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Drehen wir den Film doch nochmal neu

Klaus Maria Brandauer im Odeon-Garten (Bild: Dirk Gebhardt)

Einem Menschen, einem Wissenschaftler, einem Individuum wie Wilhelm Reich in der Zeit einer Spielfilmlänge gerecht werden zu wollen, ist ein Unterfangen, das von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist. Zumal der Mediziner, Psychiater, Sexualtherapeut und Erfinder schon zu Lebzeiten auch zur ideologischen Figur geworden war: Zu stark war seine Ablehnung der tradierten Methoden, die menschliche Seele und den menschlichen Körper zu analysieren und zu therapieren. Zu deutlich setzte er sich aber auch schon vor seiner Emigration, noch in Wien, von Freud und seiner Psychoanalyse ab.

Der österreichische Regisseur und Produzent Antonin Svoboda wählte deshalb anderen Weg: Konzentration auf die letzten Lebensjahre, in denen Reich nach der Verfolgung durch die Nationalsozialisten auch in den USA verfolgt wurde. Diesmal von FBI, McCarthy's Kommunistenjägern - denn wer auf die Individualität des Menschen setzte und ihn zu deren Stärkung ermutigte, konnte nur Kommunist sein - und durch die Schulwissenschaften. Am Freitag stellte Svoboda den Film in Anwesenheit seines Hauptdarstellers Klaus Maria Brandauer im Odeon in der Severinstraße vor.

Wie stark Wilhelm Reich auch heute noch polarisiert, war in der nachfolgenden kurzen Diskussion zu spüren, der sich Regisseur und Hauptdarsteller stellten. Ihnen sei es darum gegangen, Wilhelm Reich so zeigen, wie es sich aus damaliger Sicht darstellte. Ein Einordnen von Reichs Thesen, ihre Wirkungen und auch die neueren historischen Erkenntnisse habe er bewusst außen vor gelassen, beschrieb Antonin Svoboda seinen Ansatz. Was damals noch nicht bekannt war, kann auf diese Weise auch keine Rolle spielen.


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Montag, 2. September 2013 | Text: Nora Koldehoff


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