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Auf eine Apfelschorle mit Josef Hader

Hader spielt Hader (Bild: Karsten Schöne)

Der große Saal der Comedia in der Vondelstraße ist ausverkauft - seit Wochen schon. Den Mann, der an einem Tisch in der Wagenhalle sitzt, scheint das nicht groß zu berühren. Josef Hader, Jahrgang 1962, Kabarettist und Schauspieler aus Waldhausen in Oberösterreich, hat schon auf Hunderten Bühnen gestanden. Seit 1982 tritt er mit seinen eigenen Programmen auf. Gelegentlich wechselt er auch von der Bühne auf die Leinwand - in den grandiosen Verfilmungen der Brenner-Krimis von Wolf Haas zum Beispiel, in denen er unter anderem an der Seite von Josef Bierbichler und Birgit Minichmayr spielte, oder im Zweiteiler „Aufschneider“. Hader trägt Straßenkleidung. Auf der Bühne wird er anderthalb Stunden in einer schwarzen Hose stehen – erst mit einfarbigem, nach der Pause dann mit gestreiftem Hemd. Der Mann, der dann so selbstverständlich mit seinen Geschichten und angeblichen Erlebnissen sein Publikum zum Staunen, Lachen und Nachdenken bringt, ist eine Kunstfigur in Bühnenkleidung. Und die Geschichten, die sie vom Wiener Naschmarkt oder über seine geschiedene Frau erzählt, sind auch keine wahren Geschichten. Sie verschmelzen Kabarett und Theater und sind große Literatur, die der Autor Hader für die Bühnenfigur Hader schreibt. Und zielen auch schonmal in das linksintellektuelle, preisbewusste Biogewissen des Publikums.

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Montag, 12. März 2012 | Text: Nora Koldehoff


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