Der Prozess ist durch, das Urteil ist gesprochen: Apple ist der Sieger, Samsung muss zahlen. Aber liegen die Dinge wirklich so einfach? Im Netz verbreitet sich bereits eine Theorie, die den Ausgang des Prozesses als unfreiwillige Werbekampagne zugunsten Samsungs darstellt. Klingt erst mal abwegig, macht aber tatsächlich irgendwie Sinn.
Mittlerweile dürfte es so ziemlich jeder mitbekommen haben: Im lange währenden Rechtsstreit zwischen Apple und Samsung fiel am Wochenende endlich die Entscheidung - und das nicht zugunsten Samsungs: Eine Milliarde Dollar müssen die Koreaner an Apple wegen Verletzungen von Apple-Patenten und Geschmacksmustern zahlen.
Der kalifornische Web-Producer Enrique Gutierrez hat am vergangen Samstag auf seiner GooglePlus-Seite eine interessante Theorie formuliert: Unter dem Titel „I can't make this stuff up" (sinngemäß: So einen Kram kann ich mir nicht ausdenken) schildert Gutierrez seine Beobachtungen in einer kalifornischen Starbucks-Filiale nach dem Urteilsspruch. Nacheinander schnappt er die Gespräche verschiedener Leute auf, die sich über das Urteil unterhalten und dabei zu folgendem Schluss kommen: Wenn Apple Samsung verklagt, weil Samsung angeblich die Geräte von Apple kopiert und Apple damit jetzt vor Gericht gewonnen hat, bedeutet das doch folglich, dass Samsung die gleichen Geräte anbietet wie Apple. Warum sind dann aber die Apple-Produkte soviel teurer als die von Samsung?
Vier solche Konversationen behauptet Gutierrez mitgehört zu haben und kommt zu folgendem Schluss (Übersetzung von uns):
„Die Leute kennen nicht die Details und die interessieren sie auch nicht. Was sie wissen, ist, dass Apple sagt, Samsung wäre das gleiche wie Apple ... und mit einer simplen Google-Suche sieht man, dass man den halben Preis für etwas zahlt, was im Grunde das gleiche Produkt zu sein scheint - quer durch das Sortiment."
Nun darf man als kritischer Mensch durchaus hinterfragen, ob das Szenario, dass Enrique Gutierrez hier beschreibt, tatsächlich so stattgefunden hat. Gut möglich, dass hier ein Samsung-Fan einfach seiner Theorie mit einer vermeintlich wahren Geschichte ein Fünkchen Glaubwürdigkeit verleihen wollte - das ist schwer bis unmöglich nachzuprüfen. Aber davon abgesehen ist die These des Web-Entwicklers nicht völlig von der Hand zu weisen: Was rechtfertigt Apples höhere Produktpreise, wenn jetzt quasi gerichtlich bestätigt ist, dass sich diese Produkte im Grunde von der Konkurrenz wenig unterscheiden? Ist ein cooles Image als Rechtfertigung dafür ausreichend? Ob wahr oder nicht, Gutierrez' Beobachtungen kommen an: Der Eintrag wurde fast 10000mal geplust und beinahe 7000mal geteilt.
Natürlich kann man das kalifornische Urteil nicht nur auf diese Schlussfolgerung herunterbrechen, tatsächlich liegen die Dinge wesentlich komplizierter. Das ist aber aus Marketing-Perspektive nicht entscheidend, denn die wenigsten Menschen werden sich mit den Details dieser Geschichte tatsächlich auseinandersetzen. Wichtig ist, was in den Köpfen der Leute hängenbleibt. Das gilt natürlich nur für die Marketing-Sichtweise. An der Börse hat das Urteil Samsung zumindest jetzt schon weit mehr gekostet, als die tatsächliche Geldstrafe.
Deswegen an dieser Stelle die Frage an Euch: Habt ihr Ähnliches im Zuge des Urteils mitbekommen? Glaubt ihr, dass Samsung tatsächlich aus dieser Niederlage noch Kapital schlagen könnte? Wie kommt dieses Thema bei der breiten Masse an? Und welche indirekten Folgen könnte dieses Urteil noch haben? Wir freuen uns über eure Berichte und Einschätzungen!
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