Alessandro steht nicht da,
wo die meisten Kinder sich positioniert haben. Lona auch nicht, aber
trotzdem stehen die beiden an fast entgegengesetzten Enden des
Zahlenstrahls. Und Lona wundert sich. Die Kinder spielen ein Spiel, bei
dem sie sich zu verschiedenen Fragen aufstellen sollen –
je nachdem, was sie darüber denken. Einige Themen sind schon
verhandelt, nun geht es um das Thema Klimagerechtigkeit. Die Frage
lautet: „Glaubt ihr, dass Deutschland genug für den Umweltschutz macht?“
Lona findet das ganz und gar nicht, Alessandro schon. Die meisten
anderen stehen irgendwo im unteren Drittel des Zahlenstrahls. Aber: Es
gibt kein Richtig und kein Falsch. Die Kinder sollen sich positionieren,
müssen aber ihren Standpunkt nicht begründen, wenn sie nicht wollen.
Alessandro grinst schief. Er will nicht groß erklären, warum er sich
dort hingestellt hat und muss das auch nicht. Dafür hat Lona große Lust,
ihre Haltung auszuführen.
Das Aufstellen auf einem
imaginären oder mit einer Schnur angedeuteten Zahlenstrahl ist eine
einfache Basis-Übung, mit der Teilnehmende aus Workshops, Projekten oder
Arbeitsgruppen eigene Positionen sichtbar machen. Auch die
Pädagog:innen des Allerweltshaus e. V. (s. Infokasten) nutzen diese Technik, um zum Einstieg die Gruppe in Bewegung zu bringen.
„Ich
habe mal an einem Tag mehrfach den gleichen Workshop angeleitet und
diesen Einstieg abwechselnd mal gemacht und mal weggelassen“,
sagt Pädagogin Sandra Busch. „Und obwohl die Übung sehr basic ist,
beobachte ich häufig, dass die Gruppen, in denen sie durchgeführt wird,
deutlich leichter in Schwung kommen, als die, die nur zusammensitzen und
reden. Es gibt den Einzelnen auch die Ruhe, erst einmal im Thema
anzukommen, bevor es in Diskussionen geht.“
Das Allerweltshaus – Institution seit Jahrzehnten
Vor 35 Jahren als private
Initiative gegründet, ist das Allerweltshaus zu einem interkulturellen
Begegnungszentrum mit verschiedenen Fachbereichen herangewachsen.
Persönliche Beratungen, Bildungsangebote und Veranstaltungen nehmen
dabei den Hauptanteil der Arbeit ein. Als Leitlinien hat sich das
Allerweltshaus soziale Gerechtigkeit, Achtung der Menschenrechte und
Verantwortung für die nachkommenden Generationen durch umweltgerechtes
Wirtschaften gesetzt.
(...)
Text: Nora Koldehoff
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