Kulturschwarm: Wie oft schaust Du täglich auf Dein Smartphone?
Nik Bohnenberger: (lacht) Ich denke schon, dass ich sehr oft auf mein Handy schaue. Vor allem wenn ich unterwegs bin, weil die gesamte Kommunikation über WhatsApp oder Facebook-Nachrichten läuft.
Wann bist Du zum ersten Mal mit dem Internet in Berührung gekommen?
Ich glaube, ich war im 4. Schuljahr, als ich zum ersten Mal einen Aufsatz für die Schule auf dem Computer geschrieben habe, das muss 2004 gewesen sein. Ab dem Jahr 2006, habe ich dann auch aktiv das Internet genutzt. Ich weiß noch, dass die ganze Schule MSN hatte zu dieser Zeit und alle haben miteinander gechattet. Das war ein richtiger Trend.
Wie hat die Digitalisierung Deine Arbeit in den letzten Jahren geprägt?
Schon als ich angefangen habe Musikstücke zu schreiben, habe ich Computerprogramme wie Sibelius benutzt. Ich habe nie wirklich ein Stück mit der Hand geschrieben. Seit ungefähr anderthalb Jahren benutze ich auch neue Programme wie Audacity. Es ist sehr viel praktischer. Ich habe zum Beispiel die Musik für zwei Filme der luxemburgischen Produktionsfirma Richtung 22 geschrieben. Mit den neuen Musikprogrammen kann ich den Film in mein Programm integrieren und gleichzeitig die Musik bearbeiten. Die Verbindung zwischen dem visuellen und dem auditiven Teil erleichtert die Arbeit. Mittlerweile arbeite ich auch sehr viel mit Soundtransformationen. Das war vor der Digitalisierung auch nicht möglich.
An was arbeitest du gerade?
Ich habe Komposition als Hauptfach und im Unterricht probieren wir auch viele neue Techniken aus. Ich arbeite gerade an einer Mischung zwischen Computer- und Akustikkomposition. Ich habe ein Gedicht geschrieben, dann mit Audacity aufgenommen und die Klänge so tief gesetzt, dass man eigentlich nur noch ein tiefes Brummen hört. Der Lautsprecher, der diese Geräusche dann abspielt, kommt auf die Seiten des Klaviers. Dadurch vibrieren die Seiten und das ergibt dann wiederum ein Rhythmus. Zu dieser Melodie komponiere ich dann ein neues Stück für mein Instrument. Dieser Rhythmus ist eigentlich durch mein Gedicht entstanden, das ich aber digital verändert habe und dann wieder akustisch umsetze. Es gibt also einen Kreislauf zwischen der Akustik und dem Digitalen. Da kann man sich auf jeden Fall richtig austoben.
Wohin führt uns das Digitale - in die absolute Freiheit oder die absolute Abhängigkeit?
Einige bedauern, dass viele Komponisten gar nicht mehr mit der Hand schreiben können, weil wir ja alles mit Computerprogrammen machen können. Ich finde, man muss aber auch bedenken, dass die Digitalisierung ganz neue Kompetenzen fördert. Ich kann vielleicht nicht auf Notenpapier komponieren, das Programm zu beherrschen und alles digital zu schreiben ist aber auch eine Fähigkeit, die gelernt werden muss. Natürlich ist es viel einfacher, aber die Digitalisierung bietet uns eine enorme Freiheit. Wir können unsere gesamte Vorstellungskraft einsetzen und alles verwirklichen, was früher wegen den Grenzen des Materiellen nicht umsetzbar war. Der Fantasie sind fast keine Grenzen mehr gesetzt.
Foto: Lisa Göbbels