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Droht ein Gesichtsverlust?: Timothy Chandler kann als einziger deutscher Spieler auf einen Stammplatz hoffen

Foto: Jan Hübner Timothy Chandler kann als einziger Deutscher auf einen Stammplatz hoffen Frankfurt.

Die Eintracht hat einen neuen Plan: Teuer einkaufen und dann noch teuerer verkaufen. Und Bobic hofft auf eine Einigung mit Hradecky.

Jetro Willems wird der elfte Neuzugang der Frankfurter Eintracht. Am Montagvormittag ist der Verteidiger des PSV Eindhoven in Frankfurt gelandet und hat am Nachmittag den obligatorischen Medizintest absolviert. Wie schon im vergangenen Sommer kommen die Neuen aus aller Herren Länder und es wird in den vier Wochen bis zum Ligastart die Aufgabe von Trainer Niko Kovac sein, aus der internationalen Auswahl auch tatsächlich eine harmonische Mannschaft zu formen. Das wird eine schwierige Aufgabe. „Ich hätte auch gerne zwei, drei Figuren, die gut sind und mit denen sich die Kurve identifiziert", hat nun der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Steubing in einem Artikel des „kicker" unter der kritischen Überschrift „Gesichtsverlust" gesagt, „aber wenn es nicht so ist, dann muss ich damit leben."

Steubing betonte, dass die Eintracht keinen Spieler weggeschickt habe. „Aber der Ruf des Geldes ist stärker", sagte er in Bezug auf Bastian Oczipkas Wechsel zum FC Schalke 04.


Allerdings haben die Frankfurter für Willems mehr ausgegeben als sie für Oczipka eingenommen haben. Das ist durchaus ein Risiko, denn Oczipka hat zu den erfahrensten Spielern im Kader gehört. Andererseits ist Willems eben fünf Jahre jünger und mit Blick auf die Zukunft vielleicht ein Kandidat, der weiterverkauft werden könnte. Ganz nach dem Motto von Finanzvorstand Oliver Frankenbach: „Es bringt nicht viel, einen Spieler für 800 000 Euro zu holen und ihn für acht Millionen Euro zu verkaufen. Wir müssen welche für fünf, sechs Millionen verpflichten und für 35 Millionen abgeben." Das also ist der Plan.


Dazu passt, dass die Frankfurter in diesem Sommer so viel Geld in die Hand genommen haben wie noch nie. Rund 20 Millionen Euro haben Sportvorstand Fredi Bobic und Manager Bruno Hübner bislang ausgegeben. Geld, das eingenommen wurde durch die höheren Fernsehgelder und das Erreichen des Pokalfinales gegen Dortmund in der vergangenen Saison.


Der Franzose Sebastien Haller mit sieben Millionen Euro an den FC Utrecht, der Holländer Jetro Willems mit sechs Millionen an PSV Eindhoven und der Japaner Daichi Kamada mit zwei Millionen Euro an Sagan Tosu waren bislang die teuersten Neuzugänge. Bobic und sein Kaderplaner Ben Manga sind sich dabei treu geblieben und haben sich fast ausschließlich auf dem „internationalen Markt" bedient. Deutsche Spieler gleichen Leistungsvermögens seien einfach zu teuer, lautet die Argumentation. Und so wird Timothy Chandler wohl der einzige Stammspieler mit deutschem Pass werden.

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Sportvorstand Bobic wehrt sich gegen Vorwürfe, der Verein habe keine wirkliche Identität mehr in ihrem Multi-Kulti-Kader, niemand wisse mehr so genau, wofür die Eintracht denn stehe. „Wir stehen für Bundesliga-Fußball - zu unserem Verein, zu unserer Stadt", sagt er. Die Spieler würden in den heutigen Tagen nun mal schneller von A nach B wechseln. „Part of the business", geht auch Trainer Niko Kovac den Weg mit, also „Teil des Geschäfts". Am Ende werden die sportliche Führung und der Trainer sowieso nur an den sportlichen Erfolgen gemessen. Im vergangenen Jahr waren die Bedenken ähnlich, doch damals ist es gut gegangen.


Am Rande des Trainingslagers in den USA machte Bobic den Eintracht-Fans immerhin Hoffnung, dass mit Lukas Hradecky zumindest eine der wenigen verbliebenen Identifikationsfiguren bleiben wird. „Wir finden sicherlich einen Weg, wie wir weitermachen", sagte der Frankfurter Sportchef, nachdem er mit Hradecky ein weiteres Gespräch geführt hatte. Der Vertrag des Torwarts läuft noch ein Jahr, Angebote des Klubs, vorzeitig zu besseren Bezügen zu verlängern, hat der Profi bislang abgelehnt.


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