Aktienpapiere wirbeln, aufgebrachte Banker schreien, Bürger*innen stürmen hinein - und dazwischen läuft Gereon Rath (Volker Bruch) wie in Trance durch die Wirren der Berliner Börse. Schon der Einstieg der dritten Staffel von „Babylon Berlin" deutet eine Zeitenwende an. Die neuen Folgen mahnen vor waghalsigen Bankern, vor Demokratiefeinden, ohne plump zu wirken. Das beeindruckt - auch wenn sie inhaltlich zuweilen abdriften.
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Ein Rückblick: In der zweiten Staffel „Babylon Berlin" kam die schwarze Reichswehr weitestgehend ungeschoren davon, während der republiktreue Regierungsrat der Polizei August Benda (Matthias Brandt) bei einem Anschlag stirbt. Diesen hatte Charlottes Freundin Greta (Leonie Benesch) ausgeführt, angestiftet von Nazis, die nun im Prozess wiederum die Schuld auf Kommunisten schieben.
Nun, Wochen vor dem großen Crash am Black Friday, eilen die ermittelnden Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) und Gereon Rath zu einem anderen Tatort. Gerade singt und tanzt Stummfilm-Ikone Betty Winter noch in den Babelsberger Studios, als sie ein Schweinwerfer erschlägt. Schnell wird klar, dass es kein Unfall war. Das müssen auch die Berliner Industriellen erkennen, die in den Film investiert haben. Handelt es sich um Mord, zahlt die Versicherung nicht.
Gereon Rath gewinnt an PersönlichkeitDer Fall Winter umrahmt Staffel 3 von „Babylon Berlin", zugleich verlieren ihn die Macher zeitweise aus den Augen. Nach den ersten Folgen gewinnen andere Handlungsstränge an Bedeutung: Da wäre etwa das Schicksal Gretas, die sich für den Bombenanschlag auf Regierungsrat Benda vor Gericht verantwortet. Rath schwor, herauszufinden, wer sie dazu angestiftet hat.
Zugleich droht seine Beziehung zu Helga zu scheitern. Rath reift in dieser Staffel, wird greifbarer, denn endlich beschränkt sich die Serie nicht allein auf seine Kriegstraumata. Er irrlichtert mit Helga und muss sich auch als Vater beweisen. Dieser vielschichtige Charakter bietet mehr, als es seine allzu häufigen Zusammenbrüche und Flashbacks der ersten Staffeln vermuten ließen. Ein Gewinn für alle Zuschauer*innen.
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