Dichter Nebel hängt über der Stadt, Bergkuppen und Gebäude verschwinden im Dunst. Der noch liegende Schnee hat sich schwarz verfärbt. Das Atmen fällt schwer in Almaty. Die Stadt leidet unter extrem schlechter Luft.
Genau so schlimm ist es auch in Bischkek und Taschkent. Menschen mit Atemschutzmasken gehören hier mittlerweile zum normalen Straßenbild, und zwar nicht nur zum Schutz vor Erkältungen.
Viele Leute haben sich mittlerweile Apps heruntergeladen, die den Grad der Luftverschmutzung anzeigen. Wenn es ganz schlimm ist, werden die Screenshots in sozialen Medien geteilt.
Man kennt die Bilder aus China oder Indien, auf denen man kaum zehn Meter weit sehen kann vor lauter Smog. Auch Ulan-Baator ist bekannt für seine schlechte Luft. Ist es Vergleich dazu tatsächlich so schlimm mit der Luftverschmutzung in Zentralasien?
Ja, die Städte hier gehören auf jeden Fall zu den Top 20 der Welt.
In Almaty, Bischkek oder Taschkent liegt es aber vor allem an den Kohlekraftwerken, die im Winter auf Hochtouren laufen. Hinzu kommen ärmere Privathaushalte, die alles Mögliche ungefiltert verbrennen.
Zu Sowjetzeiten wurde bei der Stadtplanung darauf geachtet, dass in der Stadt „Durchzug" herrschte. Damit Hitze und Abgase sich nicht stauten, wurden bei der Bebauung Schneisen offen gelassen, um einen Luftaustausch zu ermöglichen. Heute wird darauf kaum noch geachtet.
Auch die geographische Lage und häufig auftretende Wetterphänomene spielen eine Rolle. So kommt es gerade in Almaty und Bischkek oft zu so genannten Inversionswetterlagen. Dabei riegeln warme Luftschichten in der höheren Atmosphäre darunter liegende kühlere Luftschichten geradezu ab. Zwischen den Schichten kommt es nicht mehr zum vertikalen Luftaustausch.
Luftverschmutzung betrifft jeden: Deshalb ist es unverständlich, das die Stadtverwaltungen kaum was gegen das Problem unternehmen. Das ruft den Unmut der Bürger hervor. Erst vor kurzem gab es eine Onlinepetition, die innerhalb eines Tages 17.000 Unterschriften gesammelt hat.
Auch in Bischkek und Taschkent gibt es Forderungen, etwas gegen die Luftverschmutzung zu tun. In Bischkek werden Bäume gepflanzt, damit mehr Pflanzen die schlechte Luft reinigen. Aber in allen Städten Zentralasiens findet das Thema kaum Gehör bei den Verantwortlichen. Selbst in Usbekistan melden sich die Menschen seit kurzem in sozialen Medien zu Wort mit dem Aufruf „Taschkent will atmen - Ташкент хочет дышать".
Lösungen gibt es in den betroffenen Städten bisher kaum. In Almaty und Nur-Sultan fahren zwar Busse mit Erdgas. Die gesamte Flotte wurde in den vergangenen Jahren umgestellt. Katalysatoren sind bis heute nicht Pflicht in Zentralasien. So sind hier immer noch viele Gebrauchtwagen aus Europa oder dem fernen Osten unterwegs, die in Deutschland längst verboten wären.
Die Forschung liefert in Zentralasien keine praktikablem Lösungen. Es gibt punktuell meist international finanzierte Projekte. Doch nachhaltige Lösungen kann die hiesige Wissenschaft nicht liefern - dazu geht es ihr viel zu schlecht. Wissenschaftliche Institute sind schlecht ausgestattet. Es fehlt an Know-how und Innovationskraft.