleiter zuständig für den imposanten Komplex. „Das hier ist der Kernbereich der Festung, die anderen Komplexe entstanden erst im 17. Jahrhundert", erklärt er und deutet auf die imposanten Mauern. Seit 1. März 2014 leitet der 50-Jährige die Bauabteilung der gesamten Behörde. Mit seinem Namen verbunden sein wird auch die Generalsanierung und der Umbau der Festung.

Bis 2026 investiert der Freistaat hier 100 Millionen Euro - es ist das größte aktuelle Sanierungsprojekt in Bayern. „Wir wollen eine Symbiose schaffen zwischen den historischen Gebäuden, der Geschichte und den Ausstellungsstücken", sagt Seibert und zeigt vom Randersackerer Turm zur Kernburg. Dort sollen nach Ende der Arbeiten alle in der Festung verstreuten Museen ihren Platz finden. Einschließlich des neu einzurichtenden „Museums für Franken".

Wer so viel Geld investiert, hat große Pläne. So erklärte Finanzminister Markus Söder (CSU) bei der Vorstellung der Planungen die Festung zum „Leuchtturmprojekt der bayerischen Kultur". Das Museum für Franken soll demnach ein Modellmuseum für ganz Süddeutschland werden und mit modernen und digitalen Medien junge Menschen und auch etwa solche mit Migrationshintergrund anziehen.

In der Vergangenheit sei bayerische Geschichte häufig aus Münchner Sicht gesehen worden, jetzt müssten auch der fränkische Reichskreis einbezogen werden. Dies sei längst überfällig, mahnte der Heimatminister.

Überfällig ist in vielen Teilen auch die Sanierung der Infrastruktur. Die Stromleitungen sind mehr als 50 Jahre alt, ebenso betagt sind die Wasserrohre. Teile der vier Kilometer langen Kanalisation haben gar mehr als 150 Jahre auf dem Buckel. „Um die Nutzung hier aufrechtzuerhalten, müssen wir schauen, dass Heizung, Wasser und Elektrik in Ordnung sind", so Seibert.

Diese ist folglich Teil des ersten Bauabschnittes, der bis 2018 beendet sein soll. Dazu gehört auch die Renovierung der Toranlagen, die teilweise bereits läuft im Rahmen des normalen Bauunterhaltes. In den Gewölben aus dem 17. Jahrhundert gebe es schon länger kleinere Steinabplatzungen. Durch den Regen sei inzwischen der Mörtel aus dem Mauerwerk ausgewaschen „und es besteht die Gefahr, dass etwas Größeres herunterkommt".

Trotz der Arbeiten soll der Betrieb auf der Festung auch mit Tagungen ganz normal weitergehen. „Wir werden schauen, dass wir eventuell nötige Schließungen in die ruhige Jahreszeit verlegen und möglichst viel nachts erledigen", verspricht Seibert. Gerhard Weiler, Chef der Würzburger Schlösser- und Seenverwaltung spricht von einer Operation am „offenen Herzen" der Festung.

Dies zeigt sich speziell in der Marienkirche aus dem 8. Jahrhundert, die in Würzburg sehr beliebt ist für Hochzeiten. Die Kirche soll statt des jetzigen Metalldachs wieder ein Schieferdach bekommen. „Das ist längst überfällig. Seit über zehn Jahren haben wir hier ein Notdach", kommentiert Seibert. Hier machten sich die Wunden der Vergangenheit bemerkbar, genauer der Luftangriff auf die Stadt am 16. März 1945. Es traf auch die Festung, deren Gebäude innen komplett zerstört wurden, der Wiederaufbau dauerte bis 1990.

Unbeschadet blieb fast nur die Marienkirche, bis 1946 allerdings ohne Dach. Welche Schäden das dadurch eindringende Wasser angerichtet hat, zeigte sich bei der Begutachtung. Die unter den Stuckfiguren eingebrachten Metallteile sind teilweise verrostet und ließen ganze Teile der Gesichter abplatzen. „Das ist ein Wunder, dass da noch nichts heruntergefallen ist", sagt Weiler.Vorsichtshalber ist unter der Kuppel allerdings ein Netz gespannt, um die Besucher zu schützen.

Entsprechend der Dringlichkeit gehört die Marienkirche zum ersten Bauabschnitt der Generalsanierung und soll in den Jahren 2016 und 2017 renoviert werden. Alleine dieser wird mit den Toren und der erneuerten Infratruktur fast zehn Millionen Euro kosten.

Erst danach beginnt das, was den Planern teilweise Kopfzerbrechen bereitet: der Umbau der Räume des Pallas zum Museum einschließlich barrierefreien Zugängen. Hier soll dann im Endausbau die Sammlung des Mainfränkischen Museums untergebracht werden, das sich jetzt im Neuen Zeughaus befindet. Dann wächst auch die Ausstellungsfläche von 8 000 auf 11 000 Quadratmeter und bietet mehr Gelegenheit für Sonderschauen.

Zwar wolle man den historischen und ältesten Teil der Festung den Besuchern zugänglich machen, „wir denken aber nicht daran, Säle baulich komplett zu revidieren". Als Beispiel nennt Seibert den ehemaligen großen Saal im Pallas, der heute in zwei baulich aufgespalten ist mit Zwischendecken. Eine Herausforderung hierbei werden sicher die Zugänge, denn wo sich jetzt enge Wendeltreppen befinden, lässt sich nicht ohne weiteres ein Aufzug einbauen.

Begeistert skizziert der 50-Jährige die neuen Möglichkeiten, die das künftige Raumkonzept bietet. So ließen sich die berühmten „Adam und Eva" von Tilman Riemenschneider so platzieren, dass der Blick durch die Fenster auf die Marienkapelle in der Stadt fällt, den ursprünglichen Aufstellungsort der Steinfiguren. Ein entsprechendes Gesamtkonzept muss mit den jetzigen Trägern Stadt Würzburg und Bezirk Unterfranken besprochen werden.

In einem Museum für fränkische Landesgeschichte, dessen Trägerschaft der Freistaat übernehmen wird, müsste natürlich auch das fränkische Herzogsschwert einen festen Platz haben, welches aber in der Schatzkammer der Münchner Residenz ausgestellt ist. Zuletzt war die Insignie der Würzburger Fürstbischöfe 2004 in der Domstadt zu sehen. „Warten wir die Zeit ab", kommentierte der Nürnberger Söder. Es gebe verschiedene Modelle wie man mit dem Streitthema zwischen Franken und Bayern „geschickt" umgehen könne.

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