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Ein Leben im Hier und Jazz

Als Jazz exotisch und es abends in Berlin kalt ist, sitzt Horst Henschel auf einer Heizung im Amerikahaus. Seine Freunde und er blättern in Jazzbüchern. Den Winter 1947 verbringen sie damit, die Namen der Musiker abzuschreiben. Benny Goodman, Louis Armstrong, King Oliver. Heute sind sie tot und Henschel spielt noch immer.

Bevor er das erste Instrument in die Hand nimmt, legt Henschel samstags Ziegelsteine auf den Herd. Um ein Uhr klingelt sein Wecker, er nimmt die heißen Steine, stellt seine Füße drauf, rollt sich in eine Decke und schaltet das Radio ein. Jazz-Almanach. „Ich saugte die Materie auf." Eine Stunde, ein Künstler.

Henschel, geboren 1929, beendet die Schule und beginnt, sich zum Elektromaschinenbauer ausbilden zu lassen. Am Hackeschen Markt kauft er ein Kornett. 450 Mark. Und lernt, zu trompeten.
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