Evolve im Test Evolution oder Revolution? 13 Fotos
Endlich ist es soweit - Evolve ist im Handel erhältlich. Seit das Spiel des kalifornischen Entwicklers Turtle Rock angekündigt wurde, warten Spieler sehnsüchtig auf das neueste Spiel der "Left 4 Dead"-Macher. Mit etlichen Awards von der gamescom und der E3 sind die Erwartungen an den Titel dementsprechend groß. Sogar um den begehrten Titel „Spiel des Jahres" hat Evolve wohl ein Wörtchen mitzureden. Ob das Spiel überzeugen kann, verraten wir euch im Test.
Das Spielprinzip hört sich nach einer riesen Portion Spaß an: Vier Spieler kämpfen gemeinsam gegen ein übermächtiges Monster, das im Idealfall auch von einem menschlichen Spieler kontrolliert wird. Dass ein sogenannter Koop-Shooter eine ganze Menge Koordination und natürlich auch Können der im Team spielenden Mitstreiter abverlangt, steht dabei außer Frage.
Aber ist es nicht unfair, wenn vier gut ausgerüstete und schwer bewaffnete Jäger einen einzelnen Spieler jagen und bekämpfen? Um diese Frage beantworten zu können genügt ein kurzer Blick auf die drei zum Launch verfügbaren Monster: Da wäre zum einen der Goliath, der ein - besonders im Nahkampf - versierter Brocken ist, die Krake, die nicht zuletzt wegen ihrer Beweglichkeit und des Aussehens ein bisschen an das namensgebende Alien aus den Filmen erinnert und zu guter Letzt der Geist, der mit seinen vernichtenden Angriffen die Jäger aus dem Hinterhalt attackieren kann. Überflüssig hervorzuheben, dass sich diese drei Kreaturen mehr als zu helfen wissen.
Auf der PirschWer zuerst als Jäger sein Glück versuchen möchte, dem wird sofort auffallen, dass sich Evolve nicht wie jeder andere Shooter spielt. Nicht nur das sich die vier verfügbaren Klassen, die jeweils zwei weitere freispielbare Charaktere mit neuen Fähigkeiten bieten, grundliegend voneinander unterscheiden, auch die eigene Spielweise muss zwingend an die Rolle im Team angepasst werden.
Wer Sanitäter spielt sollte versuchen sich aus Gefechten rauszuhalten, während Schützen an vorderster Front kämpfen sollten. Denn: Ist der Sanitäter erst einmal tot, gibt es nur wenig Hoffnung für die Jäger das Monster bezwingen zu können.
Die weiteren Klassen sind der Fallensteller und Support. Der Fallensteller ist aufgrund der Fähigkeit „ Mobile Arena " ein wichtiger Mosaikstein im Team. Für eine gewisse Zeitspanne sind die Jäger mit dem Monster in einem Bereich eingeschlossen - optimal um auf Konfrontation mit dem Feind gehen zu können. Der Supporter kann nicht nur großen Schaden anrichten, sondern auch die Mitstreiter stärken indem er sie für eine kurze Zeit unsichtbar macht, oder den erlittenen Schaden absorbiert.
Mit einem Landungsschiff wird die Gruppe zu Beginn einer Partie auf der Karte abgeworfen. Das Monster hat zu diesem Zeitpunkt schon einen kleinen Vorsprung der ihm Zeit verschafft. Um als Jäger das Monster zu lokalisieren gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die einfachste ist es stets Daisy hinterher zu rennen. Daisy ist der Bluthund der Fallenstellerin Maggie und erschnüffelt die Fährte des Monsters.
Alternativ können alle Gruppenmitglieder den Fußspuren des Monsters folgen, oder auf tote Tiere, aufgeschreckte Vögel und zerstörte Flora achten. Dabei schlägt man sich durch optisch sehr ansehnliche Außengebiete, die einem Dschungel oder einem Wald darstellen. Je nachdem wie sich der Feind anstellt, kann die Suche nach dem Monster einige Minuten dauern, doch ist das Monster einmal ausgemacht, ist die Konfrontation in den meisten Fällen nicht zu vermeiden. Hilfreich dabei ist das Jetpack, dass jedem der vier Jäger zur Verfügung steht. Damit könnt Ihr selbst steile Wände erklimmen oder Abgründe sanft heruntergleiten.
Vom Jäger zum GejagtenWährend die Jäger in Evolve im Großen und Ganzen einen Ego-Shooter spielen, sieht es auf der Seite des Monsters anders aus. Goliath, Krake und Geist steuern sich aus der dritten Person. Zu Beginn einer Partie sollte man schleunigst Land gewinnen, denn je nachdem aus welcher Position die Jäger angreifen, kann die Verteidigung zu einer großen Herausforderung werden.
Daher müssen wir als Monster anfangs versuchen die auf der Karte herumstreunenden NPC-Monster zu töten und zu essen. Dadurch gewinnt wir an Kraft und einige Mahlzeiten später entwickelt sich das fiese Vieh weiter: Evolution sei Dank!
Insgesamt kann das Monster bis Stufe Drei aufsteigen, um danach selbst in die Offensive gehen zu können. Doch schon mit Level Eins sind die Monster alles andere als hilflos: Mit vier verschiedenen Attacken kann das Spiel auch bereits nach wenigen Minuten zugunsten des Ungetüms beendet sein. Falls ein Gefecht mit den Jägern anders verläuft als geplant, gibt es meist nur noch die Option des Rückzuges, um später mit neuer Stärke wieder zuzuschlagen.
