Memes sind ein Sammelbegriff für Internetphänomene und können Medieninhalte jeglicher Art, also Bilder, (Stock-)fotos, Videos, Screenshots und manchmal einfach Aussprüche, Zitate oder Phrasen sein. Sie sind ein alltäglicher Teil des Online-seins und werden von den Medienwissenschaflern Alfie Bown und Dan Bristow in ihrem Buch über Memes als „Währung des Internets" bezeichnet. Sie heitern uns auf, bringen uns zum Lachen oder sind ironische Kommentare auf aktuelles Geschehen. Letzteres eignet sich besonders gut, um auf politische Ereignisse einzugehen.
Memes eignen sich aber auch zum Empowerment und als Methode, um Communities zu stärken. Der Doktorand Thomas Hobson und die Aktivistin Kajaal Modi schreiben in einem Buchbeitrag, dass sich Memes sogar dazu eignen, von gerechteren Zukunftsmodellen oder sogar Utopien zu träumen, indem man seine Wünsche und Visionen in Memes visualisiert.
Die Seiten vietnamemes_ und growingupviet, nach eigener Angabe die größte Viet-Community auf Instagram, versorgen mich mit der täglichen Dosis vietnamesischem Alltag. Ich schätze mich sehr glücklich, einen stabilen viet-deutschen Freundinnenkreis zu haben und mich mit diesen grandiosen Freundinnen darüber austauschen zu können, was es heißt, Bindestrich-Deutsche und Teil der vietnamesischen Diaspora zu sein. Wir reden über Familienverhältnisse, darüber, wie wir Rezepte aus der Kindheit nachkochen und wie wir mal mehr, mal weniger Schwierigkeiten mit unserer eigentlichen Muttersprache haben. Manchmal zeigen wir uns dann auch Memes besagter Seiten, denn sie geben uns immer wieder völlig andere Denkanstöße, über Identität nachzudenken, normalisieren Erlebnisse oder würdigen Traditionen und Alltagsbräuche. Mir gefiel vor allem ein Meme mit der Überschrift „This is how the Vietnamese have been fighting the Coronavirus".
Tatsache ist aber leider auch: Auch unter Rechtsextremen sind Memes ein beliebtes Mittel, um menschenfeindlichen Inhalten Reichweite zu verschaffen und sich so Communities aufzubauen. Die rechtsradikale „Alt-Right" in den USA rief sogar den „Meme War", also Meme-Krieg, aus. Maik Fielitz, wissenschaftlicher Referent und Experte für Rechtsextremismus und Digitalkultur, argumentiert, dass auf diese Art und Weise Rechtsextremismus vor allem für Gamerkulturen und Männerrechtler attraktiv gemacht werde. Er sagt auch, dass die„digitale Hasskultur" das Risiko berge, in der Realität gewaltsam zu werden. Fielitz rät daher, Wege zu suchen, die beschleunigte Verbreitung rechtsradikaler Memes einzudämmen. Dazu gehöre das Verständnis über rechtsradikale Strategien wie auch technische Mittel.
Ich glaube, dass man an diesem diesem Punkt auch wieder den Stellenwert von Medienkompetenz betonen kann. Schon in der Schule, wo gerade in Chatgruppen häufig Memes - auch mit rechtsradikalem Inhalt - hin und her geschickt werden, sollten Kinder und Jugendliche lernen, wie sie damit umgehen sollten. Und dass es bei Memes wie bei anderen medialen Inhalten auch wichtig ist, Quelle und den Inhalt kritisch zu hinterfragen. Das gilt aber natürlich auch für Erwachsene.