Wahrscheinlich erinnern sich die meisten Leserinnen und Leser an das Pokémon-Phänomen aus dem Jahr 2016. Zahlreiche Spieler liefen mit ihren Smartphones kreuz und quer durch die Gegend und jagten unsichtbare Kreaturen.
Viele waren begeistert, speckten durch die viele Bewegung sogar einige Kilogramm ab, andere rümpften die Nase und regten sich über ihre Mitmenschen auf, wenn diese lieber in Richtung Smartphone, statt in Richtung des Straßenverkehrs schauten. Wer nun der Meinung ist, dass das das Spiel von damals verschwunden und die Nutzer nicht mehr unter uns wanderten, der täuscht sich - Spieler aller Altersgruppen treffen sich regelmäßig für die gemeinsame Jagd. So auch für den monatlichen "Community Day", der am vergangenen Sonntag um 11 Uhr auch in Eisenhüttenstadt startete.
Die Verständigung und die Organisation untereinander erfolgt in großen Teilen über den Nachrichtendienst "WhatsApp". Dort gibt es für Eisenhüttenstadt zwei Gruppen. Eine davon kommt auf 113 Mitglieder. "Wir haben hier alle Arten von Spielern dabei", erklärt einer der Administratoren der Gruppe, Stefan Münn. Der 33-Jährige sammelt seit 2016 fast durchgehend Pokémon und ist in vielen Belangen der Ansprechpartner für die lokalen Spieler. "Hier bei uns ist eigentlich jeder willkommen, der mitspielen möchte. Wenn er keinen Ärger macht und nett zu den anderen ist, dann gibt es da keine Probleme", sagt Münn. In der virtuellen Spielewelt als "Odin2505" bekannt, beschreibt er die Faszination für das Spiel wie folgt: "Es ist die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und wirklich tolle Leute kennenzulernen. Wir hatten zum Beispiel eine Mitspielerin, die hat über unsere Gruppe einen Job gefunden." So erklärt sich Münn, der sonst Niederlassungsleiter eines Personaldienstleisters ist, auch die Langlebigkeit des Spiels. Pokémon Go entfalte seine vollen Stärken im sozialen Erleben mit Freunden und Bekannten.
Beim "Community Day" am Sonntag drehte die Gruppe immer wieder dieselbe Runde - um den Diehloer Fließ, dann über ein paar Nebenstraßen zurück zu den Parkplätzen beim NP-Markt. "Diese Route hat sich für uns in der Vergangenheit bewährt", erklärt Münn. An solch einer speziellen Veranstaltung, die einmal im Monat stattfindet, wird den Pokémon-Sammlern mit diversen Boni unter die Arme gegriffen - so erschien am Sonntag das Geist-Pokémon namens "Nebulak" deutlich häufiger und manchmal auch in einer einzigartigen schillernden Version (siehe Foto) - Grund genug für eine Jagd.
Mit dabei ist der 24-jährige Tom Nickel aus Eisenhüttenstadt. Dieser erklärt: "Heute sind wir mal eine kleinere Gruppe, da waren wir in der Vergangenheit deutlich mehr." Durch die Corona-Krise habe aber auch die Spielergemeinde gelitten. Treffen seien schwieriger gewesen, viele mussten alleine spielen und manch einer fand stattdessen betrügerische Wege das Spiel vom heimischen Computer aus zu spielen. "Dabei lebt Pokémon Go gerade davon, dass man sich bewegt und mit Leuten austauscht. Wir haben ja einen super Mix hier - von Minderjährigen bis hin zu älteren Spielern", erklärt Nickel.
Als Gruppe habe man sich schon den ein oder anderen Spruch anhören müssen, doch mittlerweile seien die Leute schon daran gewöhnt, dass man hier völlig friedlich und entspannt seine Runden drehe. "Anfangs gab es sogar einige Vorfälle mit der Polizei", erzählt Stefan Münn. Aber immer ein Fehlalarm - die Leute hielten es nur für verdächtig, dass eine Gruppe mit Smartphones durch die Gegend läuft. Dabei wollten diese aber niemandem etwas Böses.
Wer Interesse daran hat, Spiele wie "Pokémon Go", "Harry Potter: Wizards Unite", "Ingress" und das bald erscheinende "Catan" in einer Eisenhüttenstädter Gruppe zu spielen, soll sich per E-Mail an Spieler.Eisenhuettenstadt@gmail.com wenden.