29 subscriptions and 7 subscribers
Article

Wie geht's mit dem Sport nach der Corona-Infektion weiter?

Nach einer Corona-Infektion sollte man nicht zu schnell und am besten mit medizinischer Betreuung wieder mit dem Sport anfangen.

Eine Corona-Erkrankung kann selbst Leistungssportler eine Weile ausknocken. Doch wie gelingt der Wiedereinstieg ins Training nach der Corona-Quarantäne?

Seit Beginn der Pandemie wurden in Deutschland knapp 23,5 Millionen Corona-Infektionen registriert (Stand: 19.04.2022). Ob mit Symptomen oder ohne, fest steht: Mit dem Sport ist es dann erst einmal vorbei. Und wer sein Sport-Progamm nach überstandener Corona-Infektion wieder aufnehmen möchte, steht vor zwei wichtigen Fragen:

Wie lange kein Sport nach Corona-Infektion?

Wie lange kein Sport nach Corona-Infektion?

Wie lange die Pause sein muss, hängt davon ab, wie heftig die Infektion war. Der Koblenzer Kardiologe Felix Post unterscheidet zwischen vier Krankheitsverläufen:

  • Asymptomatisch
  • Symptomatisch ohne Lungenentzündung
  • Symptomatisch mit Lungenentzündung
  • Symptomatisch mit Herzmuskel-Entzündung (Myokarditis)

"Corona-Infizierte ohne Symptome, die zufällig oder beim Routine-Screening positiv getestet wurden, sollten zwei Wochen keinen intensiven Sport betreiben", sagt Post. Er meint, wer sich nach sieben Tagen freitestet oder nach zehn aus der Isolation raus ist, kann locker mit dem Training beginnen, sollte insgesamt aber trotzdem zwei Wochen warten, bis er hart trainiert.

Corona-Erkrankte mit Symptomen, aber ohne Lungenentzündung sollten seiner Meinung nach zwei bis vier Wochen pausieren. Wenn eine Lungenentzündung dazukommt, sind mindestens vier Wochen Pause angesagt. Für Corona-Patienten, die sogar eine Myokarditis, also eine Herzmuskel-Entzündung, hatten, kann Post keine klare Ansage machen: "Dann ist die Uhr ganz neu gestartet, das sind dann längere Ausfallzeiten - sehr individuell."

Heftige Rückschläge nach Corona-Erkrankung auch im Leistungssport

Beispiele, wie hart der Corona-Virus zuschlagen kann, gibt es viele: SC-Freiburg-Verteidiger Jonathan Schmid fiel nach seiner Corona-Infektion mehrere Monate aus, der Ringer-Weltmeister Frank Stäbler hatte nach seiner Corona-Erkrankung sogar 20 Prozent seines Lungenvolumens verloren und auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio extra einen Atem-Trainer engagiert.

Wichtig ist, dass sich Sportlerinnen und Sportler genügend Zeit nehmen, sich auszukurieren. Denn wer zu früh auf den Platz zurückkehrt, kann schnell eine böse Überraschung erleben. Hendrik Wagner von den Eulen Ludwigshafen fuhr zum Beispiel zur Handball-EM nach Bratislava. Doch nach seiner Corona-Infektion reichte die Luft nur für wenige Minuten. Der Nordische Kombinierer Erik Frentzel schaffte es bei seinem Staffellauf bei den Olympischen Winterspielen in Peking sogar bis ins Ziel - wo er dann völlig erschöpft zusammengebrochen ist.

Darum ist das Wie bei der Rückkehr ins Training noch wichtiger als das Wann. Denn "was man häufig falsch einschätzt: Viele Freizeit-Sportler trainieren genauso hart oder noch härter als Profi-Sportler", meint Post. "Fußball in unteren Ligen ist genauso anstrengend für den Spieler wie für den Bundesliga-Spieler. Der macht es wahrscheinlich technisch geschickter, aber die Anstrengung ist die gleiche."

Sven Herzog ist Athletik-Trainer bei Mainz 05 und beschäftigt sich aktuell mit der Wiedereingliederung seiner Profifußballer. Dort hatten sich 13 Spieler und mehrere Betreuer mit Corona infiziert und waren auch nach der fälligen Corona-Isolation und negativen Corona-Tests nicht wirklich spielfähig.


