Mittelhessen schlagen bissigen Aufsteiger Eulen Friesenheim mit 30:21 (13:10) vor über 4.000 Zuschauern - Youngster Till Klimpke glänzt am Ende mit Paraden
Nach der Verwirrung um die Spielterminfindung im Viertelfinale des DHB-Pokals gegen TVB 1898 Stuttgart stand am Donnerstagabend wieder der Ligaalltag im Vordergrund: Die HSG Wetzlar empfing den Aufsteiger Die Eulen Ludwigshafen in der Rittal Arena. Vor 4.003 Zuschauern kamen die Mittelhessen schwach aus den Startlöchern, konnte sich aber am Ende mit 30:21 (13:10) durchsetzen.
Mit einem Unentschieden und vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen im Gepäck mussten die Eulen ihre Visitenkarte in Mittelhessen abgeben. Die HSG Wetzlar hatte vor der Partie aus den letzten fünf Spielen zwei Siege geholt. Doch die Gäste schienen sich von ihrer Hypothek der verganenen Spiele nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Die Eulen legten einen lupenreinen Blitzstart mit einem 4:0-Lauf bis zur 7. Spielminute hin, dabei agierte vor allem die Abwehr sehr variabel und aggresiv. Das erste Tor der HSG Wetzlar markierte Jannik Kohlbacher vom Kreis, nachdem Benjamin Buric zuvor den ersten Ball abgewehrt hatte. Was sich schon seit Wochen durch das Spiel der HSG Wetzlar zieht, zeigte sich auch an diesem Abend in der DKB Handball-Bundesliga: An einem guten Tag von Benjamin Buric kann die HSG Wetzlar es aus so gut wie jeder Situation schaffen ins Spiel zurück zu finden.
Nach dem kleinen Schock kamen sowohl Torhüter Buric als auch die Abwehrreihe der HSG Wetzlar immer besser ins Spiel. Mit einem 5:0-Lauf der HSG Wetzlar war die Partie nach 15 Minuten wieder komplett offen. Eulen-Trainer Benjamin Matschke reagierte auf die erste Zeitstrafe seines Kreisläufers Kai Dippe und nahm den gut aufspielenden Kevin Klier aus dem Tor. Auf der Gegenseite konnte sich Benjamin Buric weiter hervortun, parierte den Angriff und Kristian Björnsen traf zur ersten Führung der HSG Wetzlar und die Hausherren legten weiter nach. Nationalspieler Jannik Kohlbacher fiel in der ersten Halbzeit positiv auf, nach einem sauberen Anspiel von Joao Ferraz traf er direkt vom Kreis zur 7:5-Führung. Auf der Gegenseite bekam Kai Dippe, Kreisläufer der Eulen Ludwigshafen, in der 21. Minute seine zweite Zeitstrafe, Maximilian Holst verwandelte den fälligen Strafwurf zur 8:6-Führung.
In der Folge stellte HSG-Cheftrainer Kai Wandschneider die Deckung um, agierte offener um die Angriffe um Kai Dippe besser in den Griff zu bekommen. Doch es entstanden auch große Lücken, die Rechtsaußen Robin Egelhof nutzen konnte um auf 9:8 für die Eulen zu verkürzen. Trotz, oder gerade wegen der Anfangsphase konnte die HSG Wetzlar sich in der ersten Halbzeit nicht bedeutend absetzen. Individuelle Fehler sorgten dafür, dass die Hausherren ihre Leistung nicht mit einer höheren Führung krönen konnten.
Doch man merkte den Eulen die Verunsicherung an: Wetzlar schaffte es immer wieder die Offensivkräfte der Eulen unter Druck und inspassive Spiel zu zwingen, im eigenen Angriff schien Jannik Kohlbacher jeden Ball anzuziehen und schließlich im Tor versenken zu können, der 22-Jährige traf zum 11:9. Benjamin Buric ließ nach der eher mäßigen Leistung zu Beginn des Spiels seine Qualitäten durchblitzen und machte deutlich, was in der zweiten Halbzeit von ihm kommen würde: Er parierte vor allem die wichtigen Bälle. So auch 90 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit, beim Stand von 12:9. Maximilian Holst erhöhte noch per Strafwurf auf 13:9, bevor die Eulen wenige Sekunden vor dem Ende schließlich den 13:10-Halbzeitstand herstellten.
Die zweite Halbzeit begann mit einem starken Benjamin Buric, der dafür sorgte, dass seine Mannschaft sich nun bedeutend absetzen konnte. Olle Forsell Schefvert kam mit viel Anlauf in der 35. Minute zum Wurf und traf zum 16:13. Die Deckungsarbeit der Eulen Ludwigshafen griff nicht mehr ansatzweise so sehr wie zu Beginn der Partie. Dazu kam auch noch Buric, der Ball um Ball parierte und jeweils drei lange Pässe an den Mann bringen konnte: Erst Kvist, dann Björnsen und schließlich wieder Kvist stellten innerhalb von 90 Sekunden zur 20:13-Führung. Der inzwischen eingewechselte Torhüter Roko Peribonio hatte bei den Eulen Ludwigshafen kaum eine Chance bei diesen Eins-gegen-eins-Situationen.
Die Fehler in der Abwehr der Eulen Ludwigshafen wurden in der zweiten Halbzeit von der HSG Wetzlar besser ausgenutzt. Auch der stark aufspielende Buric im Tor der HSG Wetzlar wurde immer mehr zum spielentscheidenden Faktor. Die zwischenzeitliche Acht-Tore-Führung der HSG Wetzlar (25:17 in der 46. Minute durch Kristian Björnsen) begann zum Ende der Partie allerdings immer mehr zu wackeln. David Schmidt traf für die Eulem Ludwigshafen, zog kompromisslos aus 12 Metern ab und traf zum 25:18 (48. Minute). Die Eulen Ludwigshafen stellten ihre Abwehr wieder etwas aggressiver, aggierten dabei auch wieder näher an den Gegenspielern. Während die Eulen auf 25:19 durch Alexander Falk verkürzten, brauchte die HSG Wetzlar knapp fünf Minuten, um wieder zum Torerfolg zu kommen. Maximilian Holst verwandelte seinen vierten Siebenmeter und erhöhte auf 26:19. Wenige Augenblicke später konnte Holst nach einer weiteren Buric-Parade auf 27:19 erhöhen. Erneut hatten die Pfälzer versucht eine Zeitstrafe mittels des zusätzlichen Feldspielers zu kompensieren und so noch einmal ins Spiel zurückzufinden.
Sechs Minuten vor dem Ende brachte Kai Wandschneider Nachwuchstorhüter Till Klimpke, der mit einer Parade an das hohe Niveau im Tor der HSG Wetzlar anknüpfte. Der frei auf ihn zugelaufene Patrick Weber hatte keine Chance gegen den 19-Jährigen. Nach dem furiosen Start in die Partie konnte Klimpke doch überwunden werden, Pascal Durak traf fünf Minuten vor dem Ende zum 27:20. Die Partie endete, wie sie begonnen hatte. Jannik Kohlbacher verwandelte seinen achten Wurfversuch zum siebten Tor zum 28:20. Der am Ende recht deutliche Sieg hatte sich zu Beginn nicht direkt abgezeichnet, vor allem die Torhüterleistung von Benjamin Buric, aber auch von Till Klimpke sorgten dafür, dass die HSG Wetzlar am Ende einen verdienten 30:21-Sieg feiern konnte.