Was würdest Du tun, wenn du Sozialminister in Österreich wärst? Im Interview mit Sebastian Reinfeldt vom Semiosis-Blog gab Michael Wögerer eine überraschende Antwort.
Am heutigen Samstag wurde auf dem Semiosis-Blog das erste Interview zu meinem Selbstversuch 31 Tage Mindestsicherung veröffentlicht. Sebastian Reinfeldt hat mich zur Halbzeit über meine bisherigen Erfahrungen befragt und um eine erste (politische) Einschätzung gebeten.
Das Gespräch könnt ihr hier in voller Länge nachlesen: „Was ist das für ein Leben, das man nur zu Hause auf der Couch verbringen kann?"
Da nun fix ist, dass wir am 15. Oktober Neuwahlen in Österreich haben, möchte ich euch nur die Antwort auf Sebastians Frage, was ich sofort umzusetzen würde, wenn ich jetzt Sozialminister wäre, zitieren:
Du hast vorhin deine Privatinsolvenz erwähnt. Hier gibt es - denke ich - einige Dinge, die verändert werden müssen. Während insolvente Banken vom Staat gerettet werden und ihre Schulden im Budget verschwinden, wäre es doch höchst angebracht, dass verschuldete Menschen ebenso einen Neustart machen können. Für viele zahlt es sich ja auch gar nicht aus, überhaupt arbeiten zu gehen, weil ihr Lohn sofort bis aufs Existenzminimum gepfändet wird. Ich weiß allerdings nicht, ob es aktuell so erstrebenswert wäre, Sozialminister zu sein, wenn man sich dabei in einer Regierung befindet, die auf der anderen Seite alle sozialen Maßnahmen konterkariert und auf allen Ebenen Sozialabbau betreibt. Das wäre nichts anderes als Sisyphusarbeit. Für konkrete Verbesserungen brauchen wir eine gesamtstaatliche Politik, die Armut und nicht die Armen bekämpft. Eine soziale Regierung. Derzeit und in naher Zukunft werden wir aber vom Staat keine Verbesserungen erwarten können, also müssen wir uns von Unten organisieren.
Was würdest Du tun, wenn Du Sozialminister/in wärst? Freu mich auf eure Kommentare!Die heutigen Ausgaben belaufen sich auf insgesamt 9,67 Euro, davon 3 Euro für zwei Tee im Nazim Hikmet Kultur Cafe - Wien und 6,90 Euro für Tabak und Wuzzelpapier. Hinzu kommen 0,67 Cent für Getränke. Zum Essen hatte ich von der Comida Popular genug zu Hause. Dank einer glücklichen Fügung, konnte ich mir auch noch 0,90 Cent „erwirtschaften". Für die restlichen 11 Tage bleiben mir 83,24 Euro.
Michael Wögerer ist ein österreichischer Journalist. Er arbeitet in Wien als Redaktionsassistent bei der Austria Presse Agentur (APA) und ist Mitbegründer von „Unsere Zeitung - die Demokratische", einem Kooperationspartner von Neue Debatte. Fragen, Anmerkungen, Lob und Tadel sowie Feedback zur Aktion, können als Kommentar unter dem Beitrag geschrieben oder an seine E-Mail michael.woegerer(at)gmail.com gesendet werden.Die bisherigen Tagesnotizen:
31 Tage Mindestsicherung - Eine Annäherung (30.4.)
Tag 1 - Kein Spiel! (1.5.)
Tag 2 - Konsumgesellschaft (2.5.)
Tag 3 - Öffentlichkeit schaffen! (3.5.)
Tag 4 - Lebensrealitäten (4.5.)
Tag 5 - Freundschaft (5.5.)
Tag 6 - Netzwerke (6.5.)
Tag 7 - Kein Märchen (7.5.)
Tag 8 - Befreiung (8.5.)
Tag 9 - Nachhaltigkeit (9.5.)
Tag 10 - Durchatmen (10.5.)
Tag 11 - Lebenserwartung (11.5.)
Tag 12 - Exklusiv (12.5.)
Tag 13 - Soziale Hängematte (13.5.)
Tag 14 - Sigi, du fehlst! (14.5.)
Tag 15 - Halbzeit (15.5.)
Tag 16 - Beim Frisör (16.5.)
Tag 17 - Für Lisa (17.5.)
Tag 18 - Hunger auf Kultur (18.5.)
Tag 19 - Gratis-Essen für alle (19.5.)
Foto: Bundessozialministerium Österreich (Wien).