Die Profifußballer von Mainz 05 ließen es langsam angehen

"Wir werden niemanden reinwerfen, wo wir das Gefühl haben, der kommt da nicht durch", sagt Herzog im Interview mit SWR Sport. "Wir haben das Training in drei Gruppen aufgeteilt: Die Jungs, die die ganze Zeit normal trainieren konnten, die Jungs, die erst am Wochenende aus der Corona-Isolation gekommen sind, und die, die so dazwischen stehen."

Nach der Corona-Quarantäne war es wichtig Stück für Stück heranzutasten

Spieler, die frisch aus der Isolation oder der Quarantäne kommen, machten laut Herzog erstmal drei lockere Einheiten ohne Ball, damit sie überhaupt für ein individuelles Balltraining infrage kommen. "Dann nochmal mindestens zwei individuelle Trainingseinheiten mit dem Ball und erst dann folgt die Integration oder Teilintegration ins Mannschaftstraining."

Was für den Fußball gilt, gilt auch für Individualsport. Auch da heißt es: nach der Corona-Infektion nicht sofort wieder an der Stelle ins Training einsteigen, an der man vor der Infektion aufgehört hat. Auch, wenn Herzog betont: "Es ist ja auch nicht so, dass man innerhalb von zwei Wochen die gesamte Fitness, die man sich über einen langen Zeitraum erarbeitet hat, gänzlich verliert."

Dennoch sagt auch er: "Das Problem ist, dass es bei Covid keine lineare Gleichung gibt. Es gibt Jungs, die nach zwei, drei Tagen im Trainingsprozess merken, dass die doch nochmal einen Gang zurückschalten müssen." Ein gutes Körpergefühl ist daher wichtig.

Medizinische Betreuung ist extrem wichtig

Auch wenn die Belastung für den Körper gleich ist, bei der medizinischen Betreuung sind die meisten Freizeit-Sportler gegenüber den Profis unterlegen: "Der Spieler von Mainz 05 ist hervorragend untersucht", meint der Kardiologe Post, der Mainz 05 selbst einige Jahre betreut hat. "Die Ärzte dort wissen genau; Der asymptomatische Spieler braucht eine Untersuchung, eine Anamnese. Ist er erkrankt, braucht er einen Herz-Ultraschall, ein Belastungs-EKG, ein Echo. Und das bekommen die alle. Und die bekommen noch mehr."

Athletik-Trainer Herzog wird noch genauer: "Wir haben tägliche Messungen, wo wir Herzfrequenzen, Herzratenvariabilität (also die zeitlichen Variationen zwischen den Herzschlägen messen, Anm. d. Red.) und mehr messen und das Training daraufhin mit den Ärzten abstimmen."

Leistungen bei der Krankenkasse abfragen

"Der Freizeit-Sportler bekommt das alles nicht", meint Post. "Und der Freizeit-Sportler ist sehr, sehr ehrgeizig. Da haben wir viel mehr Probleme als im Leistungssport - was wir auch im Alltag sehen." Immerhin: Einzelne Krankenkassen bezahlen oder bezuschussen auch bei Hobby-Sportlern einmalig eine sportmedizinische Untersuchung inklusive Leistungsdiagnose via Laktat-Tests oder Spiroergonometrie, wenn sie nach längerer Pause wieder ins Training einsteigen wollen.

Mit der langfristigen und systematischen medizinischen Begleitung von Profi-Sportlern ist das jedoch nicht zu vergleichen. Dennoch lohnt es sich, vor dem Wiedereinstieg ins Training mit der Krankenkasse und dem Hausarzt zu sprechen. Denn wer mit einer verschleppten und nie ganz ausgeheilten Herzmuskel-Entzündung oder einem Lungenschaden trainiert, kann langfristige Schäden davontragen. "Und in einem Punkt unterscheidet sich Corona nicht von anderen Virus-Erkrankungen", meint Felix Post, "dass man mit einem schwerwiegenden Infekt nicht trainieren soll, ist gar nicht so neu."

Original