Viele Eisenhüttenstädter dürften nicht schlecht gestaunt haben, als vor einigen Tagen direkt am City Center, Werkstraße 2, das Eröffnungswochenende des "Green Paradise" stattfand. Ein Hanfladen mitten in der Stadt? Ist Marihuanabesitz nicht verboten?
Wer so denkt, hat zwar grundsätzlich Recht, tut aber dem, was Sebastian Dürrleder in seinem Geschäft verkauft, wiederum Unrecht. Was der gebürtige Eisenhüttenstädter anbietet, sind nämlich keine Produkte aus der berauschenden Substanz Tetrahydrocannabinol (THC), sondern aus Cannabidiol (CBD). Dieser Wirkstoff wird aus dem weiblichen Hanf gewonnen. Der Unterschied dabei ist, dass CBD keine psychoaktive Wirkung auf den Konsumenten hat.
Sebastian Dürrleder erklärt es mit den folgenden Worten: "Was viele noch nicht verstehen, ist die Tatsache, dass die Produkte aus CBD nicht abhängig machen oder berauschend wirken. Stattdessen bieten sie gesundheitlich zahlreiche Vorteile. Was wir hier anbieten, das sind alles Naturprodukte." Außerdem gelte CBD als nahezu nebenwirkungsfrei.
Im Laden erkennt man direkt die zahlreichen Anwendungsgebiete der Ware. In den Vitrinen stehen verschiedene Pflegeprodukte, Öle, Badesalze, Schaumbäder, Seifen und mehr. Alles mit CBD angereichert. "Was derzeit sehr gefragt ist, sind Haarprodukte. Die Leute kriegen dadurch ihre Schuppen wieder in den Griff", sagt Dürrleder. Er habe mit CBD schon in seinem ersten Monat Leuten mit gereizter Haut, Gelenkproblemen, Unterleibsschmerzen oder Menstruationsbeschwerden geholfen. Auch gegen Depressionen, Epilepsie und Angstzustände könne man sich zum Beispiel mit den verschiedenen CBD-Ölen behelfen.
Angesprochen auf den möglichen Impuls vieler, den CBD-Laden verfrüht als illegales Kiffer-Geschäft abzustempeln, erklärt Dürrleder, dass er selber niemandem empfehlen würde, zu kiffen: "Ich kann das nicht leiden, wenn sich irgendwelche Jugendlichen nur zuballern und nicht verstehen, dass man auch Verpflichtungen hat. Jeden Tag klingelt der Wecker und dann muss auch etwas getan werden." Zwar sei er insgesamt ein Befürworter einer Legalisierung, doch setze er dafür eine gewisse Reife voraus. Man dürfe seine Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Insgesamt sei sich der 34-Jährige bewusst, mit seinem Laden ein großes unternehmerisches Risiko eingegangen zu sein. Er habe zwar im Zuge der Eröffnung viel Unterstützung erhalten, wie auch von den Magdeburgern Betreibern des "Smokers Paradise", die es schon auf zwei Läden dieser Art bringen. Finanziell trage Sebastian Dürrleder das Projekt aber im Alleingang. Daher wünsche er sich die nötige Offenheit der Stadt, sich damit zu beschäftigen und sich beraten zu lassen.
Er selbst habe in seinem privaten Umfeld Krebsfälle gehabt, welche bei ihm das Interesse an den CBD-Produkten geweckt haben. Schnell sei ihm klar geworden, dass hier ein großes Potenzial schlummert und bald darauf habe er sich mit dem "Green Paradise" seinen Wunsch erfüllt, in seine Heimatstadt zurückzukehren und hier zu arbeiten. "Ich will die Leute dazu bewegen, dass sie Marihuana nicht als Einstiegsdroge sehen und immer alles direkt in einen Topf werfen." Von einigen Kunden erhalte er bereits einen großen Zuspruch. Viele, die einmal aus Neugierde in den Laden gekommen seien, wären nun schon das zweite oder dritte Mal zurückgekehrt und hätten sich mit einer Vielzahl an Problemen an den Eisenhüttenstädter gewandt. "Ich kann daher die Frage nach der Zielgruppe so nicht beantworten, denn CBD eignet sich für alle Menschen. Sogar Tieren kann damit geholfen werden", erklärt Dürrleder. Daher hoffe er, dass die Eisenhüttenstädter dem Wirkstoff eine Chance geben.