Ob Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften: Sportgroßveranstaltungen kommen zunehmend in die Kritik, da mit ihnen nicht nur massive Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch, sondern auch Ausbeutung, Vertreibung und Unterdrückung einhergehen.
Von Rio bis Katar - immer dasselbe MusterVon Rio bis Katar zeigt sich ein Muster, das weltweit Nachahmung findet und inzwischen als systematisch bezeichnet werden kann. Durch die Umverteilung der knappen öffentlichen Mittel von unten nach oben profitiert die lokale und globale Elite zu Lasten der Bevölkerung. Investitionen in dringend benötigte staatliche Dienstleistungen beispielsweise im Bildungs- und Gesundheitssystem oder in ländliche und städtische Infrastruktur bleiben aus. Stattdessen werden mit öffentlichen Geldern kurzfristige politische und wirtschaftliche Erfolge für die Machthabenden erzielt.
Um die Infrastruktur für die sportlichen Großevents bereitstellen zu können werden von überall her Arbeitskräfte rekrutiert. Häufig sind sie innerstaatliche und/oder internationale migrantische Arbeiter*innen, deren Beschäftigung durch prekäre Arbeits- und Arbeitsschutzgesetze nur unzureichend geschützt ist. Das bestätigen die enorm hohen Todeszahlen auf den Baustellen für die Fußballweltmeisterschaft in Katar, die Schätzungen zufolge bei 6500 liegen. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter*innen in Katar, die zu großen Teilen aus Südasien kommen, möchten wir vor der Fußballweltmeisterschaft 2022 genau unter die Lupe nehmen.
Darüber hinaus haben Sportevents einschneidende Auswirkungen auf die Austragungsorte. Gentrifizierung zerstört das gewachsene soziale lokale Gefüge und die Preissteigerungen in Erwartung höherer Gewinne durch den Sporttourismus bleiben dauerhaft, auch nachdem sich das Scheinwerferlicht wieder abgewendet hat. Durch Repression und Gewalt gegen Aktivist*innen und Oppositionelle nimmt die Demokratie, sofern sie denn existiert, oft großen Schaden.
Es geht auch andersOb Anwohner*in, Sportler*in oder Fernsehzuschauer*in: das Thema betrifft uns alle. Auf dieser Seite wollen wir die Schattenseiten von Sportgroßveranstaltungen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen aufmerksam machen und Ansätze für Solidarität und Widerstand aufzeigen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem größten internationalen Sportgroßereignis im Jahr 2022: Die Fußball-WM der Männer in Katar.