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Urban Nation - Von Brooklyn in die Bülowstraße

Von „Wild Style“ bis in die Gegenwart: Streetart hat sich zur Kunst gemausert. Foto: berliner zeitung/markus wächter

Bis zum Wochenende verwandeln zwölf Streetart-Künstler öden Beton in frische Fassaden - beim Streetart-Festival Urban Nation Project M.

Streetart ist eine der demokratischsten Kunstformen. Kostenlos und barrierefrei sind die Werke im öffentlichen Raum zu besichtigen. Das Spektrum reicht von Detailarbeiten, die im Straßenbild subtil Nischen besetzen, bis zu großformatigen Arbeiten, die ganze Häuserwände bedecken. Dabei spielt Berlin auf den ersten Plätzen mit und ist eine der wichtigsten Streetart-Metropolen Europas – groß war die internationale Aufregung, als beispielsweise die berühmten weißen Figuren des Künstlers BLU an der Cuvry-Brache übermalt wurden. Streetart ist eben mehr als reine Dekoration, sie ist Vehikel und Sprachrohr mittlerweile mehrerer Generationen von Sprayern und Malern. Künstler wie El Bocho, XOOOOX oder Evol leben und arbeiten hier. Auch der weltweit wohl bekannteste Star der Szene, der Brite Banksy, hat sich in Berlin schon mehrfach verewigt.


Die Stiftung Berliner Leben verfolgt das Ziel strukturschwache Stadtteile durch die Förderung von Kulturprojekten aufzuwerten. Ein wesentliches Organ ist dabei das Projekt Urban Nation, angesiedelt in der Bülowstraße 97 in Schöneberg. Von hier aus werden Streetart- und Kunstaktionen in ganz Berlin umgesetzt. Kuratorin Yasha Young bringt Anwohner und Kiezkultur mit der internationalen Kunstszene zusammen. Seit 2013 lädt die Urban Nation in regelmäßigen Abständen internationale Künstler und Kuratoren nach Berlin ein. Mit Ausstellungen im öffentlichen Raum, Workshops und Events sollen Gemeinschaft, öffentliche Teilhabe und kreativer Austausch gefördert werden. Nun findet zum siebten Mal das Kunstevent Project M statt. Young hat dafür mit dem New Yorker Label Brooklyn Street Art (BSA) einen renommierten Partner aus der jungen Szene gewinnen können: Jaime Rojo, künstlerischer Leiter und Gründer der BSA, zeigte sich von der Idee, Brooklyn nach Berlin zu holen, begeistert. „Wir bewundern Berlins Streetart-Szene, uns fielen direkt einige Künstler ein, die begeistert davon wären, für diese Stadt sprayen zu dürfen.“ Der Austausch zwischen den „Schwester-Städten“ sei intensiv, das Format eine Gelegenheit dieser „ersten wahrhaft globalen Kunstbewegung“ die Ehre zu erweisen.


Die Kuratoren von Project M7 reisten mit elf renommierten Künstlern aus Brooklyn an. Werke von Cake, Chris Stain, Dain, Don Rimx, El Sol 25, Esteban del Valle Gaia und Nohjcoley Specter werden ebenso zu sehen sein wie von IcyandSot. 2014 haben die iranischstämmigen Brüder die Fassade der Bülowstraße 31 mit einer 31 Meter hohen Figur im Kapuzenpullover verschönert.


Das Besondere an Project M ist: Es werden nicht einfach Kunstwerke ausgestellt. Die Künstler sind vor einigen Tagen angereist, um ihre Arbeiten in Berlin ins Werk zu setzen. Seit dem 7. März wird gesprüht und gemalt. Die Arbeiten werden am 14. und 15. März in der Bülowstraße 7 und anschließend in den Schaufenstern der Urban Nation gezeigt. Nicht nur der Entstehungsort ist original Berlin: Die Künstler wurden aufgerufen, sich in Porträts mit deutschen Persönlichkeiten kreativ auseinanderzusetzen. Die Konterfeis von Aktivisten, Schriftstellern und Künstlern sind eine Hommage an Berlin. Fahrgäste der U-Bahn-Linie 2 und Anlieger schauen den Spraydosenvirtuosen bereits seit Tagen über die Schulter. Denn die temporäre Galerie in der Bülowstraße 7 wird auch selbst zum Kunstwerk. Die Fassade des Hauses wird aktuell von IcyandSot komplett neu gestaltet. Am Sonnabend um 19 Uhr findet in der Bülowstraße 7 die Vernissage statt.


Urban Nation Project M, Vernissage der Fassade der Bülostraße 7 am Sonnabend, 14. März. Ausstellung und Party mit DJ Cinnamon in den Räumen von Urban Nation zeitgleich ab 19 Uhr gegenüber in der Bülowstraße 97.



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