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Corona-Impfung in Kirchen: Vertrauenssache

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Leipzig: Nikolaikirche

Um es gleich vorweg zu sagen: Auch in Leipzig hätten sich gern viel mehr Leute in der Kirche impfen lassen, als an einem Sonntag zu bewältigen waren. 190 Impfungen schafften zwei Impfteams am ersten Advent in der berühmten Nikolaikirche, wo einst die Friedliche Revolution begann. Während der Rest der Republik vor den sächsischen Inzidenzen erschaudert (bundesweiter Wert am Dienstag 487,5; Leipzig 778; Landkreis Leipzig 1749), besteht die Wirklichkeit selbst in keineswegs nur aus Impfgegnern.

"Jeder sucht jetzt nach Schuldigen", sagt die Hausärztin Monika Kölsch, 59, die aus München stammt und in der Kirche geimpft hat. "Ohne diese Verbiesterung wäre die Impfbereitschaft schon höher." Die wenigen Erstimpflinge seien besonders dankbar gewesen, manche zu Tränen gerührt, dass ihre Bedenken angehört wurden. Kölsch ist im Kirchenvorstand und findet, es komme jetzt auf Vertrauen an. Dass als Sichtschutz für ihr Impfteam in der Südkapelle die alten Revolutionsbanner dienten - "Offen für alle", "Schwerter zu Pflugscharen" -, fand sie passend.

Nein, sie wollen die Lage nicht beschönigen. Pfarrer Bernhard Stief, 53, erinnert sich noch, wie im März 2020 Dutzende Rechtsnationale das Friedensgebet störten und vor seiner Nikolaikirche die Reichskriegsflagge entrollten. Im November dann Tausende "Querdenker" auf dem nahen Augustusplatz. "Furchtbar!" Stief hat in seiner Geburtsstadt Schneeberg im Erzgebirgskreis (Inzidenz 2287) auch schon Aufmärsche von Corona-Leugnern erlebt. Nun predigte er am Impfsonntag gegen die Spaltung in Geimpfte und Ungeimpfte.

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