Andreas Wolff schaffte seinen Durchbruch bei der HSG Wetzlar, der Torhüter empfahl sich mit herausragenden Leistungen bei den Mittelhessen für die Nationalmannschaft, spielte sich bei der Europameisterschaft immer weiter in den Vordergrund und wurde im Finale gegen Spanien gemeinsam mit der Deckung zum Titelgaranten. Im Sommer 2016 wechselte Wolff zum THW Kiel, heute geht es mit dem Rekordmeister zum zweiten Mal in seine frühere Heimat, die Rittal Arena. Grund genug für Nele Hüpper mit dem Nationaltorhüter über seinen ehemaligen Verein zu sprechen.
Wie war die Umstellung, von Mittelhessen in den hohen Norden zu ziehen?
Andreas Wolff:
Ich hatte wettertechnisch schon Anpassungsschwierigkeiten. In Mittelhessen war das Wetter zwar auch nicht immer super, aber es gab schon sehr viele warme Sommer- und Sonnentage. In Kiel habe ich direkt bei einer der ersten Trainingseinheiten die Erfahrung gemacht, dass man die Autofenster besser nicht offen lässt. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel habe ich das Haus verlassen und dann nach zweieinhalb Stunden Training auf dem Sportplatz bin ich zum Auto gesprintet, um die Fenster bei einsetzendem Platzregen zu schließen.
Wie groß ist die Vorfreude auf die erneute Rückkehr nach Wetzlar?
Andreas Wolff:
Das letzte Mal war das kein allzu ruhmreicher Auftritt. Ich möchte natürlich mit meiner Mannschaft alles dafür tun, dass mein zweiter Auftritt mit dem THW Kiel bei der HSG Wetzlar für uns ein erfolgreicheres Ende nimmt. Natürlich wird das sehr schwer, weil die HSG eine sehr gute Mannschaft hat. Auch die Rittal Arena ist eine Arena, in der es unheimlich viel Spaß macht zu spielen. Auch wenn das eigentlich mehr für die Heimmannschaft gilt als für die Auswärtsmannschaften.
Was verbindest Du noch mit der HSG Wetzlar?
Andreas Wolff:
Zum einen spielt natürlich mein Nationalmannschaftskollege Jannik Kohlbacher dort. Zum anderen habe ich dem Trainerteam um Kai Wandschneider und vor allem Jasmin Camdzic dort sehr viel zu verdanken. Beide haben sehr viel mit mir gearbeitet und sie haben mir diesen Karrieresprung zum THW Kiel ermöglicht. Ansonsten habe ich noch sehr viele Freunde in der Region. Ich vermisse vor allem auch das Hotel Blankenfeld und das Restaurant Gianolis in Gießen. Ich denke immer gerne an die Zeit in Wetzlar zurück.
Verfolgst Du, was bei Deinem ehemaligen Verein passiert?
Andreas Wolff:
Ja natürlich. Bei den Sky-Konferenzen sieht man ja jetzt glücklicherweise auch alles.
Hättest Du den sechsten Platz der Wetzlarer in der vergangenen Saison so erwartet?
Andreas Wolff:
Ich war nicht vollkommen erstaunt. Die HSG Wetzlar hat eine sehr homogene Truppe. Kai Wandschneider wurde auch nicht zu Unrecht zum Trainer des Jahres gewählt. Er hat auch schon in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er immer das Maximale aus seinen Mannschaften herausholen kann. Der sechste Platz ist natürlich ein Sensationsergebnis für die HSG Wetzlar gewesen. Den haben sie aber auch verdient nach dieser hervorragenden Saison. Es war schon etwas schade, dass sie nicht europäisch spielen konnten.
Die Saison 2016/2017 mit Kiel verlief eher mittelmäßig - trotz des Pokalsiegs. Was sind Deine sportlichen Ziele für die Saison 2017/2018?
Andreas Wolff:
Natürlich sind wir beim THW Kiel immer darauf aus, in allen Wettbewerben um den Titel zu spielen. Der wichtigste Titel ist immer die deutsche Meisterschaft! Aber dass das alles andere als ein Selbstläufer wird und auch alles andere als sicher ist, hat der Saisonbeginn gezeigt. Wir haben, wie alle anderen Spitzenmannschaften auch, keinen optimalen Start hingelegt.
Wir sehen uns jetzt mit der Situation konfrontriert, dass wir eigentlich jetzt schon eine kleine Krise im Verein haben - wegen der suboptimalen letzten beiden Spielen gegen Hannover und Melsungen. Mit der HSG Wetzlar wartet der nächste Hürdenlauf auf uns, denn als letztjähriger Tabellensechster hat die HSG Wetzlar noch immer eine schlagkräftige Mannschaft. Und das trotz des Abgangs von Philip Weber. Wir müssen aufpassen, dass dort nicht die nächsten Minuspunkte einfahren.
Wie groß ist der Druck mit dem THW Kiel in der Rittal Arena zu gewinnen?
Andreas Wolff:
Der Druck ist natürlich schon sehr groß, weil wir dort im vergangenen Jahr verloren haben. Die Rittal Arena ist ein Hexenkessel. Aber was die Lage für uns etwas weniger stürmisch aussehen lässt, ist die Tatsache, dass die Flensburger auch schon vier Minuspunkte haben. Die Rhein-Neckar Löwen haben auch schon zwei Minuspunkte und damit Federn gelassen.
Man kann erwarten, dass die Spitzenteams mit Ausnahme von uns (lacht), noch Federn lassen werden. Dieses Jahr wird kein Meister mit -8 Punkten an der Spitze stehen, sondern eher einer mit bedeutend mehr Minuspunkten. Deshalb müssen wir, wie vor der Saison auch, uns vornehmen jedes Bundesligaspiel zu gewinnen.
Hast Du noch ein paar abschließende Worte an die Fans der HSG Wetzlar?
Andreas Wolff:
Ich freue mich natürlich vor diesen Fans zu spielen, die mich drei Jahre lang unterstützt haben. Es hat super viel Spaß gemacht für die HSG Wetzlar zu spielen. Ich habe sehr, sehr viel Respekt davor, wie die Stimmung in der Rittal Arena sein wird sein wird. Ich glaube nicht nur die Spieler, auch die Fans werden es uns sehr schwer machen, dieses Spiel zu gewinnen. Ich hoffe, dass es für alle ein schönes Handball-Spiel wird und dass wir dann alle zufrieden nach Hause gehen können.