Nein, bin ich nicht. Ich hab zwar immer viel Fußball gespielt, aber dazu hätte es nicht gereicht. Das war eher dieser typische Jungstraum, den viele haben. Tatsächlich wollte ich auch immer Schauspieler werden. Damit hat es ja zum Glück geklappt. Jetzt konnte ich erstmal beides miteinander verbinden.
Welchem Verein drücken Sie die Daumen?Eine Lieblingsmannschaft habe ich direkt nicht. Ich gucke aber sehr gerne Fußball.
Sie haben früher unter anderem Basketball und auch Fußball gespielt. Mussten Sie sich trotzdem noch körperlich vorbereiten?
Oh ja, ich habe etwa vier Monate mit einem Personal-Trainer und einem Torwarttrainer verbracht. Früher hab ich nur im Mittelfeld gespielt, ich musste also erstmal lernen, wie sich ein Torhüter bewegt, wie er sich in den Pausen verhält, wenn gerade kein Angreifer auf ihn zukommt.
Haben sie alte Spielszenen von Bernhard Trautmann geschaut?Ja, im Internet gibt es ein paar Videos von ihm. Im Film haben wie versucht einige Gesten von ihm zu übernehmen. Ein einer Szene macht er zum Beispiel eine super Parade und die Mitspieler klatschen ihn ab - aber auch das gegnerische Team. Trautmann winkt aber mit einer lässigen Handbewegung ab. Das hat er auch in Wirklichkeit gemacht.
Haben Sie Trautmann mal getroffen?Das hätte ich sehr gerne, aber leider konnte ich ihn vor seinem Tod nicht mehr treffen. Regisseur Marcus Rosenmüller und der Produzent Robert Marciniak haben ihn aber im Jahr 2012 eine Woche lang besucht. Seine Erzählungen sind mit in das Drehbuch eingeflossen. Natürlich ist nicht alles im Film haargenau so passiert, es ist die Essenz von ihm und das, was Marcus Rosenmüller in der Geschichte gesehen hat.
Aus einem Kriegsgefangenen wird einer der besten Keeper der Welt: Die Geschichte liest sich bereits wie ein Drehbuch. Warum wurde der Stoff erst jetzt verfilmt?Ich kannte die Geschichte von Trautmann vorher gar nicht und hab mich das auch gefragt. In England ist das anders, dort ist er eine Legende. Viele erinnern sich natürlich an das Finalspiel, dass er trotz Genickbruch zu Ende spielte. In der Geschichte steckt aber noch viel mehr.
Zum Beispiel?Das Schöne an dem Film ist, dass er viele verschiedene Elemente hat. Zum einen ist es ein Film über Fußball. Ich sehe in Trautmann jemanden, der für diesen Sport gelebt hat. Es ist aber auch eine Liebesgeschichte und damit verbunden, die Annährung zweier verfeindeter Länder. Trotzdem gibt es lustige Momente, vor allem in den Szenen mit John Henshaw, der den Coach des ersten Vereins spielt, bei dem Trautmann im Tor stand.
Trautmann wurde größtenteils auf Englisch gedreht. Wie wichtig ist die Sprache im Film?Gerade bei Trautmann transportiert sie einen Teil der Geschichte. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich den Film daher in der Originalfassung anschauen. Am Anfang des Films hat Trautmann noch einen starken deutschen Akzent, mit der Zeit wird er aber immer besser und spricht am Ende sogar in einem leichten nordenglischen Dialekt. Die Entwicklung, die Trautmann durchläuft, wird dadurch deutlich.
Die Dreharbeiten sind fast zwei Jahre her. Was ist Ihnen davon am stärksten im Gedächtnis geblieben?Die vielen Stunden im Fitnessstudio. Besonders der letzte Drehtag ist mir in Erinnerung geblieben. In einer Szene besteht das Spielfeld nur noch aus Matsch, eine wahre Schlammschlacht. Da konnte ich nochmal alles geben.
Bernd Trautmann hat viel für die Völkerverständigung getan. Wie aktuell ist der Film?In erster Linie ist es ein historischer Film, der zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt. Er greift aber viele aktuelle Themen auf. Etwa, dass man jeden Menschen für sich beurteilen sollte oder wie wichtig die Friedensgemeinschaft Europa ist.
Noch ein Blick auf ihr nächstes Projekt: Sie drehen mit der Gaunerkomödie „Betongold" ihren ersten Film, der exklusiv auf Netflix erscheint. Wie ist es, das erste Mal für den großen Streaming-Dienst aus den USA zu arbeiten?Total cool. Ich stecke mitten in den Vorbereitungen und spiele eine ganz andere Rolle. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Regisseur Cüneyt Kaya und Frederick Lau, den ich noch von den Dreharbeiten zu Simpel kenne.
Gehen Sie an den Netflix-Film anders heran?In erster Linie geht es immer darum, den bestmöglichen Film zu machen. Das ist bei einem Film für Netflix nicht anders als bei einem Kinofilm. Klar, die Sehgewohnheiten vieler Menschen ändern sich derzeit. Bei Netflix erreicht der Film ein sehr großes Publikum. Das spürt man bei so einem Projekt natürlich.
Werden wir Sie zukünftig auch in einer Serie sehen?Da hätte ich wahnsinnig Lust drauf. Eine Figur über einen längeren Zeitraum zu spielen ist spannend und reizvoll. Die Figur muss dann wirklich zu einer Art zweiten Haut werden. Geplant ist aber derzeit noch nichts.
Zur PersonDavid Kross (28) sammelte erste Schauspielerfahrung in einer Theatergruppe in seiner Heimat in Bargteheide bei Hamburg. 2005 entdeckte ihn Regisseur Detlev Buck und engagierte ihn für die Hauptrolle in „Knallhart". Seinen internationalen Durchbruch feiert er 2008 an der Seite von Kate Winslet im Nachkriegsdrama „Der Vorleser".
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