Eiersuche und LebensretterNeben dem klassischen Evolve-Spielmodus " Jagd" bietet das Spiel noch einige weitere Multiplayermodi: Defend, Evacuation, Rescue und Nest. Besonders letzterer ist eine willkommene Abwechslung zur üblichen Monsterjagd.
Im Spielmodus "Nest" sind es primär die Eier des Monsters, die uns interessieren. Überall auf der Karte versteckt befinden sich diese Eier und müssen von den Jägern zerstört werden. Das Monster und seine Brut haben da natürlich auch noch ein Wörtchen mitzureden und versuchen, ihre Nachkommen zu schützen.
Im Modus "Rescue" liegt es an den Jägern auf der Karte verirrte Menschen vor dem Monster zu retten und in Sicherheit zu bringen. Evacuation hingegen ist ein Mix aus allen Spielmodi und gleicht ein bisschen einer Kampagne. In fünf Abschnitten duellieren sich Jäger und Monster in den unterschiedlichen Spielmodi und entscheiden über das Schicksal der Menschheit. Bei Defend müssen die Jäger ein Ziel vor anrückenden Monstern sichern. Letztlich zeigt sich aber in den Statistiken des Multiplayer-Modus, dass die klassische Jagd unter den Spielern bislang am beliebtesten ist.
Ein Grund für die Spieltiefe von Evolve ist mit Sicherheit die große Abwechslung. Die unterschiedlichen Klassen mit verschiedenen Charakteren, die verschiedenen Perks und das asymmetrische Gameplay machen jede Partie einzigartig.
Wichtig: Spieler sollten mit jeder Rolle vertraut sein, denn im Internet kann es vorkommen, dass die gewünschte Rolle bereits vergeben ist. Die gut gemachten Tutorials helfen Neulingen dabei sehr. Denn wie schon erwähnt ist es auf der Seite der Jäger überlebenswichtig zu wissen, welche Rolle welche Klasse ausfüllen muss. Ein gutes Monster bestraft jeden Fehler seiner Verfolger. Übrigens: Findet sich niemand der das Monster spielen möchte, wird dieser Platz von einem computergesteuerten Bot übernommen. Wie auch im Solo-Modus agieren diese meist klug und füllen ihre Rolle gut aus.
Effektfeuerwerke im tiefsten WaldDie meisten Arenen in Evolve sind von Grund auf eher dunkel. Die sehr saubere Grafik und die gestochen scharfen Texturen, die auf dem PC sogar in 4K zu bewundern sind, rücken daher etwas in den Hintergrund.
Dafür gibt's besonders in Feuergefechten einiges für das Auge: Spektakuläre Effekte und bombastische Explosionen machen diese Sequenzen zu einem Augenschmaus. Aber auch für die Ohren bietet Evolve einiges: Die sehr stimmigen Soundeffekte und die brachiale Action im Kampf sind hervorragend eingefangen.
DLC, Season Pass oder Mikrotransaktionen?Leider wird in diesen Tagen zu wenig über das eigentliche Spiel, als viel mehr über das fragwürdige Bezahlmodell geredet. Wer in den Ingame-Shop schaut wird feststellen, dass Evolve noch viel mehr Inhalte zum Kauf anbietet. Wer sich als Monster optisch von seinen Artgenossen unterscheiden möchte, der muss wieder in die Tasche greifen - selbst wenn er einen Season Pass besitzt. Daher können wir den Unmut einiger Spieler verstehen.
Denn: Wer 50-60 Euro für ein Spiel auf den Tisch legt und zudem noch einen Season Pass für 25 Euro kauft, sollte Zugang zu allen Extras des Spiels erhalten - selbst wenn es nur optische Anpassungen sind, die keinerlei Auswirkungen auf das Spiel haben. Dennoch beschränken wir uns bei der Bewertung des Titels nicht auf das Bezahlmodell, sondern nur auf das Spiel selbst.
FazitJa, Evolve hat es geschafft. Zwar hat das Spiel nicht das Genre der Ego-Shooter neu erfunden, aber mit Sicherheit „(r)Evolutioniert". Das einmalige asymmetrische Gameplay und die vielen Stunden die man in das Spiel investieren kann, rechtfertigen den Kauf allemal.
Auch das Gesamtpaket stimmt: Brilliante Next-Gen-Optik, ein ungemein atmosphärischer Sound und eine coole Aufmachung lassen alle Daumen nach oben schnellen. Nach dem Erfolg von Left 4 Dead kann der Entwickler Turtle Rock einen weiteren großen Wurf landen.
Ein kleiner Hinweis sei allerding noch erlaubt: Neue Spieler brauchen wohl ein bisschen Geduld um sich in Evolve zurechtzufinden. Das anspruchsvolle Gameplay und die vielen Möglichkeiten sind nichts für Casual-Gamer.
Evolve bekommt von uns 9 von 10 gestellte Fallen, 85 von 100 aufgespürte Fährten und 4 von 5 erledigte Monster.Evolve ist ab sofort erhältlich für Xbox One, PlayStation 4 und PC.