Toni Mahoni ist Video-Blogger, Gelegenheits-Radiomoderator und Sänger, jetzt erscheint sein zweiter Roman
Der Görlitzer Park liegt in mittäglicher Trägheit unter blauem Himmel. Toni Mahoni, von dem man lediglich weiß, dass er mit Vornamen tatsächlich Toni heißt, wohnt gleich ums Eck mit Frau und kleinem Kind. In kurzen Hosen und schlabberigem roten Shirt schlendert Mahoni, Jahrgang 1976, heran. Er spricht in entspannter Tonlage und mit freundlicher Stimme über sein neues Buch „Alles wird gut, und zwar morgen!", den zweiten Roman seiner abwechslungsreichen Karriere. Das kann kaum der Toni Mahoni aus den Video-Blogs sein, die ihm den Grimme-Online-Award eingebracht haben.
Mit dem Preis wurden 2006 Mahonis „brillant schnodderige" Beiträge und die Website Spreeblick.com ausgezeichnet. In den Videos gab es einen Toni Mahoni, der mit Nonchalance und tiefer Säuferstimme demonstrierte, dass die Ansprüche an Genuss und Lebensart auch jenseits von protestantischer Arbeitsmoral hoch sein können. Ständige Begleiter dieses lakonisch vor sich hin nölenden Typen, ein Mischwesen aus Bohemien und Proll, waren die selbstgedrehte Zigarette, die Tasse Kaffee oder die Flasche Bier.
Aufgewachsen ist Mahoni, der diesen Künstlernamen seit Police Academy zu Ehren Officer Mahoneys trägt, in Oberschöneweide. Nach Wende und Zusammenbruch der Wirtschaft ein hartes Pflaster: „Der Bahnhof Schöneweide war ein Bahnhof der Angst, an dem viele Leute abends lieber nicht mehr auftauchten", erklärt Mahoni, der trotz ehemals provokanter Frisur lernte, sich durchs Leben zu schlängeln. Den Blick in die Ferne erzählt er von dem Job auf einem Rummelsburger Schrottplatz. Auf dem „riesigen Spielplatz" konnte er Bagger fahren und zwischen Unkraut „die Seele baumeln lassen". Das kleine Glück des Augenblicks, das sich aus dem Chaos des Lebens herausschält, zieht Mahoni dem Streben nach Perfektion vor.
Nach drei Jahren Video-Blog war es an der Zeit, Neues zu machen. Er ging auf Tour mit der Mahoni-Band und verkaufte in Eigenregie produzierte CDs. Zu seiner Überraschung wollte ihn Warner Music unter Vertrag nehmen. Mahoni nannte eine Summe, bekam sie und verteilte das Geld unter allen Beteiligten. Das Geld wurde fröhlich auf den Kopf gehauen. Nachdem der Labelchef wechselte, kaufte Roofmusic Mahoni raus und produzierte das Album „Allet is eins".
Im selben Jahr - 2010 - erschien der Roman „Gebratene Störche", der andeutete, dass Mahonis Lässigkeit im Umgang mit Absurdem, Tragischem und Komischem auch in der Literatur zu tragen kam. Die aus diesem Roman bekannten Figuren bevölkern auch „Alles wird gut, und zwar morgen!". Der Autor tritt selbst als Protagonist auf, das Personal trägt die Namen realer Freunde. Das Spiel mit Realität und Fiktion genießt er. „Toni Mahoni ist eine Art fiktiver Lebenslauf."
Zu Beginn wird Toni Mahoni von der Freundin verlassen und versucht bei einem Mallorca-Trip abzuschalten. Im Schlepptau zweier gut situierter Grobiane, Söhne des spanischen Kultusministers, landet er auf einer schmutzigen Sause in dessen Villa. Es beginnt eine Odyssee, die ihn zum Friedrichshainer Currywurstverkäufer, zum Hühnerdieb und zum deutsch-polnischen Schnapsschmuggler werden lässt.
Kollateralschäden und absurde Glücksfälle kennzeichnen den Schelmenroman, der davon erzählt, dass Glück nicht planbar ist, kleine Ursachen größte Wirkungen zeigen und es die besten Dinge im Leben umsonst gibt. Auch dafür hat Mahoni eine Lebensweisheit parat: „Wenn man das Chaos reinlassen könnte oder eine wacklige Ordnung aufrechterhalten, ist es besser, sich ins volle Leben zu stürzen. Da ist Fruchtbarkeit, es kann Neues entstehen. Auf Ruinen ist schlecht bauen."
Richtiges Handeln als Folge der richtigen Einstellung, Mahoni bietet humorvolle Nachhilfe in sokratischer Philosophie und Lebensbejahung. „Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, entscheidet meine Einstellung. Und wenn ich nicht so viel Wasser habe, nehme ich mir ein kleineres Glas und fülle um. Schon ist das Glas fast voll", beschreibt Mahoni seine Lebenskunst. Übertragen auf die Literatur heißt das: „Komik ergibt sich aus Melancholie. Das sind Gegensätze, die unweigerlich zusammengehören." Er zieht an der Zigarette und feixt: „Toni Mahoni nimmt ditt wie ditt, bleibt er selbst und hält die Fahne hoch."
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