Das Wirtshaus "Bei Oma Kleinmann" steht für Kölns Nachtleben wie kaum eine andere Kneipe. Das Gasthaus im Studentenviertel wirkt, als wäre seit der Eröffnung 1949 kaum etwas verändert worden. Dennoch ist "Oma Kleinmanns" mittlerweile eine Touristenattraktion - und auf seine rustikale Art umso weltoffener. "Ja, Köln war schon immer besonders liberal", sagt Christian, ein junger Mann am linken Flügel der Kleinmanns-Theke. Christian hat angeboten, den Sitz-losen Gästen seinen Stuhl zu leihen. "Glaubt mir, sobald ihr eure Schnitzel habt, wollt ihr nicht mehr stehen." Das Oma Kleinmanns ist für seine Schnitzel bekannt - und das nicht ohne Grund: Das Stück Kalb- oder Schweinefleisch ist ungefähr doppelt so groß als der Teller.
Die Speisekarte des Kleinmanns ist simpel. Und verständlich. Doch das ist in Köln nicht alltäglich. Äädäppelszupp, Wooschschlot und Firkebuch stehen auf den Karten der lokalen Wirtshäuser. Kartoffelsuppe, Wurstsalat und Schweinebauch. Ein "halver Hahn" ist in der Domstadt kein halbes Henderl, sondern ein Käse mit Brot und Butter. Und wer meint, mit "Kölsche Kaviar" feine Fischeier geordert zu haben, wird sich wundern, sobald eine Blutwurst vor ihm steht.
In Köln wird aber nicht nur anders gegessen, sondern auch anders getrunken. Eine halbe Bier bestellt niemand. Es gibt Kölsch, ein helles Vollbier, das in 0,2-Liter-Gläsern ausgeschenkt wird. "So bleibt es frisch", beschreibt ein Kellner in der Malzmühle, dem ältesten Brauhaus der Stadt, während er die Kölsch aus seinem Gläserträger, dem Bierkranz, verteilt. Der rüstige Mann hat genug zu tun. Schließlich wird in Kölns Wirtshäusern stets nachgeschenkt - ohne nachzufragen. "Erst wenn du deinen Bierdeckel auf das Glas gibst, darfst du aufhören zu trinken", ergänzt der Kellner mit einem breiten Grinsen.
Das Brauhaus zur Malzmühle liegt am Heumarkt, dem zweitgrößten Platz Kölns. Doch der eigentliche Nabel der Karnevalsstadt ist der gotische Dom, in dem angeblich die Überreste der Heiligen Drei Könige verwahrt werden. Im Umkreis von Kilometern trägt gefühlt jede zweite Kneipe, jedes zweite Restaurant, jedes zweite Geschäft das Stadtsymbol im Namen. Der "Kiosk am Dom" liegt zum Beispiel einen Kilometer von der Kathedrale entfernt. Mit dem Gaffel (am Dom) und dem Früh (am Dom), Deutschlands zweitgrößtem Brauhaus, hat auch die Bierbrauer-Szene um die beeindruckende Kirche ihren Mittelpunkt gefunden.
Doch Party in Köln geht auch anders. Fernab vom Dom und dem Studentenviertel um die Zülpicher Straße wird in den Szenebars an den Ringen gefeiert. Besonders die Friesenstraße wird erst nach Einbruch der Dunkelheit so richtig wach. Wer auf Partyschlager à la Wolfgang Petry steht, ist im Klein-Köln gut aufgehoben. Im Heising und Adelmann wird eine Mischung aus Dance und Pop geboten. Und zu später Stunde ist es erlaubt, auf jenen Bänken zu tanzen, die kurz vorher noch Teil des hauseigenen Restaurants waren.
Besonders schick ist es in der IceBAR des Kölner Hilton - aber auch frostig. Getreu dem Namen besteht die Thekenoberfläche nur aus Eis. Und das in der wärmsten Innenstadt Deutschlands. "Die Bar wird speziell gekühlt. Der können auch 40 Grad nichts anhaben", sagt der junge Barchef. Gerade leicht macht die Theke seine Arbeit aber nicht: "Es kommt fast täglich vor, dass jemand ein paar Münzen drauflegt. Die kleben schon nach Sekunden fest." Wie der Kellner so zu seinem Trinkgeld kommt? "Nach Dienstschluss schlage ich die Münzen mit einem Pickel aus dem Eis."
Doch selbst die schönsten Partynächte finden irgendwann ein Ende. Und wer es sich nicht leisten kann, im Hilton über der IceBAR zu übernachten, sollte sich nach den Kölner Stadthotels umsehen. Für die schlanke Geldbörse bieten sich die Ibis-Hotels an, zum Beispiel das Ibis Centrum, nur unweit entfernt vom Studentenviertel. Vom Oma Kleinmanns zum Ibis Centrum sind es etwa gezählte 550 Meter. Fast zu wenig, um das Riesenschnitzel zu verdauen. Und die Äädäppelszupp. Und die paar Kölsch. Und all das, an das man sich gar nicht mehr erinnert.