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Leidenschaft für Leica

Bild: © Sammlung Knut Kühn-Leitz

Fotoausstellungen haben in der Regel einen von zwei möglichen roten Fäden: Entweder stammen alle Aufnahmen von demselben Fotografen. Oder es geht um ein bestimmtes Thema. Im ‚Forum für Fotografie' an der Schönhauser Straße hingegen ist seit vergangenem Samstag eine Ausstellung zu sehen, deren Bilder eine ganz andere Gemeinsamkeit verbindet: die Kamera, mit der sie gemacht wurden.

Leica ist Kult - selbst dann, wenn niemand auf den Auslöser drück. Selbst dann, wenn die kleine Kamera, die 1924 die Vorherrschaft der unhandlichen Mittelformatkameras beendete, nur als Sammlerobjekt in der Vitrine liegt. Wenn Fotografen sie aber für das benutzten, wofür sie Oskar Barnack, der Leiter der Leitz-Versuchswerkstatt für Mikroskope, entwickelt hatte, dann entstanden nicht selten Meisterwerke der Fotografiegeschichte. Etwa neunzig davon versammelt nun die Ausstellung im ‚Forum für Fotografie', die noch bis zum 13. Juli zu sehen ist.

Zu den bekanntesten der gezeigten Bilder zählt ein Abzug von Will McBrides Portrait des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (1965). Genauso bekannt ist auch Ulrich Macks Aufnahme ‚Kenndys Triumphfahrt 1963'. Sie zeigt den amerikanischen Präsidenten bei der Fahrt im offenen Wagen durch Berlin mit Adenauer und Willy Brandt, dem damaligen Regierenden Bürgermeister der geteilten Stadt.

Weltberühmt durch die symbolische Bedeutung, die ihm sofort zugesprochen wurde, ist auch Robert Lebecks Foto eines jungen Afrikaners, der dem belgischen König Baudouin bei einem Besuch in der ehemaligen Kolonie Kongo den Degen entreißt: Bis heute symbolisiert der Diebstahl des Herrschaftsattributs das endgültige Ende und die moralische Fragwürdigkeit der belgischen Kolonialherrschaft in Afrika.

Technisch möglich waren all diese Aufnahmen nur dadurch geworden, dass ihre Fotografen nun mit leichter Kamera spontan auf die Szenen reagieren konnten, die sich vor ihrem Objektiv abspielten. Wäre vorher aufwändig eine Mittelformatkamera aufgebaut worden, die schon wegen ihres Gewichts ein Stativ erfordert hätte; hätte der jeweilige Fotograf erst mühsam Blende und Belichtungszeit einstellen müssen, wäre der historische Moment vorbei gewesen, bevor er auf den Film gefunden hätte.

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Freitag, 13. Juni 2014 | Text: Nora Koldehoff


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