Die große 3 vorne: der Anfang vom Ende, Leben vorbei, alles ganz furchtbar. So oder ähnlich klingen die Befürchtungen von Endzwanzigern häufig. Zu Unrecht! Das „hohe Alter" bringt viele Vorzüge.
Wir sind heute mal kluge Bauern und verhalten uns antizyklisch. Vor ein bis zwei Jahren waren allerorten Artikel dazu zu lesen, was es bedeutet, 30 zu werden. Warum es gar nicht so schlimm ist oder sogar ganz großartig oder welche Spielzeuge man nur kennt, wenn ... genau.
Der Idee des „Schweinezyklus" folgend (du erinnerst dich aus der Schule, besonders, wenn du 30 bist), beschäftigen wir uns jetzt, wo diese Texte etwas weniger Konjunktur haben, mit dem Thema. Doch zunächst dieses romantisierende Bild einer Schweinefarm ..
Also gut, uns liegen Informationen vor, denen zufolge auch dieses Jahr wieder Dutzende oder mehr Menschen 30 werden. Und auch sie fragen sich, ob das Leben dann vorbei ist
Diese Frage hat übrigens nichts mit zeitgeistigem Jugendwahn zu tun. Ihr Ursprung geht mindestens bis ins Mittelalter zurück.Damals war die Antwort nämlich, statistisch gesehen, ziemlich oft: ja. Wer 30 oder älter wurde, war so gut wie tot.
Diese nicht ganz ausgeschlafenen Witzchen schreibt der Autor dieser Zeilen mit der gesammelten Altersweisheit von 32 Jahren. Lasset euch versichern, liebe Twentysomethings, auch jenseits des Rubikons lässt es sich aushalten. Aus mindestens den folgenden neun Gründen ...
I. Du bist generell kein totaler Idiot mehrFangen wir mit dem Wichtigsten an. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des relativen Alters ist das abnehmende Maß an Trotteltum, welches das eigene Verhalten und Denken prägt.
Bis 20 ist der Mensch zu 75-90 Prozent Idiot. Mit 30 ist er etwa noch zur Hälfte Idiot - eine beachtliche Entwicklung. Wir treffen in dem Alter bessere Entscheidungen, glauben nicht mehr jeden Scheiß und wissen, dass absolut keine Lebenslage Tetrapak-Wein rechtfertigt.
II. Du bewegst dich souverän im Alkohol-KorridorApropos Wein: Nicht nur verfeinert sich unser Geschmack (an der Stelle wird gerne gesagt, dass „alle" sich mit 30 auf einmal für Gin interessieren, nun ja), auch quantitativ kriegt man die ganze Alkoholsache besser geregelt.
Die Kunst ist natürlich, so zu trinken, dass man den ganzen Abend „im Korridor" bleibt. Also genug im Turm zu haben, um eine lustigere, charmantere Version von sich selbst zu sein, aber nicht so viel, dass es eskaliert.
III. Du kannst in den Club und in die Oper gehenMit 30 fällst du unter 20+-jährigen Spring-ins-Feldern nicht direkt negativ auf, gleichzeitig besitzt du genug Gravitas, um in der Pause zwischen zwei Akten Sekt und Butterbrezel zu bestellen, ohne ausgelacht zu werden.
IV. Du hast den größten Pool an potenziellen SexpartnernÄhnliches Prinzip wie bei Club und Oper: 30 ist der "sweet spot". Von hier aus kannst du alterstechnisch nach oben und unten, Verzeihung, vögeln. Nichts davon ist creepy oder gleich ein Fetisch, solange du es nicht übertreibst.
V. Du bist analog aufgewachsen und digital nativeWir unterschätzen dies schnell, weil es sich für uns so selbstverständlich anfühlt, jedoch: Immer mehr Menschen kennen kein Leben ohne Smartphone, Internet und Computer.
Wenn du in diesem oder einem der kommenden Jahre 30 wirst, weißt du noch, wie es ist, kein Zombie zu sein. Gleichzeitig sprichst du die Sprache der Zombies flüssig und gestaltest sie sogar mit. Ein Riesenvorteil.
VI. Du hast ein bisschen Kohle und wenig Klotz am BeinNie im Leben ist die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit wohl so groß, wie in den Jahren um 30. Du bist schon eine Weile im Beruf, hast deine eigene Bude und vielleicht sogar ein kleines finanzielles Polster.
Du hast noch nicht zwingend: Kinder, ein Haus, das abgezahlt werden muss, etc. pp. (Anm. d. Red: Kinder sind super. Die Darstellung als „Klotz am Bein" spiegelt nicht die Meinung der gesamten Redaktion wider.)
VII. Du hast viele offene Türen, weniger LabyrinthGerne wird beklagt, mit 30 höre man nur noch das Knallen von zuschlagenden Türen. Also klar, du wirst jetzt nicht mehr Profifußballerin oder Balletttänzer an der Met.
Aber vielleicht war das ohnehin nie eine gute Idee. Die Vielzahl der Optionen und Lebensentwürfe überfordert uns in jungen Jahren. Wenn es ein paar weniger sind, hilft das schon mal. Es sind trotzdem noch verdammt viele.
VIII. Du gibst ziemlich genau die richtige Anzahl an FicksEntschuldigung für die Wortwahl, da will hoffentlich niemand beweisen, wie jung und easy-drauf er noch ist. Der Punkt: Als Teenie oder Twen machen wir uns zu viel Kopf um Sachen, die echt egal sind.
Und später, wenn es gen Lebensmitte geht, vielleicht zu wenig Kopf, weil dann Vieles egal wird (Stichwort Bierwampe). Mit 30 kümmert es uns weniger, ob andere finden, dass wir in dem Outfit gut aussehen. Das nehmen wir aber noch nicht als Freifahrtsschein für Wandersandalen und Sackoberteile.
IX. Du kannst Teens und Twens sagen, wie das Leben istZum Beispiel mit einem Artikel bei kmpkt, und dann selbstreferenzielle Witze darüber machen. Am Ende sind wir doch alle Millennials - ob Ü- oder U30.
Wir für unseren Teil lesen jetzt noch den Wikipedia-Artikel über Schweinezucht zu Ende ...