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Das Warten ist ihnen Wurst

In Gotha reiht man sich schon ein … © Dominique Wollniok für DIE ZEIT

Man sieht nicht gleich, dass etwas an dem Markt in Gotha besonders ist. Am Donnerstag der vorigen Woche stehen auf dem grauen Platz vor der Kirche Verkaufswagen mit Handtaschen, Käse oder geflochtenen Körben aneinandergereiht, ein ganz normaler Wochenmarkt halt. Dann aber, es ist zwanzig nach acht, geht es los.

Eine Frau mit grauen Haaren, Steppjacke und einem roten Beutel in der Hand stellt sich mitten auf den Platz. Der Blick geradeaus, als würde da ein weiterer Verkaufswagen stehen. Nur ist da absolut nichts. Kein Laden, nur Luft. Drei Minuten später kommt die nächste Frau, Steppjacke und lila Strickmütze. Sie stellt sich hinter die erste. Wieder vergehen ein paar Minuten, es ist jetzt halb neun, dann kommt die dritte. Graue Haare, rote Jacke, Rollator. Die drei Damen warten. In einer Schlange, die nirgends hinführt. 

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