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Skandal1220 und Dustin Siegel - Rap-Musik direkt aus Eisenhüttenstadt

Während sich zwei Künstler aus der Region etwas aufbauen, werben sie für ein besseres Miteinander in Eisenhüttenstadt.

Es wirkt wie eine alltägliche Geschichte. Zwei junge Männer lernen sich zufällig auf der Arbeit kennen und treffen eines Tages die Entscheidung, gemeinsam Musik zu machen.

Der 21-jährige Dustin Siegel hat dafür ein Zimmer in seiner Eisenhüttenstädter Wohnung komplett umgebaut. Überall prangt sein Logo "KeepTimeStudio". In der Ecke ist eine kleine Tonkabine eingebaut, seine Kamera-Ausrüstung zeigt außerdem seine Begeisterung für Videoproduktionen. "Wer für einen schmalen Taler Musik aufnehmen will, der kann vorbeikommen. Egal welches Genre", sagt Siegel. So gab es erst kürzlich eine Zusammenarbeit mit der Neißemünder Schlagersängerin Tina Söllner.

Die Hauptmotivation liegt aber in den gemeinsamen Projekten mit dem Rapper "Skandal1220", mit bürgerlichem Namen Oliver Händler. Der 29-Jährige behandelt in seinen Texten lebensechte Themen aus seinem Alltag, die seine Hörerschaft motivieren sollen. Und in der Region haben sich die beiden auf diese Weise schon einen Namen gemacht.

Der Produzent Siegel erzählt lachend: "Ich erinnere mich noch, als unser Song ,Berg auf X Berg ab` erschien, da bin ich noch zur Tankstelle gefahren und jemand völlig Fremdes hat in seinem Auto unseren Song gehört. Ich konnte es erst gar nicht glauben und hab erst einmal mein eigenes Radio leiser gedreht, nur um sicher zu gehen, dass der Song nicht gerade bei mir im Auto läuft."

Highlight "Best of Hütte Vol. 1"

Als absolutes Highlight bezeichnen die beiden Musiker ihren Auftritt in der Eisenhüttenstädter Inselhalle zu "Best of Hütte Vol. 1" im November des letzten Jahres. "Ich hätte nie so eine krasse Resonanz erwartet", gibt Händler zu und Siegel ergänzt, dass sie zu dem Zeitpunkt lediglich drei Songs gemeinsam produziert hatten. Aber weil das Publikum die Rap-Songs extrem feierte, mussten eben jene drei Songs als Zugabe jeweils drei Mal gespielt werden. "Direkt als das Intro eingespielt wurde, sind die Leute ausgerastet und haben geschrien, als ob da jemand mit 100 000 Fans auf die Bühne kommt", schwärmt Siegel. Händler fügt hinzu: "Das hat uns stolz gemacht. Das ist der Kick, den man manchmal braucht, um weiterzumachen."

"Ich will mir selbst beweisen, dass man es auch hier in der Region schaffen kann", sagt Händler. Es gehe nicht zwangsläufig darum, mit der Musik Millionen von Platten zu verkaufen, sondern ein paar Mal im Monat aufzutreten und sich dabei im Idealfall ein paar hundert Euro dazuzuverdienen. "An sich ist die Situation als Künstler in der Region recht perspektivlos", räumt Siegel ein. "Wenn du niemanden kennst, der deine Musik aufnimmt, wird es schwierig. Da sind wir wohl fast die Einzigen hier."

Eisenhüttenstadt soll zusammenhalten

Während bei den lokalen Rappern ansonsten ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken herrsche, sei man in den Räumen des "KeepTimeStudio" anders gestrickt. Oliver Händler erklärt es mit den folgenden Worten: "Bei uns war schon immer die Devise, möglichst mit Eisenhüttenstädter Künstlern zusammenzuarbeiten. Wir würden uns wünschen, dass die wenigen Musiker der Region an einem Strang ziehen und gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Dabei würden letztlich doch alle gewinnen."

Auch die Stadt könne man dadurch voranbringen und zeigen, dass junge Leute in der Region versuchen, etwas Größeres auf die Beine zu stellen. Angesprochen auf den Umgang mit der Corona-Krise und ein paar verpassten Auftritten, erklärt Rapper Händler: "Ich bin kein Typ, der gerne die ganze Zeit im Studio abhängt. Ich bin ein Live-Schwein. Ich springe mit dem Mikrofon in die Menge, das ist mein Ding."

Sein Produzent Siegel wünscht sich ebenfalls baldige Live-Auftritte und mehr: "Es wäre schön, wenn Eisenhüttenstadt mal generell eine Veranstaltung machen würde, bei dem es zeigt, was es eigentlich für Potenzial in der Region gibt. Wir versuchen zu unterstützen und bieten unsere Hilfe an. Egal, ob es Rap, Rock oder Schlager ist."

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