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Vape: Paff Daddy

© Philotheus Nisch für DIE ZEIT

An einem Januarabend setzt sich ein Mann mit Tattoos, Fendi-Hoodie und schwarzer Cap vor eine Kamera. Er nennt sich MontanaBlack. Auf der Streamingplattform Twitch hat er 4,8 Millionen Follower. Die sehen ihm oft stundenlang live dabei zu, wie er Computerspiele zockt. 25.000 sind es an diesem Abend schon nach gut einer halben Stunde. In der Hand hält MontanaBlack dabei ein längliches Ding, ein bisschen sieht es aus wie ein Textmarker, an dem er von Zeit zu Zeit nuckelt. Danach pustet er kleine Wölkchen in die Luft.

Das längliche Ding ist eine elektrische Zigarette, genauer gesagt: eine Einweg-E-Zigarette, auch "Vape" genannt. Man raucht sie nicht, man dampft sie - das war's, ab in den Müll. Elektrokippen zum Wegwerfen sind bunt, süß, billig und vor allem bei jungen Konsumenten beliebt.

Die greifen ohnehin immer öfter zur Zigarette, das wurde gerade zum Jahreswechsel bekannt: Der Anteil der 14- bis 17-jährigen Raucher von Tabakzigaretten hat sich innerhalb eines Jahres auf knapp 16 Prozent nahezu verdoppelt, zeigt die regelmäßige Umfrage zum Rauchverhalten in Deutschland. Und nun sieht es auch noch danach aus, als würden elektrische Zigaretten das nächste große Ding auf den Schulhöfen: Bislang beträgt der Anteil minderjähriger Konsumenten dabei zwar nur drei Prozent - er steigt jedoch deutlich schneller als bei Tabakzigaretten.

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Was bringt so viele Jugendliche plötzlich wieder dazu, mit dem Rauchen anzufangen? Was ist so attraktiv daran, an einem dampfenden Textmarker zu nuckeln? Und: Wie lässt sich der Trend stoppen?

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Das andere kritisieren Mediziner wie der Kinder- und Jugendpsychiater Rainer Thomasius, der am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf den Suchtbereich leitet, schon lange: "Einweg-E-Zigaretten gelten als saubere Lifestyle-Produkte", sagt er. Auch das erklärt die wachsende Beliebtheit unter jungen Rauchern: "Durch ihre bunte Verpackung und ihren süßen Geschmack bringen sie Kinder und Jugendliche zum Nikotinkonsum, die nie mit dem Tabakrauchen angefangen hätten", so Thomasius.


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