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Was dürfen Medien?

Darf man den Co-Piloten der Germanwings-Maschine im Bild zeigen? Seinen Nachnamen nennen?

Andreas L. sitzt auf einer Steinmauer, die Beine angewinkelt. Im Hintergrund erhebt sich die Golden Gate Bridge in San Francisco. Das Foto, das aus dem sozialen Netzwerk Facebook stammt, findet sich am Freitag prominent in der New York Times. Das US-Blatt hatte offenbar keine Skrupel, das Privatfoto und den vollen Namen des unter Suizid- und Mordverdacht stehenden Co-Piloten der verunglückten Germanwings-Maschine zu veröffentlichen. Auch fast alle großen Qualitätszeitungen in Europa zeigten sein Foto nebst Vor- und Nachnamen.


Wie anders da in Deutschland: Die Magazine Focus, Spiegel und Stern - letzteres brachte wegen des Flugzeugunglücks kurzerhand eine Neuauflage auf den Markt - verzichten in ihren aktuellen Ausgaben alle auf ein Titelbild des Piloten. Spiegel Online erklärte am Freitag sogar, dass die Redaktion weder Bilder noch den vollen Namen von Andreas L. nennen würde. Am Abend änderte das Internetportal seine Strategie und nennt den mutmaßlichen Täter nun bei vollem Namen. Die Welt bleibt bei einer Abkürzung; dort wird der Co-Pilot auch nur verpixelt gezeigt. Chefredakteur Jan-Eric Peters verteidigte seine Entscheidung, die „vielleicht ein bisschen altmodisch erscheint", in einem internen Brief.



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