Alles, was schlecht ist
Jannis, wenn du deine beiden Mitmusiker beschreiben müsstest, wie würden sie dabei wegkommen?
Jannis Kaffka: Zwischen mir und meinem Bruder Lenne am Bass gibt es
einen großen Mentalitätsunterschied. Er ist der Mann für gezielte,
trockene Sprüche auf der Bühne. Er ist das ruhige Zentrum in der Mitte,
während unser Schlagzeuger Martin sehr beweglich ist und viel mit seinem
Körper arbeitet. Er hat sogar mal eine Clownsausbildung gemacht!
Apropos Clown - ist eure Art von Humor in den Texten nicht auch auf jüngere Zuhörer ausgerichtet?
Kaffka: Das wäre sehr kalkuliert. Nein, das ist unsere Art, die Welt zu
sehen und zu beschreiben. Wir haben Leute, die über 60 sind und zu
unseren Konzerten kommen, weil sie uns witzig finden. Humor ist eine
knifflige Angelegenheit, wir sind ja auch keine Comedyband. Aber diese
Ausdrucksweise passt einfach am besten zu uns. Und mit Humor kann man
auch Dinge subtil anprangern.
Wie in eurem neuen Song "König gewöhnlich". Macht ihr euch da über das humorlose Kleinbürgertum lustig?
Kaffka: Das kann man schon so sagen, aber wir nehmen uns da nicht raus.
Das Spießige, dieses täglich akzeptierte Doofsein, das bisschen
Rassistischsein: Das finden wir schon gefährlich. Aber den harmlosen
Anteil kennen wir alle - ich habe etwa einen Brettspielnerdismus, muss
ich zugeben.
Bevor ihr nach Hamburg gezogen seid, wart ihr sehr Hildesheim-patriotisch - und habt sogar eine Hymne auf die Stadt geschrieben.
Kaffka: Wir schreiben auf jede Stadt, in der wir spielen, eine
Antihymne. Darin erzählen wir, was an der Stadt schlecht ist, und nicht,
was an ihr gut ist. Aber wir bleiben Hildesheim sehr verbunden.
30.01.2014
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