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René Schoofs - der "Bürgermeister" von Bietigheim

"Bürgermeister" René Schoofs ist mit den Bietigheim Steelers in die DEL aufgestiegen.

René Schoofs ist seit 20 Jahren bei den Bietigheim Steelers und hat mehr als 1.000 Zweitliga-Spiele für die Schwaben gemacht. Jetzt will der "Bürgermeister" auch die DEL aufmischen.

Als René Schoofs gegen den ERC Ingolstadt aufs Eis stürmte, ging für ihn ein Traum in Erfüllung. Endlich DEL. "Jetzt hier zu sein, ist einfach Wahnsinn." Ein Traum, auf den er 20 Jahre lang hingearbeitet hat.

Als Schoofs 2001 mit dem Profi-Eishockey anfing, hießen die Steelers noch SC Bietigheim-Bissingen und die DEL2 noch 2. Eishockey-Bundesliga. Seitdem hat der 36-Jährige in mehr als 1.000 Pflichtspielen für die Steelers die Knochen hingehalten, ist mit ihnen fünfmal deutscher Zweitliga-Meister und zweimal Pokal-Sieger geworden. Trotz der vielen Erfolge: Der Weg in die DEL war lange Zeit versperrt für ihn. Weil es aus der DEL zwar lose Anfragen gab, "ich das Thema aber nie wirklich wirklich forciert habe, da es in Bietigheim einfach gepasst hat", und für die Steelers eben auch.


Schoofs und die Steelers mussten lange auf die DEL warten

Die Gesellschafter der DEL-Teams haben sich lange gegen Auf- und Absteiger gewehrt. Ihnen war das Risiko, nach einem Abstieg sofort in die Pleite zu rutschen, zu groß. Daher haben sie die DEL seit 2006 zur geschlossenen Gesellschaft erklärt. Dreimal hatten die Steelers die Gelegenheit, sich in Deutschlands Elite-Liga einzukaufen. Doch in allen drei Fällen ließen sie anderen den Vortritt: "Es war immer unser Ziel, dass wir uns sportlich für die DEL qualifizieren", sagt Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch.

Aber es hatte auch wirtschaftliche Gründe, dass 2008 die Kassel Huskies, 2013 die Schwenninger Wild Wings und 2016 die Fishtown Pinguins aus Bremerhaven anstelle der Steelers in die DEL eingezogen sind. Und René Schoofs musste weiter von seinem Erstliga-Debüt träumen.

Nach der DEL2-Meisterschaft 2021 war es endlich soweit: Die DEL hatte dem großen Wunsch der Eishockey-Fans nachgegeben und zur laufenden Saison wieder einen Aufsteiger zugelassen. Sportlich haben sich die Steelers die große Bühne erkämpft. Diesmal hat es auch wirtschaftlich gepasst. Ein Glücksfall für Schoofs, der sich seinen Traum im Herbst der Karriere doch noch erfüllen kann.


Der "Bürgermeister" ist ein richtiger Malocher

In Bietigheim nennen sie ihn den "Bürgermeister", weil er schon so lange da ist, weil er die Stadt kennt und fast jeder dort ihn kennt. Und weil er in einer Branche, in der viele Spieler 5, 10 oder gar 15 Klubs in ihrer Biographie stehen haben, bei den Steelers eine Integrationsfigur ist. "Wenn man mit René in Bietigheim unterwegs ist, weiß jeder: Hier kommt der Bürgermeister", erzählt Steelers-Stürmer Alexander Preibisch.

"Er ist ein ganz entspannter Familien-Mensch. Wenn Du irgendwelche Fragen hast oder irgendwas brauchst, hilft er Dir immer gerne. Er ist auf dem Eis und neben dem Eis ein ganz, ganz netter Mensch." Vermutlich passt Schoofs auch deswegen so gut in einen Klub, der seinen Spielern bei der Suche nach einem Kita-Platz oder dem richtigen Kinderarzt hilft.

Sportlich ist Schoofs eher ein Malocher. "Der René schmeißt sich in jeden Puck rein, der schmeißt sich in jeden Gegner rein", lobt Preibisch. "Der kämpft bis zum Umfallen, das ist Wahnsinn." Ein typischer Zwei-Wege-Stürmer. Bedeutet, dass er in einer Sturm-Reihe spielt, sich da aber defensiven Aufgaben widmet. Deswegen setzt Steelers-Trainer Daniel Naud ihn auch so gerne ein, wenn Bietigheim in Unterzahl antreten muss: "René ist sehr verantwortungsvoll. Es ist für uns im ersten DEL-Jahr sehr wichtig, dass wir so einen erfahrenen Spieler haben, der die jüngeren Spieler führen kann."


Schoofs wird in Bietigheim zur Vaterfigur

In einer Reihe mit Robert Kneisler (20) und Fabjon Kuqi (20), die beide aus dem eigenen Nachwuchs kommen, ist Schoofs laut Chefcoach Naud "so etwas wie eine Vaterfigur". Er soll die Jungen anleiten, sie stark reden und mit dafür Sorgen, dass sie sich Stück für Stück ans DEL-Niveau anpassen. "Mehr als 1.000 Spiele, das ist schon brutal. Er gibt einem Tipps und hilft einem, sich selbst auf dem Eis weiterzuentwickeln", sagte Kneisler über seinen Sturmpartner.

Und Schoofs nimmt die Papa-Rolle an: "Die geben Gas, die arbeiten richtig hart. Und es macht auch Spaß, die beiden ein bisschen zu leiten, zu sagen, daran müssen wir arbeiten, hier müssen wir das machen. Das hat die ersten Spiele ganz gut geklappt. Wegen mir kann es so weitergehen."

Wie lange es für ihn noch weitergeht, kann Schoofs noch nicht sagen. Für ihn und die Bietigheim Steelers zählt erstmal nur der Klassenerhalt. Und danach? "Mal sehen", sagt Schoofs. Den Bachelor in Fahrzeugtechnik hat er seit 2015 in der Tasche. "Trainer oder eine andere Funktion im Jugendbereich könnte ich mir auch vorstellen." Ein politisches Amt wird er wohl eher nicht anstreben. Warum auch? Bürgermeister ist er ja schon.

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