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Gemeinsam statt einsam in Corona-Zeiten: Wir schaffen das!

Seit Mitte März herrscht aufgrund des Coronavirus Ausnahmezustand. Vor allem für jene, die allein wohnen, kann die soziale Isolation eine große Herausforderung sein. Das betrifft in Österreich rund 800.000 Frauen und 640.000 Männer. Was tun, damit die Einsamkeit in den eigenen vier Wänden nicht zu groß wird? Zwei Expertinnen geben Tipps, wie wir trotz allem gemeinsam - und nicht einsam - die Krise bewältigen können.

Coronavirus und allein zuhause - was tun? 6 Tipps, wie wir Einsamkeit überwinden 

Stay positive! Und pflegen Sie Ihre Kontakte

Das Gute vorweg: Die Krise ist zeitlich beschränkt, sie wird wieder vorbeigehen und wir werden das gemeinsam gut schaffen. Neben einem positiven Mindset ist es aber auch wichtig, seine Sorgen offen zu kommunizieren - vor allem, wenn niemand da ist, mit dem man spontane Gefühlsausbrüche teilen kann, sagt die Psychotherapeutin Andrea Pabst: „Tauschen Sie sich mit Freunden und anderen Menschen aus, denen es ähnlich geht. Und lernen Sie, über Ihre Gefühle, Sorgen und Ängste zu sprechen. Sich gegenseitig zuhören und füreinander da sein kann jetzt sehr unterstützend sein."

Warten Sie dabei nicht auf einen Anruf, sondern nehmen Sie proaktiv Kontakt auf, rät Familien- und Business-Coach Linda Syllaba. „Bloß keine falsche Bescheidenheit, wenn die Einsamkeit Sie quält." Ob via Telefon oder im Internet, zum Beispiel auch durch Online-Games: Moderne Medien bieten viele Möglichkeiten dazu.

Gestalten Sie Ihren Alltag aktiv und bieten Sie Hilfe an

Endlich den Frühjahrsputz erledigen, einen Wocheneinkaufsplan erstellen, mit Freunden telefonieren und kurz spazieren gehen: Es gibt einiges, das wir trotz sozialer Isolation in der Corona-Krise unternehmen können. Vielleicht gibt es auch Dinge, die Sie schon länger auf Ihrer To-Do-Liste haben? Tipp von Expertin Syllaba: „ Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich seiner Selbstbestimmung bewusst zu werden. Sie haben in der Hand, was Sie den ganzen Tag lang machen!"

„Und wenn all das gemacht wurde, kann es wertvoll sein, neue Aufgaben zu finden, die Sinn ergeben. Wie etwa ältere Menschen oder Nachbarn zu unterstützen", sagt Expertin Pabst. Ob einkaufen oder zur Apotheke gehen, Botendienste erledigen oder den Hund Gassi führen: Viele Menschen freuen sich derzeit über eine helfende Hand. Wichtig dabei: Strukturieren Sie trotzdem Ihre Tage und machen Sie einen Plan, was Sie vorhaben.

Schauen Sie auf sich (und hören Sie nebenbei Musik)

Ein starkes Immunsystem ist derzeit wichtiger denn je. Und wir alle wissen: Schokolade und Chips leisten dazu (leider) keinen Beitrag. Daher gilt: Ernähren Sie sich auch und gerade in Zeiten des Coronavirus möglichst vernünftig. Es gibt auch gesundes Comfort Food, das großartig schmeckt. Wer nicht gerne alleine kocht, kann sich auch mit Freunden zu einem gemeinsamen Skype-Kochen verabreden.

Wenn Sie Stille generell schlecht aushalten, dann machen Sie Musik an, sagt Syllaba. Derzeit aber lieber nicht über Radio oder Fernsehen. Denn da kommen gerade sehr viele Corona-Infos, denen wir uns nicht zu intensiv aussetzen sollten, weil sie Ängste befeuern können. Hören Sie Musik über Streaming-Anbieter oder legen Sie die gute alte CD ein.

Spüren Sie Ihren Körper bis in die Zehenspitzen

Ein weiterer Tipp: Erden Sie sich. Atmen Sie, gehen Sie viel barfuß und gehen Sie an die frische Luft, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben - und den empfohlenen Abstand zu anderen Menschen halten können. „ Spüren Sie Ihren Körper von unten bis oben", sagt Linda Syllaba. Wer Düfte mag, kann sich mit Ölen, Gewürzen oder Parfums eine sinnliche Freude machen. Cremen Sie sich mit einer duftenden Bodylotion ein, kuscheln Sie sich in eine Decke und spüren Sie nach. Oder probieren Sie eine Selbstmassage!

Auch Yoga, Pilates oder andere Arten von Workouts können ein positives Körpergefühl unterstützen und Ihnen dabei helfen, das Gefühl von Einsamkeit zu überwinden. Probieren Sie etwas Neues aus! Derzeit bieten viele Studios tägliche Online-Kurse für zuhause an, z.B. Coming Hooomm oder Bodyconcept in Wien.

Hinterfragen Sie, wann Sie sich einsam fühlen

Fühlen Sie sich in bestimmten Momenten einsam, sollten Sie versuchen zu hinterfragen, warum das so ist, sagt Psychotherapeutin Pabst: „Die Zeit, die wir jetzt haben, können wir nutzen, um uns mehr auf das Wesentliche im Leben zu besinnen und die eigenen Werte, Wünsche und Sehnsüchte ehrlich zu hinterfragen. Bewusste Fragen wie, ‚Was kann ich tun, damit es mir in dieser Zeit gut geht?' helfen, um Ideen zu bekommen, was Sie gerne machen und wo Ihre Interessen liegen." Manche Menschen leiden mehr unter der sozialen Isolation und der Veränderung als andere. Einige können darin auch eine Entschleunigung vom Alltag sehen.

Suchen Sie Hilfe, wenn die Situation belastend wird

Sie fühlen sich trotz Gesprächen und Video-Calls mit Freunden oder der Familie einsam oder haben Angst, wie es mit der Corona-Krise weitergeht? Dann können Sie sich jederzeit auch professionelle Hilfe suchen. Zahlreiche psychologische Beraterinnen und Berater bieten derzeit Geprächsangebote via Skype & Co an. Das erste Beratungsgespräch ist in der Regel kostenlos.

Tipp: Der Berufsverband österreichischer PsychologInnen hat im Zuge des Coronavirus eine kostenlose Helpline eingerichtet. Von Montag bis Freitag, 09 bis 16 Uhr, beraten ausgebildete Psychologinnen und Psychologen gratis unter der Telefonnummer 01/504 8000.

Andrea Pabst ist Psychotherapeutin und Coach. In ihrer freien Praxis in Wien und Baden unterstützt sie Menschen durch Psychotherapie, Paartherapie und Supervision. Derzeit bietet Pabst auch Gespräche via Skype an.

Linda Syllaba ist Familien-, Paar- und Business-Coach sowie Autorin in Korneuburg und Wien. Als psychologische Beraterin begleitet sie Menschen auf ihrem Weg durch stürmische Zeiten zu einem erfüllten Leben. Auch sie bietet Online-Coaching an.

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