FRANKFURT - Derby-Zeit in der A-Jugend-Bundesliga. Am Samstag (13 Uhr) gastieren die U 19-Fußballer der Frankfurter Eintracht im Tabellenkeller-Duell beim SV Wehen Wiesbaden auf dem Halberg. „Wir sind nicht in der Favoritenrolle", sagt Eintracht-Trainer Frank Leicht im Vorfeld der Partie. Der 46-Jährige übernahm den Posten erst am 12. Februar, rückte von der U 17 auf. Im Interview spricht er über die Schur-Ablösung, den SVWW und die Eintracht-Ansprüche.
Herr Leicht, Sie haben vor einem guten Monat den Posten des U 19-Trainers bei Eintracht Frankfurt von Alexander Schur übernommen. Wie überraschend kam der neue Job für Sie?
Die Situation ist so eingetreten und es wurde aufgrund der sportlichen Situation so entschieden. Ob überraschend oder nicht, das macht keinen Unterschied. Daher schauen wir jetzt nur nach vorne.
Wie sind Sie an die neue Aufgabe herangegangen?
Wir haben eine Bestandsaufnahme gemacht und geschaut, welche Spieler wir zur Verfügung haben. Jetzt versuchen wir, die richtige Balance zu finden. Einerseits aus meiner Philosophie und andererseits aus der Spielidee, die zur Mannschaft passt. Aber viel Zeit zum Überlegen war nicht, es steht ja Woche für Woche ein Spiel an und da gilt es, den Gegner kennenzulernen und die Mannschaft darauf vorzubereiten.
Sie haben Renat Dadashov, der unter dem alten Trainergespann Schur/Bindewald suspendiert wurde, wieder ins Team geholt. Wie erleichtert waren Sie, dass er in Ihrem ersten Spiel kurz vor Schluss das Siegtor erzielt hat?
In unserer Situation geht es nicht um mich oder Renat Dadashov. Es gab einen Trainerwechsel und jeder Spieler hat die Möglichkeit, sich in jeder Trainingswoche für das anstehende Spiel zu präsentieren. Die ganze Woche ist ein Qualifying und am Wochenende ist das Rennen. Renat hat im Training eine gute Performance abgeliefert. Daher war klar, dass er spielt. Wer am Ende des Tages die Tore macht, ist für uns zweitrangig.
Können Sie sich erklären, wie die Mannschaft in diese Situation gekommen ist? Eintracht Frankfurt hat einen anderen Anspruch, als in der A-Junioren-Bundesliga gegen den Abstieg zu kämpfen.
Fakt ist, dass die Mannschaft viele Verletzte hat und in vielen Spielen das Matchglück fehlte. Die Liga ist sehr ausgeglichen. Da muss dann gar nicht viel schlecht laufen. Manchmal fehlt einfach der eine Zentimeter und der Ball geht an den Pfosten anstatt ins Tor. Das ist im Fußball einfach so.
Das Hinspiel hat die Eintracht gegen den SV Wehen Wiesbaden knapp verloren. Was wollen Sie im Rückspiel besser machen, um erfolgreich zu sein?
Wir haben heute eine völlig andere Situation. Damals war der Sieg von Wehen Wiesbaden ihr erster Überraschungscoup. Von dem Zeitpunkt an hat die Mannschaft eine sensationelle Serie gestartet und konnte sich etwas Vorsprung auf die Abstiegszone erarbeiten. Jetzt ist der SVWW auch wieder ein bisschen unter Druck. Wir sind aber dennoch nicht in der Favoritenrolle. Der SVWW spielt zu Hause und muss punkten. Wir wollen aber natürlich auch etwas Zählbares mitnehmen.
Das heißt, Sie erwarten ein knappes Spiel?
Keiner fährt in dieser Liga zum Gegner mit der Sicherheit, dort zu gewinnen. Aktuell kann die halbe Liga noch absteigen. Wir fahren aber dort hin, um gegen einen direkten Konkurrenten dreifach zu punkten, denn mit einem Unentschieden kommt man aus der aktuellen Situation nicht raus. Das geht nur mit Siegen.
Hätten Sie gedacht, dass der SVWW als Aufsteiger nach einem schlechten Saisonstart nun so gut in der Liga mithalten kann und mit Teams wie Eintracht Frankfurt auf Augenhöhe agiert?
Trainer Nils Döring hat die Mannschaft sehr gut entwickelt. Sie spielen sehr effizienten Fußball. Sie haben eine sehr, sehr gute Balance in der Defensive. In vielen Spielen sind sie mit der Einstellung herangegangen, dass ein 0:0 reicht. Und wenn der Gegner dann mehr wollte, haben sie eiskalt zugeschlagen und die Partien für sich entschieden.
Wie würden Sie im Gegensatz dazu die Stärken Ihrer Mannschaft beschreiben?
Momentan sind wir bei Ballbesitz eine sehr gute Mannschaft. Aber wir müssen auch versuchen, dass wir gut stehen. Nach vorne haben wir gegen jeden Gegner die Möglichkeit, Torchancen zu kreieren. Die müssen wir dann allerdings auch nutzen.
Warum schafft Ihre Mannschaft den Klassenerhalt?
Ich habe eine funktionierende Mannschaft übernommen, die einen guten Teamspirit hat. Schlussendlich hat zuvor lediglich die Fortune gefehlt. Die entscheidenden 50:50-Spiele sind leider alle in die falsche Richtung gekippt. Wir müssen jetzt die Qualität, die wir mit dem Ball haben, auf den Platz bringen, aber auch weiterhin verantwortungsvoll verteidigen. Dann haben wir die Qualität, drei Teams hinter uns zu lassen.
Das Interview führte Nadine Peter.