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Eingemauert in einer Fassade: Bomben-Bauplan auf öffentlichem USB-Stick in der Kölner Südstadt

Köln -

Er ist kaum zu erkennen: In eine Hauswand in der Kölner Südstadt ist ein USB-Stick einzementiert - mit heiklen Infos darauf: Anleitungen zu Bombenbau und Drogenherstellung!

Der Stick ist ein so genannter „DeadDrop", eine moderne Form des toten Briefkastens. Offenbar ein neuer Trend: In mehreren Kölner Straßen finden sich die Informationsträger, die irgendwann an speziellen Stellen einzementiert wurden. Wer sein Notebook oder ein anderes Gerät daran anschließt, kann sich dort gespeicherte Dateien herunterladen oder etwas draufspielen.

Brisante Baupläne auf über 100 Seiten

Auf dem Speichermedium in der Volksgartenstraße entdeckte EXPRESS sieben Dateien, die offenbar für ganz bestimmte Personen draufgespielt wurden. Es handelt sich um mehrere Hundert Seiten lange PDF-Dokumente auf Englisch.

Darin wird genau beschrieben, wie man eine Bombe herstellen kann. Es werden chemische Formeln beschrieben, die Zusammensetzung und Wirkung der einzelnen Stoffe dargestellt, die Explosionskraft erläutert.

Welche Irren tun so etwas? Zumal noch weiteres Material gefunden wurde. Andere Dokumente beschäftigen sich mit der Herstellung synthetischer Drogen wie Crystal Meth. Auch eine Anleitung zum Panschen tödlicher Gifte war darunter.

Kripo stemmt USB-Stick aus Wand

EXPRESS informierte die Polizei über die Entdeckung. Sofort wurden zwei Streifenbeamte in die Volksgartenstraße geschickt. Doch der Stick steckte so fest in der Wand, dass sie ihn selbst mit Werkzeug nicht herausholen konnten. Kurz danach stemmten alarmierte Kripoermittler das brisante Material aus der Hauswand und nahmen es mit auf die Wache.

Stellen sich Fragen: Wer braucht solche Informationen? Kann man auch als Laie damit Bomben bauen? Das müssen jetzt die Ermittlungen der Polizei und die Auswertungen der PDF-Dateien ergeben.

Das sind "Dead Drops" (deutsch: Tote Briefkästen)

Tote Briefkästen dienen dazu, jemandem geheime Nachrichten zukommen zu lassen. Früher wurden hierfür Astlöcher oder Schlitze in einer Hauswand genutzt. Nur Empfänger und Sender wussten, wo sich das Nachrichtenversteck befindet.

Im digitalen Zeitalter werden USB-Sticks als tote Briefkästen in Hauswände einzementiert. Der Vorteil: Es werden keine digitalen Spuren hinterlassen - anders als beim Herunterladen im Internet.

Was im Oktober 2010 als Berliner Kunstprojekt begann, ist dank stetig wachsender Teilnehmerzahl ein weltweit wachsendes Phänomen, besonders in den USA und in Deutschland.

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