Oft, wenn es meiner Freundin Laura* schlecht geht, ruft sie mich an. Vor ein paar Jahren hatte sie Depressionen. In unseren Telefonaten damals fiel es mir schwer zu verstehen, wieso es ihr nicht langsam besser ging. Anschließend habe ich mich häufig hilflos gefühlt. Nicht helfen zu können ist furchtbar - für beide Seiten.
Das hat auch die Australierin Betty Kitchener erlebt, als sie 15 Jahre alt war. Damals, Mitte der 1960er-Jahre, war sie schwer depressiv. Jahre später kritisierte sie, dass niemand aus ihrem Umfeld sie unterstützen konnte. Kitchener fragte sich: Wieso können Laien nicht bei Suizidgedanken oder bei Panikattacken helfen? Und entwickelte im Jahr 2000 schließlich mit ihrem Ehemann, dem Psychologieprofessor Anthony Jorm, ein Erste-Hilfe-Programm für psychische Gesundheit: „Mental Health First Aid" (MHFA). Seit 2020 finden die Kurse auch in Deutschland in Trägerschaft des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim statt.
Es ist Ende 2022. Ich denke an meine Telefonate mit Laura. Daran, wie ich manchmal kein Verständnis zeigen kann. Dann melde ich mich für einen der Onlinekurse an: zwölf Stunden Input, aufgeteilt auf sechs Treffen.
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