Prügelspiele müssen vor allem bunt und laut sein! Am besten haben die Helden auch noch Zackenhaare und fünfzig Superformen! Wer dieser Ansicht ist, kommt bei Dragon Ball seit jeher auf seine Kosten. Aber was hat der Otto-Normal-Prügelfan davon? Einen Satz schmerzende Augen ...
Für die einen sind sie die Helden der Jugend, für den anderen einer der Gründe für dessen Verfall. Die Anime-Serie Dragon Ball erfreut sich in Fernost anhaltender Beliebtheit und ist seit mehr als einer Dekade auch aus dem deutschen Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Was als simple Abenteuergeschichte um Affenjungen Son-Goku begann, entwickelte sich aber mit wachsender Popularität zu einem Wirrwarr aus banalen Handlungssträngen und absurden Figuren. Aber Action musste sein, immerhin handelt es sich um einen Shonen-Titel, also ganz auf die Bedürfnisse der heranwachsenden Jungen zugeschnitten: Kämpfe, Superkräfte und ordentlich Klamauk.
Bei den Spielablegern scheiden sich die Geister. Während Anhänger der Fernsehserie nostalgisch werden und endlich in die bunten Häute ihrer Helden schlüpfen können, fragen sich Neulinge verdutzt, was das alles soll - sein soll, bedeuten soll, ja wie man das überhaupt spielt! Kurze Antwort: wie ein ganz besonders simples Prügelspiel. Das Kämpferfeld von Dragon Ball - Raging Blast 2 wirkt anfangs gigantisch, fast jedes Gesicht aus der Serie, egal ob tragend oder aus einem Nebensatz, findet sich in der Charakterauswahl wieder oder darf freigespielt werden. Damit nicht genug hat jede Figur auch noch diverse Transformationsstufen, die sich vornehmlich, nun ja, durch eine andere Haarfarbe oder Muskulatur definieren. Und natürlich diverse Superkräfte, versteht sich.
Im Galaxy Modus dürft ihr euch durch verschieden schwere Mission hindurchprügeln, die von einfachen "Besiege den Gegner" bis komplexen Aufgaben unter Zeitdruck, Verlust der Lebensenergie et cetera variieren. Im Turniermodus stellt ihr euch in Viererschritten den antretenden Gegnern und schließlich dem Endboss. Beiden Modi gemein: Mit jedem Sieg schaltet ihr verschiedene Boni frei, meist mehr oder minder hübsche Grafiken aus Manga und Serie, die im Museum bestaunt werden dürfen, oder erweiterbare Fähigkeiten und Super-Moves. Mit denen kann man dann seinen Lieblingscharakter ausstaffieren, auf dass er noch effektiver in diverse Hintern tritt.
Das Drumherum ist dennoch marginal ausgefallen. Außer einem markigen Spruch vor Kampfbeginn gibt es nichts über die Figuren zu erfahren, Serienneulinge gucken in die Röhre, im Notfall die TV-Röhre, um sich zu informieren. Eine Kampagne oder ähnliches gibt es hier nicht. Dadurch reduziert sich der Kämpferalltag auf schnödes Sammeln von Extras, mit denen man noch mehr Kämpfe und Missionen bestreitet, die zu selbigem führen. Ein großes Ganzes sucht ihr vergebens, Dragon Ball Raging Blast 2 richtet sich an Serienkenner und Komplettisten.
Nur diese kommen hier auf ihre Kosten, denn die grafische Präsentation macht mit ihrem Mix aus Cell-Shade und 3D nur im Standbild was her. Im Kampfgeschehen enttäuschen die leeren und einfallslosen Areale, in denen schon in der Fernseh-Serie oder dem Manga minutenlange Wort- und Faustgefechte ausgetragen wurden. Spannender macht es das nicht. Die Animationen der Helden gehen zwar in Ordnung, können aber ob der arg simplen Kampfmechanik nicht zu vollem Zuge kommen.
Mit zwei Angriffstasten verkettet ihr schlichte Schlagserien, bei denen sich der Held dem Opfer hinterher teleportiert. Denn Markenzeichen der Serie sind auch kilometerweite Flüge durch die Luft und im Weg stehende Felsen oder Häuser. Viele Variationen gibt es hier nicht, da müssen schon die Spezialattacken her. Diese sind aber nicht per Tastenkombinationen, sondern per rechtem Analogstick auszulösen - sofern genug Energie dafür gesammelt wurde. Ohne diese geht nichts. Gut, dass man sie per Digikreuz aufladen kann, doof aber, dabei schutzlos den Angriffen des Gegners ausgeliefert zu sein.
Dynamische Schlachten kommen so jedenfalls nicht zustande. Aufladen, Simpel-Kombo, Nachsetzen, Aufladen, Super-Move und so weiter. Besonders das andauernde Kräftesammeln nervt mit der Zeit, wenn das mühevoll zusammengeklaubte Spezialmanöver dann ins Leere geht und die Energie wieder futsch ist. Fortan kämpft ihr also mit den immergleichen, hektischen Kombinationen. Langweilig. Zudem sind die Über-Manöver selten interessant anzusehen, meist bleibt es bei großspuriger Pose und anschließendem buntem Nebel.
Das war es schon? Ah ja. Der Getroffene fliegt trotzdem krachend zu Boden und die herumliegenden Felsen verschmelzen nebenbei mal ineinander. Beim Kämpfen in der Luft bleibt es außerdem oft beim Kampf mit der Luft, denn die ultimative Freiheit in alle Himmelsrichtungen birgt auch das ultimative Suchen nach dem Gegner. So etwas mag als Anime schön choreographiert nett anzusehen sein, als Spielelement ist es schlicht überflüssig.
Pro:
- Große Figurenauswahl
- Einige freispielbare Boni
- Serienfans entdecken viel
Kontra:
- Charaktere ähneln sich stark
- Unspektakuläre Inszenierung
- Kampagne fehlt gänzlich
- Dauerndes Aufladen für Spezialmanöver nervt
- Fade Kampfareale mit Grafik-Fehlern
- Zu viel zwecklose Bewegungsfreiheit
- Karge Präsentation
Fazit:
Kame-Hame-Ha(ste Alles schon mal besser gesehen)! Man kann die Dragon-Ball-Helden lieben oder hassen, aber mit dieser neuen Episode werden höchstens Hardcore-Serienliebhaber ihre Freude haben. Die unzähligen Varianten eines Helden, sei er nun mit XY verschmolzen oder ZX zusammengemorpht, ringen dem unbedarften Spieler nur ein müdes Gähnen ab: Zu identisch sind die Fertigkeitenpaletten ausgefallen. Witzige oder sehenswert inszenierte Angriffe sind die Ausnahme. Und wer soll ohne Hintergrundgeschichte dauerhaft bei Laune gehalten werden? Höchstens mit einem zweiten wissenden Drachenballartisten lässt sich hier dauerhaft etwas Spielspaß herauskitzeln. In Sachen Design war die Reihe aus meiner Sicht niemals ein Höhepunkt. Wie auch, wenn sich aus veränderter Haarpracht oder Körpergröße schon ein anderer Charakter ergibt? Hier steckt auch das verschwendete Potential, denn mit etwas mehr Liebe zum Detail und Freude an den eigenen Figuren und ihrer Präsentation hätte Dragon Ball Raging Blast 2 tatsächlich den einen oder anderen Verweigerer bekehren können. Dass das auch besser geht, zeigte jüngst Dragon Ball Z - Tenkaichi Tag Team auf PSP. So bleibt Raging Blast 2 ein selbstgefälliger Nachfolger, der nur bei einem Nischenpublikum auf Verehrer treffen wird.